Warum stranden Wale und Delfine?

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Massenstrandungen von Walen und Delfinen gab es schon immer, weltweit sterben so jährlich rund 2000 Meeressäuger. Doch nicht immer hat dies natürliche Gründe.

Welche Wale und Delfine stranden wo?

Die häufigsten Massenstrandungen sind von Grind- und Pottwalen, Schnabelwalen und Hochsee-Delfinen bekannt. Bartenwale, zu denen bis auf den Pottwal alle Großwale zählen, stranden dagegen sehr selten.

Stranden die Säuger, können sie austrocknen, überhitzen, ersticken oder durch ihr gewaltiges Eigengewicht schwere innere Verletzungen erleiden.

Einzelne Strandungen wurden bereits an vielen Orten beobachtet, die meisten Massenstrandungen wurden in Westaustralien, Neuseeland (mit jährlich bis zu 300 gestrandeten Walen), an der Ostküste Nordamerikas und Patagonien (Chile) verzeichnet. Zuweilen gibt es aber auch an der Nordsee Massenstrandungen. 

An Land können die Säuger austrocknen, ersticken oder durch ihr gewaltiges Eigengewicht innere Verletzungen erleiden.

Wie orientieren sich Wale und Delfine?

Ähnlich wie Zugvögel legen auch manche Wal-Arten jedes Jahr große Entfernungen zurück. Im Winter ziehen Wale aus den kalten Nordmeeren in wärmere Gewässer nach Süden. Und Wale der südlichen Gewässer zieht es in dem Norden. Monate später treten sie dann ihre Heimreise an.

Die kleineren Zahnwale wie Delfine verfügen über ein leistungsstarkes Unterwassersonar. Sie orientieren sich auf ihren Wanderungen also, indem sie Schallwellen in Form von Klicklauten aussenden. Prallen diese Schallwellen gegen ein Objekt, kommen die reflektieren Schallwellen als Echo zurück zu den Ohren, die bei den Walen abgeschirmt vom Schädel in schaumgefüllten Kammern im Körperinneren liegen, um ein räumliches Hören zu ermöglichen. Je schneller der Schall zurückkehrt, desto näher ist die Beute, ein Hindernis oder die Küste.

Bei den großen Bartenwalen, die Hornplatten (Barten) statt Zähne im Oberkiefer haben und damit Krill, tierisches Plankton und kleine Fische aus dem Wasser filtern, ist dieses Unterwassersonar dagegen nur sehr schwach ausgebildet.

Die Echoortung funktioniert grundsätzlich sehr gut, doch vor allem bei seicht zulaufenden oder halbkreisförmigen Buchten, bei sandigen Unterwasserböschungen oder Schlickbänken funktioniert die Schallreflektion nicht zuverlässig. Denn diese Küsten oder Hindernisse werfen aus keiner Richtung ein eindeutiges Echo zurück. Das Warnsystem versagt. 

Selbst am deutschen Wattenmeer werden zuweilen Wale wie dieser noch nicht ausgewachsene Pottwal angespült

Welchen Einfluss hat das Erdmagnetfeld?

Wale wie der Grindwal orientieren sich aber nicht nur durch ihr Unterwassersonar, sondern – ebenfalls wie Zugvögel – offenbar auch an den Linien des Erdmagnetfeldes, denn ihre Wanderungen verlaufen häufig parallel zu magnetischen Linien. Die leichten Schwankungen des Erdmagnetfeldes sollen wie eine Art Landkarte funktionieren.

In den Schädeln der Tiere wurden Magnetitkristalle gefunden. Durch Störungen des Erdmagnetfeldes in Küstennähe könnten die Wale irritiert werden. Senkrecht auf das Festland zulaufende Magnetfelder werden auch mit Massenstrandungen von Walen in bestimmten Küstenregionen in Verbindung gebracht. 

Größere Veränderungen beim Erdmagnetfeld gibt es auch alle paar Jahre durch Sonnenstürme und Sonnenflecken aufgrund besonders starker Aktivitäten auf der Sonnenoberfläche. Gerade dann verirren sich und stranden in der Nordsee zum Beispiel Pottwale, die ebenfalls den Geomagnetismus als natürliches Navigationssystem nutzen.

Warum stranden Wale und Delfine?

