Sam Bennett siegt in Paris – Erleichterung am Ende einer besonderen Tour

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Der Sieger der Tour de France wird am Montag 22 Jahre alt und ist damit der zweitjüngste, den die Rundfahrt je hatte. Das Grüne Trikot des Sprint-Schnellsten verteidigt der Ire Sam Bennett mit dem Etappensieg in Paris.

Es ist die 21. Etappe, der letzte Sonntag der Tour de France, und traditionell der Moment für die schönsten der schönen Bilder von dieser Rundfahrt . Eines zeigt den überraschenden Gesamtsieger Tadej Pogacar mit seinem slowenischen Freund Primoz Roglic Arm in Arm nebeneinander fahrend. Am Vortag hatte Pogacar dem bisher führenden Roglic überraschend das Gelbe Trikot beim Bergzeitfahren abgejagt. Der perfekte Moment für eine solche Aktion, danach geht ja nichts mehr. Denn der Träger des Gelben Trikots wird auf der letzten Etappe nach Paris nicht mehr angegriffen.

Freundliche Worte unter Freunden

Da hätte Roglic also schwer beleidigt sein können oder düpiert oder vernichtend geschlagen – nichts davon. Den Arm auf die Schulter des Siegers gelegt, ihm freundliche Worte widmend, zeigte die Szene: Es gibt unter Spitzensportlern nicht nur Rivalität. Sportlichkeit ist keine Fassade.

Primoz Roglic und Tadej Pogacar (rechts) auf der letzten Etappe

Ansonsten bot die letzte Etappe zwischen Mantes-la-Jolie und den Champs-Élyées in der französischen Hauptstadt wenige bis keine Überraschungen. Nach den letzten 122,5 Kilometern sprintete Sam Bennett als Erster ins Ziel. Das grüne Trikot, das Bennett auf seinen Schultern schon nach Paris getragen hatte, gewann der Ire dadurch ungefährdet.

Mann der Stunde 

Der Mann der Stunde im Radsport heißt aber Tadej Pogacar, der sich am Ende nicht nur im Gelben Trikot feiern ließ, sondern auch die Bergwertung gewann und das Weiße Trikots des besten Jungprofis trug. Die Befragung am Vorabend der letzten Etappe hatte gar kein Ende nehmen wollen, bis der noch 21-Jährige ganz demütig wurde. “Ich bin doch nur ein Junge aus Slowenien. Ich habe zwei Schwestern und einen Bruder. Ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll”, meinte Pogacar schüchtern. “Ich möchte Spaß haben, das Leben genießen, die kleinen Dinge. Schon diese Pressekonferenz ist zu groß für mich.”

Zu groß für einen Tour-Sieger? Wohl kaum. Wobei zu den Siegern in diesem Jahr wohl die Tour auch selbst gehörte. Von viel Skepsis begleitet, bewiesen die Organisatoren, dass es auch in Zeiten der Coronavirus-Pandemie möglich sein sollte, eine weltweit beachtete sportliche Großveranstaltung durchzuziehen. Ein Abbruch – es wäre der erste in der 117-jährigen Geschichte des wichtigsten Radrennens der Welt gewesen – ist ausgeblieben. Die strengen Sicherheitsmaßnahmen zeigten Wirkung. Im Finale in Paris fehlte es an den Menschenmassen, die sonst die Champs-Élyées in Paris säumen. Die Fahrer, der Tour-Tross, dazu 5.000 Zuschauer und Sponsoren-Vertreter – man blieb nahezu unter sich. Beim Internationalen Olympischen Komitee in Lausanne dürften sie – in banger Vorfreude auf die verschobenen Olympischen Spiele in Tokio – mit größtem Interesse zugesehen haben – und brauchten dazu nicht einmal besonderes Radsport-Interesse.

 

Am Ziel der Träume angekommen: Tour-Sieger Tadej Pogacar zwischen Primoz Roglic (l.) und Richie Porte (r.)

Bliebt noch der Blick auf die deutschen Fahrer, die im Schlusssprint wie letztlich auch im Gesamtklassement keine Rolle spielten. Lennard Kämna, der auf der 16. Etappe für den einzigen deutschen Tagessieg in diesem Jahr gesorgt hatte, belegte in der Endabrechnung als bester Deutscher den 34. Rang. Bora-Teamkollege Emanuel Buchmann war nach seinem Sturz vor der Tour zu sehr gehandicaped und hatte den Kampf um das Gelbe Trikot schnell aufgeben müssen.

ml/asz (SID, dpa, Eurosport)