Filme
Voll und ganz: Bruno Ganz wird 75
Engel, Hitler, Almöhi: Ganz hat mit den innovativsten Regisseuren seiner Zeit gearbeitet – beim Film und am Theater. Was soll man einem solchen Schauspieler zum Geburtstag wünschen? Ein simples “Weiter so”!
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Unerhörtes Debüt
Student Bernard in “Der sanfte Lauf” ist 1967 Bruno Ganz’ erste Kinohauptrolle. Der Film zeigt nicht die lauten, gesellschaftlichen Schlachten der 60er Jahre, sondern die alltäglichen und beiläufigen Kämpfe, denen Ganz in seinem Debüt spürbare Tiefe verleiht. Ein Film mit Schlagkraft, gedreht im Geiste des “Oberhausener Manifests”, der Kampfansage an das verstaubte Nachkriegskino.
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Verhandlung mit Graf Dracula
Nach seinem Debüt dauerte es fast zehn Jahre, bis der Theaterschauspieler Ganz wieder auf der Kinoleinwand zu sehen war. Das Warten hat sich gelohnt: Ab Mitte der 1970er Jahre klingelte das Who-is-Who des deutschen Films bei ihm an: Wim Wenders, Peter Handke – und Werner Herzog. Mit ihm drehte er an der Seite von Klaus Kinski 1979 “Nosferatu”.
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Der Denkspieler
1981 buchte ihn ein weiterer bekannter Regisseur: Volker Schlöndorff. In “Die Fälschung” spielt Bruno Ganz einen Journalisten, der über den Bürgerkrieg im Libanon berichten soll. Zunächst skrupellos, gerät er mehr und mehr in eine Arbeits- und Lebenskrise. Bruno Ganz zählte mittlerweile zu den wichtigsten Schauspielern des Neuen Deutschen Films.
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Himmlischer Botschafter
Ein Meilenstein für Bruno Ganz: “Der Himmel über Berlin” von 1987. In dem Kultfilm von Wim Wenders spielt er an der Seite von Theaterkollege Otto Sanders einen sensibel-grüblerischen Engel, der sich in einen Menschen verliebt. Gedreht vor der Kulisse des geteilten Berlins zählt der Film zur weltweiten Filmgeschichte – und wurde 1998 als “Stadt der Engel” mit Nicolas Cage von Hollywood adaptiert.
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Was für ein Theater!
Geboren 1941 in Zürich wuchs Bruno Ganz in einer Arbeiterfamilie auf. Eine Schauspielkarriere passte da zunächst nicht in das Familienbild. Noch weniger, dass Bruno die Schule abbrach und zum Theater ging. Schon mit Anfang 20 war er ein gefeierter Theaterstar, spielte in Göttingen, Bremen und Berlin. Trotz Filmerfolgen blieb er seinen Anfängen treu, wie hier 1986 an der Schaubühne in Berlin.
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Theatergeschichte
Immer wieder arbeitet Bruno Ganz mit Regisseuren zusammen, die Film- oder Theatergeschichte schrieben. 2000 spielte er Faust – 21 Stunden lang! Die Mammutinszenierung von Peter Stein feierte auf der Weltausstellung Expo in Hannover Premiere, die Ganz leider verpasste: Bei Proben verletzte er sich schwer und musste ersetzt werden. Bei weiteren Aufführungen wie hier in Berlin war er dann dabei.
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Der Italiener
“Brot und Tulpen” – der Kinoerfolg machte Bruno Ganz 2000 wieder dem Massenpublikum bekannt. Er spielt einen nachdenklichen Kellner, der um die Liebe einer unglücklichen Ehefrau kämpft. Gedreht wurde auf Italienisch – Bruno Ganz ist Sohn einer Italienerin. Während der Dreharbeiten in Venedig verliebte sich Ganz in die Stadt und kaufte sich anschließend dort eine Wohnung.
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Freund und Schauspielpartner
Otto Sander und Bruno Ganz teilten unzählige Erfolge wie hier 2003 in “Ödipus” am Wiener Burgtheater. Zum Tod Sanders 2013 schrieb er: “Dennoch ließ sie uns nicht los, die Frage nach dem Wie. Es gibt Gesetze auf der Bühne. Wir forschten weiter, in der Kantine, in Kneipen, in Wohnungen, in der Garderobe, im Freien, (…) auf hoher See, in Bahnhöfen, auch an irgendeinem Sandstrand.”
