EU-Kommission: Einheitliche Ladegeräte und Kabel erneut geplant

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Die EU-Kommission versucht einmal mehr, einheitliche Ladegeräte respektive Anschlüsse für Geräte wie Smartphones, Tablets, Notebooks und Co. durchzusetzen. Netzpolitik.org liegen entsprechende Unterlagen der Generaldirektion Binnenmarkt vor.

Anno 2009 sollte noch Micro-USB dem Willen der EU-Kommission nach zum Standard der Branche forciert werden. Eine Absichtserklärung für einen einheitlichen Standard war immerhin von 2011 bis 2014 aktiv, bis Verhandlungen für eine Erneuerung begannen. Mangelnde Durchsetzungskraft der EU und der Widerstand Apples, das darin eine Innovationsbremse sieht und bei iPhone, iPad und iPod touch nach dem 30-Pin Dock Connector auf Lightning setzte, haben das Vorhaben bisher scheitern lassen. Am Markt finden sich aktuell primär Lightning und USB Typ C, selten noch Micro-USB und bei Notebooks mit hoher Leistungsaufnahme häufig auch Anschlüsse mit Hohlstecker.

Eine Informationsfreiheitsanfrage durch Netzpolitik.org offenbart ein seit September 2020 laufendes Vorhaben der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen, einen erneuten Anlauf für einheitliche Ladegeräte und Anschlüsse zu starten. Das Ziel lautet wie all die Jahre zuvor: Elektromüll reduzieren. Dazu beitragen soll auch ein Anreiz für Hersteller, ihren Geräten künftig keine Ladegeräte mehr beizulegen. Nutzt ohnehin jedes Gerät denselben Standard, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein entsprechendes Netzteil bereits im Haushalt vorhanden ist. Apple legt seit dem iPhone 12 kein Netzteil mehr bei, gleiches macht Samsung sei der Einführung des Galaxy S21.

Wie aus einem von Netzpolitik.org veröffentlichten Dokument (PDF) hervorgeht, soll bis Juli dieses Jahres ein fertiger Gesetzesvorschlag der „Circular Electronics Initiative“ vorliegen. Die Kommission von Ursula von der Leyen wollte Regulierungsmaßnahmen für Ladegeräte eigentlich schon 2020 kurz nach dem Amtsantritt Ende 2019 vorlegen, die Pläne seien aber aufgrund der Coronakrise verschoben worden. Auserkoren wurde ein neuer Anschlusstyp bislang nicht, USB Typ C erscheint aber sinnvoll.

Einem namentlich nicht genannten Kommissionsbeamten zufolge, der anonym bleiben möchte, soll die Initiative Geräte mit ähnlichen Stromanforderungen umfassen, darunter würden neben Smartphones, Tablets und Notebooks auch Kopfhörer, Kameras, E-Reader, tragbare Lautsprecher und Fitnesstracker fallen. Allerdings werde noch geprüft, auf welcher rechtlichen Basis das einheitliche Ladegerät eingeführt werden könne.

Einheitliches kabelloses Laden

Auch beim kabellosen Laden soll ein Standard unter allen Anbietern zum Einsatz kommen. Die meisten Hersteller nutzen derzeit den Qi-Standard als Minimalumsetzung, bieten zusätzlich aber zahlreiche eigene proprietäre Standards „on top“ an, etwa OnePlus mit „Warp Charge 30 Wireless“ oder Apple mit „MagSafe“. Eine von der EU-Kommission in Auftrag gegebene technische Studie soll klären, inwiefern ein Vorhaben für einheitliches kabelloses Laden umsetzbar wäre. Ernestas Oldyrevas von ECOS (European Environmental Citizens Organization for Standardisation), einem Dachverband von Umwelt-NGOs, fordert außerdem, dass sichergestellt werden müsse, dass kabellose Ladegeräte mindestens so energieeffizient sein müssen wie kabelgebundene.

Gleiche Akkus für Gartengeräte

Neben der Initiative für einheitliche Ladegeräte sieht der davon unabhängige Ecodesign Working Plan 2021-2024 außerdem vor, dass für andere Elektrogeräte des Massenmarktes ein Universal External Power Supply (U-EPS) eingeführt werden soll. Zudem sind universelle, auswechselbare Batterien und Ladegeräte für Produkte aus den Bereichen Reinigung, Garten und der professionellen Elektrowerkzeuge geplant, die bislang zwar annähernd identisch, aber inkompatibel zueinander seien und zur Fragmentierung und zu Einschränkungen bei den Anwendern führen.