Als Hauptursache für Walstrandungen gelten also Navigationsfehler der Tiere, aber nach wie vor sind nicht alle Ursachen abschließend erforscht.

Ein weiterer Grund für Massenstrandungen ist sicherlich das Sozialverhalten vieler Walarten, die in Gruppen, sogenannten Walschulen, unterwegs sind und sich von einem Leittier führen lassen. So führt ein männlicher Pottwal den Weg aus dem Nordpolarmeer zurück in wärmere Gewässer. Bei den Schwertwalen führt dagegen eine Mutter oder Großmutter die Gruppe an.

Verliert das Leittier die Orientierung, weil es verwirrt ist oder weil zum Beispiel Parasiten das Ohr des Leittieres befallen haben und es das Echo der ausgesandten Klicklaute nicht mehr hören kann, dann folgen die mitschwimmenden Tiere dem Leittier in die falsche Richtung. Sitzt das Leittier im seichten Wasser fest, bleibt der Rest der Gruppe bei ihm, auch wenn es ihr sicheres Verderben bedeutet. 

Manchmal geht diese Gruppenzugehörigkeit so weit, wie etwa bei Schwertwalen an der südafrikanischen Küste beobachtet, dass bereits gerettete Wale nach einer Massenstrandung wieder zum Strand zurückkehren, wenn ein anderer gestrandeter Wal um Hilfe ruft. 

Neben Navigationsfehlern können die Strandungen aber auch ganz natürliche Gründe haben: Manchmal stranden zum Beispiel kleinere Delfine, weil sie sich vor Orcas und anderen Fressfeinden in flachere Gewässer geflüchtet haben oder weil sie sich bei der Jagd auf Fischschwärme zu weit in flache Stellen vorgewagt haben.

Gelegentlich werden einzelne Tiere auch bereits tot an Land gespült, die vorher durch Schiffskollisionen, Fischernetze oder Haiangriffe verletzt oder durch Infektionen oder Parasitenbefall erkrankt waren. 

Besonders hochleistungsstarke militärische Sonargeräte beeinträchtigen die Orientierung der Meeressäuger massiv

Welche menschlichen Einflüsse verschärfen die Situation?

Neben natürlichen Faktoren kann auch menschengemachter Unterwasserlärm, etwa von Schiffen, Eisbrechern, Bohrinseln oder militärischen Sonargeräten, die Orientierung und Kommunikation der Meeressäuger massiv beeinträchtigen. Orientierungslos flüchten sie vor den starken Schallwellen. Und da die Dichte des Wassers viel höher ist als die von Luft, verbreitet sich Schall unter Wasser rund fünf Mal schneller als in der Luft. 

Besonders drastische Auswirkungen haben die starken militärischen Sonar-Einsätze. Nach NATO-Manövern wurden zum Beispiel Schnabelwale an die Küsten von Zypern, den Kanaren und den Bahamas tot angespült. Die mehr als 200 Dezibel lauten Sonare hatten bei den Meeressäugetieren (wie bei der Taucherkrankheit) die Bildung von Gasbläschen in den Blutgefäßen und Organen ausgelöst, was die Blutversorgung verhindert und zum Tod führt. 

Jeder Helfer ist willkommen – die Säuger müssen kühl und feucht bleiben

Wie kann man gestrandeten Walen und Delfinen helfen?

Wenn eine Walstrandung entdeckt wird, bleibt meistens nicht viel Zeit. Hilfsteams können nur versuchen, die gestrandeten Tiere zu kühlen, feuchtzuhalten und die schweren Tiere mit vereinten Kräften möglichst schnell und schonend wieder zurück ins Meer zu schaffen.

Um schnell möglichst viele Helfer zu mobilisieren, wurden in einigen Ländern entsprechende Hotlines eingerichtet. Für viele erschöpfte Tiere kommen diese Sofortmaßnahmen allerdings trotzdem oftmals zu spät.


  • Was uns mit Walen verbindet

    Vom Land ins Meer

    Wale sind Paarhufer. Sie sind nicht mit den Fischen, sondern mit den Flusspferden verwandt. Die Vorfahren der Wale waren landlebende Säugetiere. Das haben genetische Untersuchungen und Fossilfunde gezeigt. Als sich vor ungefähr 55 Millionen Jahren die Lebensbedingungen auf der Erde veränderten, wanderten die Wal-Vorfahren ins Wasser ab und wurden zu den Meeressäugern, die wir heute kennen.


