Clubhouse: Audio-Chat weist deutliche Datenschutzmängel auf

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Die App für Audio-Chats Clubhouse ist aktuell in aller Munde. Weniger Beachtung finden dabei die Berechtigungen, welche die aktuell nur für iOS erhältliche App einfordert. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfallen sieht gleich mehrere Datenschutzverstöße.

Der Hersteller Alpha Exploration Co. aus Salt Lake City (USA) bezeichnet seine App gerne als „Live-Podcasts“, im Grunde sind sie jedoch nichts anderes als die Anfang der 1990er Jahre aufgekommenen Telefontreffs – jedoch ohne die damit verbundenen horrenden Kosten. Die Exklusivität erzeugt der Dienst derzeit noch über seine begrenzte Anzahl an neuen Teilnehmern: Interessierte Nutzer können zwar die App kostenlos aus dem App Store von Apple installieren und sich unter Angabe der Mobilfunknummer einen Benutzernamen reservieren, zur Teilnahme bedarf es jedoch der Einladung eines Nutzers, welcher bereits zum „erlauchten Kreis“ der Mitglieder gehört. Auch hier nichts Neues, verhält es sich doch wie die realen Musik-Clubs, in denen nur Eintritt gewährt wird, wenn der Ersuchende mit jemanden bekannt ist, egal ob Türsteher, DJ, Besitzer oder Dauergast.

Irrationales Verhalten

Dass der Hype um die App seit ein paar Tagen auch in Deutschland groteske Züge annimmt, wird vor allem daran deutlich, dass mittlerweile Einladungen gegen viel Geld auf Online-Auktionsplattformen angeboten und auch gekauft werden.

Kritik an Umgang mit Daten

Die Verbraucherzentrale NRW hat sich den Dienst einmal genauer angesehen und dabei teils massive Verstöße gegen bestehenden Datenschutz erkannt. So liegt die Datenschutzerklärung nur in englischer Sprache vor, deutsche Nutzer ohne entsprechende Sprachkenntnisse haben keine Möglichkeit, sich über diese zu informieren. Darüber hinaus führt der Dienst keine Adresse für Datenschutzauskünfte in der EU. Da Clubhouse jedoch offiziell in der Europäischen Union angeboten wird, ist der Betreiber den Verbraucherschützern nach an die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gebunden.

Daten werden auf US-Servern gespeichert

Zwei weitere Punkte sind den Experten jedoch ein weit größeres Dorn im Auge: So verlangt die App ähnlich des Messenger-Dienstes WhatsApp Zugriff auf alle gespeicherten Kontakte im Telefonbuch. Wird dieser verwehrt, lassen sich keine Einladungen verschicken. Wird die Erlaubnis aber erteilt, werden dadurch Daten der gespeicherten Kontakte an ein US-Unternehmen mit Servern in den USA gesendet. Diesen Umstand sehen die Verbraucherschützer durchaus kritisch, da dies in den meisten Fällen gegen den Willen und ohne Kenntnis der Betroffenen geschieht. Ob die Speicherung der Kontakte bereits bei der Reservierung eines Nutzernamens ohne eigentliche Nutzung des Dienstes erfolgt, ist nicht bekannt.

Darüber hinaus sollen die in der App getätigten Gespräche auf den Dienst-Servern in den USA aufgezeichnet und somit unter Umständen ausgewertet werden. Laut Datenschutzerklärung der Betreiber geschieht das, um Beschwerden oder Rechtsverstößen nachgehen zu können, die während der Clubhouse-Gespräche begangen werden. Den Angaben zufolge sollen aber entsprechend gespeicherte Daten nach dem Schließen des Chatraums vom Anbieter gelöscht werden.

Noch befindet sich Clubhouse laut Aussage der Entwickler im „privaten Beta-Status“. So bleibt abzuwarten, ob die kritisierten Punkte bis zum Start für alle noch korrigiert werden.

Android-App und weitere Öffnung angekündigt

Mit der Exklusivität wird es zudem in absehbarer vorbei sein. Die Entwickler haben in einem Blog-Eintrag vor ein paar Tagen den Beginn der Arbeit an einer Android-App bekannt gegeben, die dazu beitragen soll, den Dienst noch mehr Menschen zur Verfügung stellen zu können. Die langsame Entwicklung wird damit begründet, dass der Dienst trotz der Beschränkung auf iOS in den letzten Monaten schneller gewachsen sei als erwartet, was die vorhandene Infrastruktur massiv an ihre Grenzen getrieben habe. Daher soll ein großer Teil der neuen Finanzierungsrunde durch die mittlerweile 180 Investoren von Clubhouse zunächst in die Technologie und Infrastruktur fließen.

Das Vorgehen ist durchaus nachvollziehbar, da für Android für das Jahr 2020 ein weltweiter Marktanteil von rund 85 Prozent prognostiziert wird. Dadurch würde die jetzige Infrastruktur den mit der Einführung einer Android-App einhergehenden Ansturm an neuen Mitgliedern nicht bewältigen können. Gleichzeitig soll in absehbarer Zeit der Zutritt nur über eine Einladung entfallen.