Viertes Mobilfunknetz: Telefónica und 1&1 schließen Vertrag für National Roaming

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Telefónica Deutschland und 1&1 Drillisch haben die Weichen für die Rückkehr eines vierten Mobilfunknetzes in Deutschland gestellt. 1&1 Drillisch hat ein Angebot für National Roaming von Telefónica angenommen, das es 1&1 Drillisch ermöglicht, 2G, 3G und 4G anzubieten, während parallel das eigene 5G-Netz aufgebaut werden soll.

Seit der Übernahme von E-Plus durch Telefónica vor acht Jahren gibt es nur noch drei Mobilfunknetze in Deutschland: Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica mit O2. 1&1 Drillisch will als vierter Anbieter auf den Markt stoßen und hat dafür im Rahmen der 5G-Frequenzversteigerungen im Frühjahr 2019 50 MHz Spektrum im Bereich von 3.490 MHz bis 3.540 MHz erworben. Das Netz muss aber erst noch gebaut werden und würde ohne National-Roaming-Abkommen deutliche Lücken aufweisen.

Vertrag soll bis Mai finalisiert werden

1&1 Drillisch hat deshalb heute ein National-Roaming-Angebot von Telefónica Deutschland vom 5. Februar 2021 verbindlich angenommen. Das Angebot sieht eine Umwandlung des aktuellen MBA-MVNO-Vertrags (Mobile Bitstream Access, Mobile Virtual Network Operator) in ein National Roaming Agreement (NRA) unter den Auflagen aus dem Zusammenschluss von Telefónica Deutschland und E-Plus im Jahr 2014 vor. Beide Parteien wollen die vertraglichen Details des NRA bis Mitte Mai 2021 finalisieren.

Das Abkommen hat eine Vertragslaufzeit von 5 Jahren rückwirkend ab dem 1. Juli 2020 gültig und kann zweimal verlängert werden. 1&1 Drillisch hat dabei zunächst eine Option für eine Verlängerung bis Mitte 2029. Für die Zeit danach ist eine weitere Verlängerung um bis zu 5 Jahre möglich. Eine der kommerziellen Bedingungen der ersten Vertragsperiode ist signifikantes Wachstum des Mobilfunkverkehrs im Netz von Telefónica Deutschland über Kunden bei 1&1 Drillisch.

5G muss 1&1 Drillisch selbst aufbauen

Das National Roaming umfasst die gesamte Netzabdeckung von Telefónica für 2G, 3G und 4G, während die MBA-MVNO-Dienste unverändert die verfügbare 2G- bis 5G-Abdeckung beinhalten. Diese Regelung ermöglicht es 1&1 Drillisch, das eigene 5G-Netz aufzubauen und den Kunden anzubieten, während 2G, 3G und 4G über das National Roaming bereitgestellt werden, sodass in der frühen Phase des Netzaufbaus keine größeren Funklöcher zu erwarten sind. Nach Abschluss einer Übergangszeit zur Migration der Bestandskunden auf das eigene Netz ist 1&1 Drillisch für 5G aber auf das eigene Netz statt das MBA-MVNO-Abkommen angewiesen.

Mit dem Abkommen will sich Telefónica Deutschland langfristig werthaltige Umsatzströme sichern, während 1&1 Drillisch in der Netzausbauphase an Flexibilität gewinnen soll. Die Preisstrukturen des Abkommens leiten sich aus dem MBA-MVNO-Vertrag ab, im Wesentlichen eine Kombination aus Stückpreisen und vorab festgelegten, während der Vertragslaufzeit veränderbaren Abnahmevolumina. Ein Preisüberprüfungsmechanismus kann einmal im Jahr initiiert werden. Über weitere Details haben Telefónica Deutschland und 1&1 Drillisch Stillschweigen vereinbart.