“Jim Knopf und die Wilde 13”: Rasante Abenteuerreise

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Um “Jim Knopf” ist eine Rassismus-Debatte entbrannt. Jetzt kommt mit “Jim Knopf und die Wilde 13” der zweite Teil von Michael Endes Geschichte ins Kino.

Jim Knopf (Solomon Gordon) und Lukas der Lokomotivführer (Henning Baum) jagen die Wilde 13

Groß ist er geworden, dieser Jim Knopf. Fast schon so groß wie sein Freund Lukas der Lokomotivführer. Darsteller Solomon Gordon, der Jim schon im ersten Teil von 2018 verkörperte, hat die Zeit vor den Dreharbeiten für “Jim Knopf und die Wilde 13” (Kinostart 01. Oktober, Regie: Dennis Gansel) offensichtlich vor allem genutzt, um in die Höhe zu schießen.

Aber dieses Zeugnis von der Unaufhaltsamkeit pubertären Wachstums ist zugleich der letzte Gruß aus der Realität, ehe die Zuschauer mit Jim und Lukas (Henning Baum) in die Märchenwelt von Lummerland, Mandala und Jamballa eintauchen. 

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer auf Abenteuerreise

Und wie schon in “Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer” sind natürlich wieder einige Abenteuer zu bestehen: Während die besiegte böse Drachen-Lehrerin Frau Mahlzahn sich in Mandala in einen Goldenen Drachen der Weisheit verwandelt, wird Jim Knopf zu Hause ungeduldig: Er möchte neue Abenteuer erleben und endlich herausfinden, wo er herkommt und wer seine Eltern sind. Als er und Lukas von König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften den Auftrag bekommen, den Scheinriesen Tur Tur als Leuchtturm anzuwerben, stechen die beiden auf der Lokomotive Emma wieder in See. Die Reise verläuft zunächst friedlich, doch dann entführt die “Wilde 13” Jims kleine Lokomotive Molly, und Jim und Lukas müssen sich der gefährlichen Piratenbande stellen …

In Lummerland zu Hause: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Das alles ist so fantastisch, wie es klingt, und wurde auch dieses Mal wieder mit aufwendigen Computereffekten in Szene gesetzt, die keinen internationalen Vergleich scheuen müssen. Der erste Teil war mit 25 Millionen Euro Produktionskosten einer der teuersten deutschen Filme überhaupt; dieses Mal war das Budget nach Angaben der Produktionsfirma Warner Bros. etwa 20 Prozent schmaler.

Rassismus-Debatte um “Jim Knopf”

Das Drehbuch hält sich dabei eng an die gleichnamige Romanvorlage von Michael Ende, erschienen 1962. Um die Geschichte vom Findelkind Jim war zuletzt eine Rassismus-Debatte entbrannt: Ende, verstorben 1995, hatte Herrn Ärmel, der übrigens wohl einfältigsten Figur des Romans, das “N-Wort” in den Mund gelegt. Außerdem werfen ihm Kritiker eine klischeehafte Darstellung des schwarzen Jungen vor.

Andere halten dagegen, Ende sei ein erklärter Antirassist gewesen und habe den Rassenwahn der Nazis konterkariert. Sein Verlag Thienemann will bislang am Text nichts ändern und verweist auf das Urheberrecht.

“Jim Knopf”-Erfinder: Schriftsteller Michael Ende

Rasante Reise, aufdringliche Musik

Dem Film kann man in dieser Hinsicht jedenfalls nichts vorwerfen. Wo die rasante – und für Kinder durchaus nervenaufreibende – Fahrt zu verschiedenen Welten und Gefahren es zulässt, stehen die Werte im Vordergrund, die auch der Roman vermittelt: Freundschaft, Mut und Toleranz. Und wie Jim es schafft, jedem danach suchenden Menschen (oder Wesen) eine Identität und eine erfüllende Aufgabe zu geben, das ist schön und rührend – und es gibt der manchmal etwas atemlos inszenierten Verfilmung Tiefe.

Störend ist höchstens die Musik, die das Leben auf Lummerland mit einer dicken Schicht Zuckerguss zukleistert. Da hilft auch nicht, dass das Thema für Jim-Knopf-Fans ein altbekanntes ist: Es wurde, wie bereits in Teil eins, der Titelmusik der legendären gleichnamigen Produktion der Augsburger Puppenkiste entliehen.