Wirtschaftsnobelpreis geht an US-Forscher Paul Milgrom und Robert Wilson

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Wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt gab, werden die beiden Wirtschaftswissenschaftler für ihre Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindung neuer Auktionsformate geehrt.

Der Wirtschaftsnobelpreis geht in diesem Jahr an Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson. Die beiden Ökonomen werden für ihre Arbeiten zur Auktionstheorie ausgezeichnet, wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekanntgab. Der 72-jährige Milgrom und der 83-jährige Wilson hätten die Auktionstheorie “verbessert” und “neue Formate” für Versteigerungen entwickelt, hießt es zur Begründung von der Jury. Sie ließ bei der Verkündung symbolisch einen Auktionshammer niedergehen und verwies auf die Wichtigkeit von Versteigerungen für das Wirtschaftsleben – von der Strombörse bis hin zu Emissionszertifikaten.

Von den Forschungen der beiden Ökonomen hätten weltweit Verkäufer ebenso profitiert wie Käufer und Steuerzahler, erklärte die Jury. “Auktionen sind überall und berühren unseren Alltag.” Milgrom und Wilson forschen an der US-Universität Stanford. Sie hatten bereits im Vorfeld als Favoriten für den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis gegolten.

“Allzweckwaffe der Regulierung” 

“Die beiden Forscher haben den Wirtschaftsnobelpreis verdientermaßen bekommen, sie waren schon länger in der Diskussion”, sagte Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), kurz nach der Bekanntgabe gegenüber der DW. Wambach hatte bereits vor der Entscheidung die beiden US-Ökonomen als aussichtsreichste Kandidaten auf dem Zettel gehabt.

Die beiden Ökonomen hätten maßgeblich die Theorie von Auktionen und deren Anwendung geprägt. Sie entwickelten das Design der ersten Auktion für Frequenzspektren in den USA mit, die 1993 von der US-Regulierungsbehörde für Telekommunikation durchgeführt wurde. “Damit haben sie Standards für die Versteigerung von Telekommunikations-Frequenzen gesetzt, die weltweit angewandt und kontinuierlich weiter etnwickelt werden”, erklärte Wambach gegenüber der DW.

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ZEW-Chef Achim Wambach zum Wirtschaftsnobelpreis 2020

In Deutschland sind Auktionsverfahren, die auf die beiden US-Forscher zurückgehen, spätestens seit der Versteigerung der UMTS-Mobilfunklizenzen im Jahr 2000 gängige Praxis, so Wambach. Die Entscheider der Bundesnetzagentur sehen die so durchgeführten Ausschreibungen  als “Allzweckwaffe der Regulierung”, betonte der ZEW-Chef.

Alle Nobelpreise für 2020 verkündet

Damit sind für dieses Jahr alle Nobelpreisträger verkündet worden. Bereits in der vergangenen Woche waren die Auserwählten in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden bekanntgegeben worden. Alle Preise sind diesmal pro Kategorie mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 960 000 Euro) dotiert, das ist eine Million Kronen mehr als 2019.

Damals waren die drei Ökonomen Esther Duflo, Abhijit Banerjee und Michael Kremer für ihre Verdienste im Kampf gegen die globale Armut ausgezeichnet worden. Duflo ist die bisher erst zweite Frau unter den Preisträgern in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften gewesen.

Verkündung der Preisträger in Stockholm

Kein “klassischer” Nobelpreis

Der Wirtschaftsnobelpreis geht als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel zurück. Er wird vielmehr seit Ende der 60er Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet und gilt somit streng genommen nicht als klassischer Nobelpreis. Trotzdem wird er gemeinsam mit den anderen Preisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.

Diesmal finden die sonst so feierlichen Nobelpreisverleihungen in Stockholm und Oslo wegen der Corona-Pandemie in anderem und deutlich kleinerem Rahmen statt. In Stockholm, wo alle Preise bis auf den Friedensnobelpreis überreicht werden, ist statt der prunkvollen Zeremonie im Konzerthaus diesmal eine aus dem Rathaus übertragene Verleihung geplant, auf der die Preisträger aus ihrer jeweiligen Heimat zugeschaltet werden sollen. Seit der ersten Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises 1969 war bisher erst ein Deutscher unter den Preisträgern: Der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten erhielt ihn 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie.

hb/tko (dpa, afp)