Deutschland, ein “Comic-Entwicklungsland”

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Deutschland, ein “Comic-Entwicklungsland”

Comics hatten es in Deutschland lange Zeit nicht leicht. Erst in den letzten Jahren werden sie zunehmend als Kunstform angesehen. Anlässlich der Leipziger Buchmesse werfen wir einen Blick auf die deutsche Szene.

  • Zwischen Tradition und Moderne

    Die “Manga-Comic-Con” in Leipzig ist ein wichtiger Treffpunkt für alle Liebhaber von Comics, Manga, Cosplay, Japan und Videogames und für solche, die es werden wollen. Als Teil der Leipziger Buchmesse findet sie nun bereits zum dritten Mal in einer eigenen Halle statt. In diesem Jahr vom 17. bis zum 20. März.

  • Helden aus Manga- und Animewelt

    Besonders für Cosplayer – Fans, die sich in ihre Lieblingsfiguren aus Comics, Serien und Computerspielen verwandeln – ist die “Manga-Comic-Con”, kurz MCC, ein Muss. Teilweise nehmen die Besucher lange Anfahrten in Kauf, wie diese junge Frau aus Japan.

  • Meet and Greet

    Eine lange Anfahrt hatte Lars Radtke aus Wedel nicht – er kommt jedes Jahr auf die Messe. Dort findet auch der deutsche Vorentscheid zum “European Cosplay Gathering” statt, bei dem die besten Cosplay-Kostüme Europas gekürt werden.

  • Geschick und Bastelfreude

    Auch Jenny Völz aus Leipzig hat viel Mühe in ihr Kostüm gesteckt: “Das Kostüm ist komplett selber gemacht”, sagt die Horterzieherin. “Einen ganzen Monat habe ich daran gearbeitet.” Ihr macht es vor allem Spaß, die Leute bei der Messe zu begeistern – sie hat daher kein Problem, auch mal mit ihnen zu posieren.

  • Signierstunden mit den Lieblingsautoren

    Die Manga Comic Con ist für Fans und Autoren auch eine gute Gelegenheit sich auszutauschen: “Das Fanecho war überwältigend”, berichtet Zeichnerin Daniela Schreiter nach ihrer Signierstunde. Die Berlinerin hat 2013 mit “Schattenspringer” einen Comic über ihr Leben mit dem Asperger-Syndrom veröffentlicht.

  • Grenzenlos kreativ

    Zeichner und Künstler präsentieren im Bereich “MCC Kreativ” ihre selbstgefertigten Werke: Neben Comics, Postern und Buttons gibt es Taschen, Plüsch und viel Schmuck.

  • Ein Hauch von Japan in Leipzig

    Für alle Japan-Fans ist Leipzig dieser Tage eine gute Anlaufstelle, um die Sehnsucht nach der fernöstlichen Kultur zu stillen: beim Bogenschießen, Haiku-Vortragen oder einfach nur beim Teetrinken im “japanischen Teegarten”.

  • Live-Zeichnen

    Auf der Messe können die Besucher auch aufstrebende Künstler entdecken und mehr über ihre Arbeitsweise erfahren. Live-Zeichnen ist eine Disziplin, die der Berliner Zeichner und Cartoonist Marvin Clifford beherrscht. Er nutzt die Messe, um “Schisslaweng” zu präsentieren: den zweiten Band seines ursprünglich im Web erschienenen Comics.

  • Comics über Comics

    Leseratten kommen in Leipzig natürlich auch nicht zu kurz. Neben dem Rahmenprogramm bieten die wichtigsten Comic-Verlage, Neues und Bekanntes aus dem schier endlosen Comic-Universum.

    Autorin/Autor: Annabelle Steffes

  • Zwischen Tradition und Moderne

    Die “Manga-Comic-Con” in Leipzig ist ein wichtiger Treffpunkt für alle Liebhaber von Comics, Manga, Cosplay, Japan und Videogames und für solche, die es werden wollen. Als Teil der Leipziger Buchmesse findet sie nun bereits zum dritten Mal in einer eigenen Halle statt. In diesem Jahr vom 17. bis zum 20. März.

  • Helden aus Manga- und Animewelt

    Besonders für Cosplayer – Fans, die sich in ihre Lieblingsfiguren aus Comics, Serien und Computerspielen verwandeln – ist die “Manga-Comic-Con”, kurz MCC, ein Muss. Teilweise nehmen die Besucher lange Anfahrten in Kauf, wie diese junge Frau aus Japan.

  • Meet and Greet

    Eine lange Anfahrt hatte Lars Radtke aus Wedel nicht – er kommt jedes Jahr auf die Messe. Dort findet auch der deutsche Vorentscheid zum “European Cosplay Gathering” statt, bei dem die besten Cosplay-Kostüme Europas gekürt werden.