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Unspielbar?
“Ich wusste ja, dass mir dieses Ding lange anhängen würde. Aber wie lange, das war mir nicht klar, als ich das Angebot angenommen hatte”, sagte Ganz der “Berliner Morgenpost” über seine Rolle als Adolf Hitler. In “Der Untergang” (2004) machte er Hitler zum Menschen, zeigte auch seine schwachen Momente. Darf man das? Bruno Ganz darf – seine Interpretation war nicht trivial, sie erzeugte Gänsehaut.
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Gemeinsamer Suizid
“Satte Farben vor Schwarz” heißt der kontroverse Film, den Bruno Ganz 2010 gemeinsam mit Senta Berger spielte. Wie seinen Lebensabend gemeinsam beenden, wenn der Mann an Krebs erkrankt? Das Ehepaar trifft eine radikale Lösung. Und die Kritik ist sich einig: Berger und Ganz sind ein perfektes Duo für die Leinwand.
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Gemeinsame Präsidentschaft
1600 Mitglieder gehören zur Deutschen FIlmakademie, darunter Schauspieler, Regisseure und Kameraleute. Jährlich vergeben sie den dotierten Filmpreis “Lola” in mehreren Kategorien. Ehrenvoll daher auch der Vorsitz. Von 2010 bis 2013 waren Iris Berben und Bruno Ganz das Präsidentenpaar der Deutschen Filmakademie.
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Von Preisen überhäuft
Bruno Ganz ist Ritter der französischen Ehrenlegion und seit 1996 als “bedeutendster und würdigster Schauspieler” Träger des Iffland-Ringes, der von Schauspieler zu Schauspieler verliehen wird. Hinzu kommt eine Fülle an Preisen – hier nur einige davon: Schauspieler des Jahres 1973, Europäischer Filmpreis 2000, Bundesverdienstkreuz 2006 und hier die Goldene Kamera fürs Lebenswerk 2014.
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Von Faust über Hitler zum Almöhi
Mit seiner Rolle als grimmiger und doch liebevoller Almöhi in der “Heidi”-Neuverfilmung hat Bruno Ganz 2015 einmal mehr seine Wandelbarkeit, Sensibilität und Tiefsinnigkeit den Figuren gegenüber bewiesen. Die kontroverse Rolle des Hitlers ist zwar noch präsent, überschattet aber seine Karriere nicht. Und ganz bestimmt wird er uns auch nach seinem 75. Geburtstag in zahlreichen Filmen überraschen.
Autorin/Autor: Nadine Wojcik
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Unerhörtes Debüt
Student Bernard in “Der sanfte Lauf” ist 1967 Bruno Ganz’ erste Kinohauptrolle. Der Film zeigt nicht die lauten, gesellschaftlichen Schlachten der 60er Jahre, sondern die alltäglichen und beiläufigen Kämpfe, denen Ganz in seinem Debüt spürbare Tiefe verleiht. Ein Film mit Schlagkraft, gedreht im Geiste des “Oberhausener Manifests”, der Kampfansage an das verstaubte Nachkriegskino.
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Verhandlung mit Graf Dracula
Nach seinem Debüt dauerte es fast zehn Jahre, bis der Theaterschauspieler Ganz wieder auf der Kinoleinwand zu sehen war. Das Warten hat sich gelohnt: Ab Mitte der 1970er Jahre klingelte das Who-is-Who des deutschen Films bei ihm an: Wim Wenders, Peter Handke – und Werner Herzog. Mit ihm drehte er an der Seite von Klaus Kinski 1979 “Nosferatu”.
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Der Denkspieler
1981 buchte ihn ein weiterer bekannter Regisseur: Volker Schlöndorff. In “Die Fälschung” spielt Bruno Ganz einen Journalisten, der über den Bürgerkrieg im Libanon berichten soll. Zunächst skrupellos, gerät er mehr und mehr in eine Arbeits- und Lebenskrise. Bruno Ganz zählte mittlerweile zu den wichtigsten Schauspielern des Neuen Deutschen Films.
