Epic Games Store: Streit mit Apple zeigt Größe des Verlustgeschäfts

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Dass Epic seinen Spiele-Shop quersubventioniert, ist kaum ein Geheimnis. Wie teuer der Versuch ist, mit einem neuen Store in den Markt zu drängen, zeigen Dokumente aus dem Rechtsstreit mit Apple. Auf absehbare Zeit ist der Store ein gigantisches Verlustgeschäft für Epic Games.

Im Rechtsstreit zwischen beiden Unternehmen sind nun Dokumente eingereicht worden, die die Faktengrundlage der Auseinandersetzung beschreiben sollen. In der Darstellung von Apple wird auf mehreren Seiten das Geschäftsmodell des Epic Games Store beschrieben. „Der Epic Games Store ist nicht profitabel und wird es, wenn dies überhaupt jemals gelingt, für die Dauer von wenigstens mehreren Jahren nicht sein“, wird darin auf Seite 81 festgehalten.

Verluste im dreistelligen Millionenbereich

2019 fuhr der EGS 181 Millionen US-Dollar Verlust ein, im folgenden Jahr habe Epic gar mit 273 Millionen US-Dollar Verlust kalkuliert, wobei das Unternehmen selbst mit „erheblichem Wachstum“ einen Umsatz von nur 401 Millionen US-Dollar erwartete, erklärt Apple. Auch 2021 gehe Epic von Verlusten in Höhe von 139 Millionen US-Dollar aus. In näherer Zukunft wird sich daran nichts ändern.

Grund dafür sind die Versuche, den Epic Games Store in den Markt zu drängen. Anreize für Spieler und Entwickler kosten das Unternehmen jede Menge Geld. Teil dieser Lockstrategie sind wöchentliche Gratisspiele, aber auch der Einkauf von Exklusivtiteln, die mit einer Einkommensgarantie verknüpft werden. Epic garantiert Entwicklern dabei einen Mindestumsatz; verkauft sich das Spiel schlechter als Gedacht, zahlt der Anbieter die Differenz. Dies hat Epic bislang stattliche 330 Millionen US-Dollar gekostet – und zwar mit Ansage. Denn der erwartete Umsatz im Jahr 2020 von 401 Millionen US-Dollar liegt laut Apple niedriger als die Umsatzgarantien für das gleiche Jahr in Höhe von 440 Millionen US-Dollar.

Dieser Zustand wird laut Apple auf Jahre hinaus anhalten: „Selbst im besten Fall erwartet Epic mit dem EGS einen Bruttogewinn nicht vor dem Jahr 2027“. In der Gegendarstellung widerspricht Epic Games ausdrücklich einem Punkt: Erwartet wird, dass der Shop schon 2023 profitabel agieren könne (vgl. S.141), bis dahin seien Kosten für Marketing und Kundengewinnung „vorgezogen“ worden, um sich am Markt zu etablieren. Finanziert werden muss der EGS deshalb durch andere Geschäftsbereiche, die seit Jahren „unglaublich profitabel“ gewesen seien. Gemeint ist damit Fortnite, der große Umsatzbringer von Epic Games.

Streit mit Apple zu Gunsten von Fortnite

Warum in dem Rechtsstreit, in dem es eigentlich um den Vorwurf einer Monopolstellung und des Machtmissbrauchs geht, auf den Epic Games Store Bezug genommen wird, erläutert Apple ab Seite 83. Aufgrund der finanziellen Situation des Stores sei die Querfinanzierung noch lange nötig, Fortnite, so lässt sich ablesen, wird deshalb überlebenswichtig. Der Rechtsstreit, wirft Apple vor, wäre nur ein Vehikel um das Interesse an Fortnite wiederzubeleben, dessen Spieler- und Umsatzzahlen seit 2018 rückläufig wären – für Apple ein Zeichen, dass das Spiel sich im letzten Abschnitt seines Lebenszyklus befindet. Zahlen sind in dem Dokument allerdings geschwärzt.

Der Rechtsstreit wird als Ergebnis einer langfristigen und gezielten Medienstrategie dargestellt, die als „Project Liberty“ bezeichnet wird. Teil der Strategie sei es gewesen, den Hinauswurf von Fortnite aus App-Stores zu provozieren und Apple in den Augen der Anwender ein negatives Image zu verleihen. Denn, so schreibt das Unternehmen, die Senkung der Plattformgebühren, die sich Epic auf die Fahne geschrieben habe, sei ultimativ ein Mittel, um Fortnite am Leben zu halten. Dort sollen Entwickler neue Inhalte schaffen, wodurch das Spiel zur Plattform mutieren würde. Dieses Geschäftsmodell wäre aber nur profitabel, wenn die Kommission der Plattformbetreiber sinkt, damit diese stattdessen an Entwickler ausgeschüttet werden könne. Epic streitet die Vorwürfe allerdings ab. Vor Gericht wird der Fall voraussichtlich im Mai verhandelt.