  • Geschick und Bastelfreude

    Auch Jenny Völz aus Leipzig hat viel Mühe in ihr Kostüm gesteckt: “Das Kostüm ist komplett selber gemacht”, sagt die Horterzieherin. “Einen ganzen Monat habe ich daran gearbeitet.” Ihr macht es vor allem Spaß, die Leute bei der Messe zu begeistern – sie hat daher kein Problem, auch mal mit ihnen zu posieren.

  • Signierstunden mit den Lieblingsautoren

    Die Manga Comic Con ist für Fans und Autoren auch eine gute Gelegenheit sich auszutauschen: “Das Fanecho war überwältigend”, berichtet Zeichnerin Daniela Schreiter nach ihrer Signierstunde. Die Berlinerin hat 2013 mit “Schattenspringer” einen Comic über ihr Leben mit dem Asperger-Syndrom veröffentlicht.

  • Grenzenlos kreativ

    Zeichner und Künstler präsentieren im Bereich “MCC Kreativ” ihre selbstgefertigten Werke: Neben Comics, Postern und Buttons gibt es Taschen, Plüsch und viel Schmuck.

  • Ein Hauch von Japan in Leipzig

    Für alle Japan-Fans ist Leipzig dieser Tage eine gute Anlaufstelle, um die Sehnsucht nach der fernöstlichen Kultur zu stillen: beim Bogenschießen, Haiku-Vortragen oder einfach nur beim Teetrinken im “japanischen Teegarten”.

  • Live-Zeichnen

    Auf der Messe können die Besucher auch aufstrebende Künstler entdecken und mehr über ihre Arbeitsweise erfahren. Live-Zeichnen ist eine Disziplin, die der Berliner Zeichner und Cartoonist Marvin Clifford beherrscht. Er nutzt die Messe, um “Schisslaweng” zu präsentieren: den zweiten Band seines ursprünglich im Web erschienenen Comics.

  • Comics über Comics

    Leseratten kommen in Leipzig natürlich auch nicht zu kurz. Neben dem Rahmenprogramm bieten die wichtigsten Comic-Verlage, Neues und Bekanntes aus dem schier endlosen Comic-Universum.

    Autorin/Autor: Annabelle Steffes

Stimmengwirr, Musik wummert aus den Lautsprechern. Hunderte von Ständen locken mit ihren bunten Auslagen: Von Comics über Plüsch-Pokémons bis hin zur kompletten Darth Vader-Montur wird dort alles angeboten, was das (Fan)-Herz begehrt. Dazwischen bahnen sich kostümierte Fantasiewesen ihren Weg durch die Messegänge: Willkommen bei der “Manga-Comic-Con”! Seit nun mehr drei Jahren ist die Convention fester Bestandteil der Leipziger Buchmesse und ein Muss für Comicleser und Cosplayer – Fans, die sich in ihre Lieblingsfiguren aus Comics, Serien und Computerspielen verwandeln.

Eine spannende und spaßige Angelegenheit, aber auch eine totale Reizüberflutung. Wie mag das erst für einen Menschen mit Asperger-Syndrom sein, der Reize und Informationen aus seiner Umwelt noch sehr viel intensiver wahrnimmt? Noch dazu, wenn er in dieser Atmosphäre vier Stunden lang Bücher signiert: “Wenn ich signiere, versinke ich in meine Arbeit und vergesse teilweise völlig, wo ich bin”, erklärt Comiczeichnerin Daniela Schreiter. “Dadurch blende ich alles andere aus.”

Zeichnerin Daniela Schreiter beim Signieren ihrer Comics

2009 wurde bei der jungen Berlinerin das Asperger-Syndrom diagnostiziert. Um ihre Diagnose besser zu verarbeiten, hat sie einen Comic darüber gezeichnet. “Wörter haben allein nie ausgereicht”, so die 33-Jährige im Gespräch mit der Deutschen Welle. “Ich brauchte auch die Bilder, um zu zeigen, wie es ist, als Autist zu leben, zu sehen, zu fühlen.” Ihr autobiographisches Debüt “Schattenspringer”, in dem sie ihre Kindheit beschreibt, war direkt so erfolgreich, dass sie kurz darauf einen zweiten Teil über ihre Jugendzeit veröffentlichte.

Comics wurden lange Zeit belächelt

“Ich hatte nie mit dem Erfolg des Comics gerechnet”, sagt Daniela Schreiter. “Vor allem, weil das Thema doch sehr speziell ist.” Mittlerweile werden ihre Bücher sogar bei Schulungen für Asperger-Therapeuten eingesetzt.