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Himmlischer Botschafter
Ein Meilenstein für Bruno Ganz: “Der Himmel über Berlin” von 1987. In dem Kultfilm von Wim Wenders spielt er an der Seite von Theaterkollege Otto Sanders einen sensibel-grüblerischen Engel, der sich in einen Menschen verliebt. Gedreht vor der Kulisse des geteilten Berlins zählt der Film zur weltweiten Filmgeschichte – und wurde 1998 als “Stadt der Engel” mit Nicolas Cage von Hollywood adaptiert.
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Was für ein Theater!
Geboren 1941 in Zürich wuchs Bruno Ganz in einer Arbeiterfamilie auf. Eine Schauspielkarriere passte da zunächst nicht in das Familienbild. Noch weniger, dass Bruno die Schule abbrach und zum Theater ging. Schon mit Anfang 20 war er ein gefeierter Theaterstar, spielte in Göttingen, Bremen und Berlin. Trotz Filmerfolgen blieb er seinen Anfängen treu, wie hier 1986 an der Schaubühne in Berlin.
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Theatergeschichte
Immer wieder arbeitet Bruno Ganz mit Regisseuren zusammen, die Film- oder Theatergeschichte schrieben. 2000 spielte er Faust – 21 Stunden lang! Die Mammutinszenierung von Peter Stein feierte auf der Weltausstellung Expo in Hannover Premiere, die Ganz leider verpasste: Bei Proben verletzte er sich schwer und musste ersetzt werden. Bei weiteren Aufführungen wie hier in Berlin war er dann dabei.
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Der Italiener
“Brot und Tulpen” – der Kinoerfolg machte Bruno Ganz 2000 wieder dem Massenpublikum bekannt. Er spielt einen nachdenklichen Kellner, der um die Liebe einer unglücklichen Ehefrau kämpft. Gedreht wurde auf Italienisch – Bruno Ganz ist Sohn einer Italienerin. Während der Dreharbeiten in Venedig verliebte sich Ganz in die Stadt und kaufte sich anschließend dort eine Wohnung.
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Freund und Schauspielpartner
Otto Sander und Bruno Ganz teilten unzählige Erfolge wie hier 2003 in “Ödipus” am Wiener Burgtheater. Zum Tod Sanders 2013 schrieb er: “Dennoch ließ sie uns nicht los, die Frage nach dem Wie. Es gibt Gesetze auf der Bühne. Wir forschten weiter, in der Kantine, in Kneipen, in Wohnungen, in der Garderobe, im Freien, (…) auf hoher See, in Bahnhöfen, auch an irgendeinem Sandstrand.”
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Unspielbar?
“Ich wusste ja, dass mir dieses Ding lange anhängen würde. Aber wie lange, das war mir nicht klar, als ich das Angebot angenommen hatte”, sagte Ganz der “Berliner Morgenpost” über seine Rolle als Adolf Hitler. In “Der Untergang” (2004) machte er Hitler zum Menschen, zeigte auch seine schwachen Momente. Darf man das? Bruno Ganz darf – seine Interpretation war nicht trivial, sie erzeugte Gänsehaut.
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Gemeinsamer Suizid
“Satte Farben vor Schwarz” heißt der kontroverse Film, den Bruno Ganz 2010 gemeinsam mit Senta Berger spielte. Wie seinen Lebensabend gemeinsam beenden, wenn der Mann an Krebs erkrankt? Das Ehepaar trifft eine radikale Lösung. Und die Kritik ist sich einig: Berger und Ganz sind ein perfektes Duo für die Leinwand.
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Gemeinsame Präsidentschaft
1600 Mitglieder gehören zur Deutschen FIlmakademie, darunter Schauspieler, Regisseure und Kameraleute. Jährlich vergeben sie den dotierten Filmpreis “Lola” in mehreren Kategorien. Ehrenvoll daher auch der Vorsitz. Von 2010 bis 2013 waren Iris Berben und Bruno Ganz das Präsidentenpaar der Deutschen Filmakademie.
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Von Preisen überhäuft
Bruno Ganz ist Ritter der französischen Ehrenlegion und seit 1996 als “bedeutendster und würdigster Schauspieler” Träger des Iffland-Ringes, der von Schauspieler zu Schauspieler verliehen wird. Hinzu kommt eine Fülle an Preisen – hier nur einige davon: Schauspieler des Jahres 1973, Europäischer Filmpreis 2000, Bundesverdienstkreuz 2006 und hier die Goldene Kamera fürs Lebenswerk 2014.