  • Was uns mit Walen verbindet

    Zähne zeigen

    Wale lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Zahnwale und Bartenwale. Die Zahnwale sind allgemein kleiner und ernähren sich räuberisch. Je nach Art, machen sie Jagd auf Fische, Robben, Kraken und sogar Haie. Zu den Zahnwalen gehören die verschiedenen Delfin-Arten und die Orcas, aber auch die riesigen Pottwale.


  • Was uns mit Walen verbindet

    Der Wal als Wasserfilter

    Bartenwale ernähren sich von Plankton, das sie aus dem Wasser filtern. Die Barten sind am Ende ausgefaserte Hornplatten, die vom Oberkiefer der Wale herabhängen. Um zu fressen, nimmt der Bartenwal zuerst eine große Menge Wasser ins Maul. Das wird dann durch die Barten wieder nach draußen gepresst. Plankton und kleine Krebse bleiben dabei in den Hornfasern hängen. Lecker!


  • Was uns mit Walen verbindet

    Schwimmende Heizkraftwerke

    Bartenwalen gehören zu den größten Tieren, die jemals auf der Erde gelebt haben. Der größte ist der Blauwal. Er kann bis zu 30 Meter lang und 200 Tonnen schwer werden. Der Grund für die Größe sind wahrscheinlich die kalten Meere, in denen die Kolosse leben. Denn als Warmblüter benötigen Wale extra viel Körpermasse, um sich in den kalten Tiefen warm zu halten.


  • Was uns mit Walen verbindet

    Ein alter Rekordhalter

    Bartenwale sind nicht nur groß, sie können auch sehr alt werden. Der Grönlandwal (hier mit zwei Belugas) ist das langlebigste Säugetier der Welt – bis zu 200 Jahre wurden einzelne Tiere schon alt. Ein Grund für das lange Leben könnten bestimmte Gene sein, die den Wal vor Krebs schützen. Trotzdem werden nur wenige Tiere wirklich 200, das Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren.


  • Was uns mit Walen verbindet

    Höre ich da ein Echo?

    Zahnwale können Ultraschall zur Echoortung einsetzen. Sie stoßen Klicklaute aus, die von Objekten in der Umgebung zurückgeworfen werden. Das hilft ihnen zum Beispiel bei der Jagd. Forscher glauben, dass Zahnwale mithilfe des Schalls sogar verschiedene Fischarten unterscheiden können. Wie die Echoortung genau funktioniert, konnte allerdings noch nicht abschließend geklärt werden.


  • Was uns mit Walen verbindet

    Karaoke-Party im Meer

    Buckelwale sind für ihre melodischen Gesänge bekannt. Je nachdem, wo sie leben, haben sie unterschiedliche Dialekte. Aber es gibt auch einen regen “Sprachaustausch”. So treffen sich viele Buckelwal-Gruppen der südlichen Hemisphäre bei ihren Wanderungen an einem kleinen Atoll vor Neuseeland. Dort singen sie sich gegenseitig vor und erweitern so ihr Repertoire um neue Elemente.


  • Was uns mit Walen verbindet

    Eine Milch wie Zahnpasta

    Dass Wale Säugetiere sind, haben wir schon geklärt. Das bedeutet natürlich, dass Wal-Mamas ihre Wal-Babys stillen. Statt eines direkten Kontaktes, spritzen manche Wal-Mütter ihren Kleinen die Milch direkt ins Maul. Mit einem Fettgehalt von bis zu 50 Prozent ist die Milch nicht flüssig, sondern dick wie Zahnpasta. Dadurch löst sie sich im Wasser nicht auf und das Wal-Baby wird satt.


  • Was uns mit Walen verbindet

    Oma ist die Beste

    Neben den Menschen gehören Orcas zu den wenigen Tiere, die in die Menopause kommen. Die Schwertwale leben in Familiengruppen, die von einer Matriarchin angeführt werden. Sie kennt die besten Jagdgründe und gibt ihre Erfahrung an ihre Töchter weiter. Als Großmutter hilft sie außerdem bei der Versorgung der Enkel und garantiert so die Weitergabe ihrer Gene an die nächste Generation.

    Autorin/Autor: Sophia Wagner