Aber Danielas Geschichte ist nicht nur was fürs Fachpublikum, wie die lange Schlange vor ihrem Signiertisch beweist. Das Interesse an ernsteren Comics, die etwa gesellschaftliche oder politische Themen aufgreifen, war in Deutschland nie größer. Das war bei Weitem nicht immer so: Lange Zeit waren die gezeichneten Geschichten in Deutschland verpönt oder wurden zumindest belächelt. Erst nach und nach hat sich der deutsche Buchmarkt für das bildstarke Medium geöffnet. Mittlerweile gibt es kaum eine Buchhandlung ohne Comics, Mangas oder Graphic Novels im Sortiment, und immer öfter liest man unter den vielen Titeln auch die Namen deutscher Autoren: Künstler wie etwa Ralf König, Reinhard Kleist, Felix Görmann (Flix), Isabel Kreitz sind international anerkannt.

Steffen Volkmer (l.) mit Marvin Clifford (r.)

Im Vergleich mit den “Comic-Hochburgen” wie den USA, Frankreich oder Belgien ist die deutsche Szene allerdings weiterhin recht klein. “Deutschland ist ein Comic-Entwicklungsland”, meint Steffen Volkmer, Redakteur und PR-Manager beim Panini-Verlag. “Im internationalen Vergleich hinken wir etwa zehn Jahre hinterher.” Das sei auch historisch begründet, so der Verlagsmitarbeiter weiter: “Comics hatten ihre Hochphase während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Amerikaner und die Franzosen benutzen sie zur Erbauung ihrer Truppen, in Deutschland hingegen gab es zu diesem Zeitpunkt keine Comic-Kultur.” Erst mit den Siegermächten schafften es die Bildgeschichten nach Deutschland und stießen dort nicht auf viel Gegenliebe: “Die alte Generation, die den Krieg miterlebt und auch gesehen hat, wie die Besatzer da waren, hat diese Kultur abgelehnt.” Comics seien deswegen schnell mit Stigmata belegt worden: Sie würden verdummen, im besten Fall seien sie etwas für den leichten Intellekt oder für Kinder.

Der Ruf des Comics als Kinder- und Jugendbuch war besiegelt

Dementsprechend wurden über Jahrzehnte fast ausschließlich kinder- oder jugendtaugliche Comics importiert – wie etwas “Batman” aus den USA oder “Asterix und Obelix” aus Belgien. Auch die deutschen Zeichner zielten mit Geschichten wie “Fix und Foxi” oder “Nick Knatterton” auf ein junges Publikum. Ende der 1960er Jahre kamen dann die ersten französischen und italienischen Comics für Erwachsene in deutscher Übersetzung auf den Markt – ohne großen Erfolg. Die Independent-Szene in Deutschland war zwar seit jeher sehr rege, aber erst in den 1990er Jahren sprachen Künstler wie Brösel (“Werner”) oder Walter Moers (“Das kleine Arschloch”) dann auch ein breiteres Publikum an.

Es dauerte noch einige Jahre, bis sich auch das Feuilleton für das Medium Comic interessierte und die Verlage ihr Portfolio erweiterten. “Damit ging dann auch endlich die Erkenntnis einher, dass Comic durchaus ein ernstzunehmendes Medium sind”, so Panini-Mitarbeiter Volkmer. Gerade die stilistisch originelle Graphic Novel konnte die traditionelle Leserschaft begeistern. Bei dieser Bezeichnung geht es weniger um eine präzise Gattungsbeschreibung, denn um eine neue Form: Anders als beim Comic ist die Graphic Novel abgeschlossen und wird ausschließlich in Buch- und nicht in Heftform angeboten.

Die Veröffentlichungen haben sich verdreifacht

Stand auf der “Manga-Comic-Con”

“Derzeit ist der deutsche Comic-Markt so gesund und so gut, wie er noch niemals zuvor war”, so Volkmer. “2000 hatten wir um die 20 Neuerscheinungen pro Monat. Mittlerweile sind es zwischen 40 und 50.” Bei anderen Verlagen sei das nicht anders. “Aber man hat trotzdem dieses bange Gefühl im Rücken, ob das so gut weitergehen kann.”

Ein womöglich nicht ganz unberechtigtes Gefühl, denn noch immer können die wenigsten Künstler in Deutschland von ihrem Schaffen leben. Comiczeichnerin Daniela Schreiter hat es geschafft. Im nächsten Jahr wird sie eine neue Geschichte veröffentlichen. Dieses Mal keine autobiographische, aber dennoch eine, die sich mit dem Asperger-Syndrom beschäftigt. “Die deutsche Comicszene ist im Kommen”, ist sich die junge Frau sicher, “sie entwickelt sich. Zwar langsam, Schritt für Schritt, aber sie wird immer besser!” Man darf gespannt sein.


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