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Von Faust über Hitler zum Almöhi
Mit seiner Rolle als grimmiger und doch liebevoller Almöhi in der “Heidi”-Neuverfilmung hat Bruno Ganz 2015 einmal mehr seine Wandelbarkeit, Sensibilität und Tiefsinnigkeit den Figuren gegenüber bewiesen. Die kontroverse Rolle des Hitlers ist zwar noch präsent, überschattet aber seine Karriere nicht. Und ganz bestimmt wird er uns auch nach seinem 75. Geburtstag in zahlreichen Filmen überraschen.
Autorin/Autor: Nadine Wojcik
In vielen Filmen spielte Bruno Ganz Hauptrollen, die später Filmgeschichte schrieben. Oder schrieben die Filme Geschichte, weil Bruno Ganz mitspielte? Vor allem sind es seine Rollen mit harten Brüchen und Sinnkrisen, die sich dem Zuschauer ins Gedächtnis brennen: ein skrupelloser Journalist im Libanonkrieg, ein gefallener Engel im geteilten Berlin, ein verstörter Adolf Hitler.
All diesen Rollen haucht Bruno Ganz unangestrengt Leben ein, als ob es nur diese eine Figur gäbe und danach keinen weiteren Film. “Ich neige dazu, mich mit meinen Figuren zu identifizieren und sage Sätze auch mit großer Überzeugung, an die ich nie im Leben glaube”, sagte
Bruno Ganz in einem DW-Interview. Als Adolf Hitler in “Der Untergang” sei das “sehr schwierig gewesen.”
Dabei sind es keine aufgeregten Monologe, die den Zuschauer in den Bann ziehen, sondern langsame Gesten und ein einfacher Blick, dieser Bruno-Ganz-Blick: reduziert, traurig und punktgenau. Dennoch bleibt er wandelbar: Kaum ein Schauspieler kann auf eine derart lange und vielfältige Filmografie zurückblicken. Und kaum ein Schauspieler kann mit 75 immer noch nach vorn blicken.
Als Arbeitersohn zum Schauspieler

Erste Kinohauptrolle 1967: Haro Senfts “Der sanfte Lauf”
Der Schauspieler ist aus der deutschen Filmlandschaft nicht wegzudenken. Dabei stammt Ganz gebürtig aus Zürich in der Schweiz. Dort wuchs er in einer Arbeiterfamilie auf, die seine Berufsamibitionen wenig nachvollziehen konnte. Ihm war es hingegen sehr ernst: Als Teenager schmiss er die Schule, besuchte die Zürcher Studiobühne, verdiente sich sein Zubrot als Buchverkäufer und absolvierte eine Ausbildung zum Sanitäter. Bereits mit 20 hatte er kleinere Filmrollen, Anfang der 1960er Jahre verließ er die Schweiz und versuchte sich erfolgreich als Theaterschauspieler in Göttingen und in Bremen.
Die meisten Schauspieler treffen eine Entscheidung: Theater oder Film. Bruno Ganz braucht sich diese Frage nicht stellen – er überzeugt sowohl auf der Bühne als auch auf der Leinwand. Ab den 1970er Jahren spielte er an der Berliner Schaubühne mit Regisseuren wie Peter Zadek, Peter Stein, Luc Bondy. 1972 brillierte er bei den Salzburger Festspielen unter Claus Peymanns “Der Ignorant und der Wahnsinnige”, ein Stück von Thomas Bernhard. Ganz wurde damit zum “Schauspieler des Jahres” und blieb Bernhard bis zu dessen Tod tief verbunden. Dieser widmete ihm gar das Stück “Die Jagdgesellschaft”: “Für Bruno Ganz, wen sonst”.
Als Engel in “Der Himmel über Berlin”
Zeitgleich baute sich der Schauspieler eine beachtliche Leinwandkarriere auf. Und wie bereits bei der Theaterarbeit liest sich auch die Liste der Filmregisseure, mit denen Ganz zusammen arbeitete, wie ein Who-is-Who der Szene: Wim Wenders, Werner Herzog, Peter Handke, Volker Schlöndorff. Weltbekannt wurde Ganz vor allem mit Wenders “Der Himmel über Berlin”. Hier spielte er 1987 den Engel Damiel, der über das geteilte Berlin wacht und sich in eine Frau verliebt. Der Stoff wurde übrigens später von Hollywood mit Nicolas Cage in “Stadt der Engel” adaptiert.

Himmlischer Bote: Bruno Ganz als Engel Damiel in Wim Wenders Welterfolg “Der Himmel über Berlin”
Dabei hat Ganz stets ein gutes Gespür für die Brüche seiner Charaktere bewiesen. Wie bei dem italienischen Film “Brot und Tulpen”, in dem er einen – selbstverständlich melancholisch-nachdenklichen – Kellner spielt, der das Herz einer unglücklichen Ehefrau erobert. Oder als Todkranker in “Satte Farben vor Schwarz”, wo er gemeinsam mit seiner Ehefrau, gespielt von Senta Berger, Selbstmord begeht.
Untergang mit “Der Untergang”?
2004 wird ihm seine wohl schwierigste Rolle angeboten: Adolf Hitler an seinen letzten Tagen im Führerbunker. Eine heikle Offerte – muss ein Schauspieler an dieser Figur nicht zwangsläufig scheitern? Bruno Ganz zeigt den Mensch Hitler, einen alten, tattrigen Mann, der beim Schreien spuckt und dem die Hände zittern. Laut sind nach der Premiere sowohl die Stimmen der Kritiker als auch der Gratulanten. “Der Untergang” wird zum Kinoerfolg und Ganz ein weltweiter Star. Doch wie wird man ihn wieder los, diesen Hitler? Später gab Bruno Ganz in einem Interview mit der “Berliner Morgenpost” zu, dass er selbst überrascht war, wie lange ihn diese Figur noch verfolgte. Und es dauerte auch in der öffentlichen Wahrnehmung, bis Ganz wieder Ganz war: der wandelbare Schauspieler.

Heikle Rolle: als Adolf Hitler in “Der Untergang”
Sein Theaterengagement lief derweil weiter, auch hier nicht ohne Superlative: Als Faust 2000 in Peter Steins Mammutinszinierung, die über 21 Stunden dauerte, oder als Ödipus 2003 im Wiener Burgtheater, wo er damals als 62-Jähriger debütierte. Bruno Ganz kann sich sogar offiziell den “bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters” nennen: Seit 1996 ist er Träger des Iffland-Ringes, der seit mehr als 100 Jahren von einem Schauspieler zum nächsten verliehen wird.
Diese Auszeichnung ist nicht die einzige: Unzählig sind seine Preise und Ehrungen wie der Europäischer Filmpreis, die Goldene Kamera für das Lebenswerk,
die Carl-Zuckmayer-Medaille oder das Bundesverdienstkreuz. Sein Privatleben ließ er unterdes im Verborgenen. Nur so viel weiß man: Er soll Wohnungen in Berlin, Zürich und Venedig besitzen, in letzteres verliebte er sich bei den Dreharbeiten zu “Brot und Tulpen”. Von seiner Frau, mit der er einen Sohn hat, lebt er getrennt. Seine Partnerin soll die Fotografin Ruth Walz sein.
“Früh genug aufhören”
Bruno Ganz ist kein rein deutschsprachiger Star. Eine große internationale Karriere hat er nicht gemacht, dafür aber doch einige wichtige Begegnungen wie beispielsweise als Professor Rohl in “Der Vorleser” unter der Regie von Stephen Daldry, als Diamantenhändler in “The Counselor” unter der Regie von Ridley Scott, als Stasi-Agent in “Unknown Identity” unter der Regie von Jaume Collet-Serra.

Bruno Ganz bei der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille 2015 in Mainz
Er sei schon in vielen Filmen gestorben, sagte er einmal der Wochenzeitung “Die Zeit”. “In Sterberollen lernt man, dass es einem nicht hilft, sich auf den eigenen Tod vorzubereiten”, sagte Ganz. “Manchmal, wenn man dann da liegt und die anderen spielen weiter, ist man schon dankbar dafür, am Leben zu sein.”
Am 22.03.2016 feiert er seinen 75. Geburtstag. In diesem Alter, in dem viele längst in Rente sind, müsse man sich auch als Schauspieler seine Gedanken machen: “Ich finde es bedenklich, wenn man sich nur noch als ein Krüppel durch einen zehnstündigen Drehtag schleppt – bloß, damit man noch am Milieu schnuppert – und wünsche mir, dass ich früh genug aufhöre”, sagte Ganz in einem DW-Interview. Möge dieser Tag noch lange auf sich warten lassen.