USA: Boykott gegen Nahrungsmittelkonzern Goya

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Mit seinen Lobeshymnen auf US-Präsident Trump hat sich Goya-Chef Unanue bei seinen Kunden – vornehmlich Hispanics – unbeliebt gemacht. Der größte spanische Lebensmittelkonzern in den USA soll nun boykottiert werden.

Goya-Produkte sind in den USA extrem beliebt – noch

Die leckere Marinade für Fisch, Hähnchen oder Fleisch mit der Extraportion Pfeffer, die Fertigmischung für den besonders cremigen Pudding oder aber das schmackhafte Olivenöl aus Andalusien – in nahezu jeder lateinamerikanischen Einwandererfamilie in den USA dürften diese Lebensmittel griffbereit in der Küche stehen, Millionen Latinos sind in den Vereinigten Staaten mit ihnen groß geworden.

Auf allen diesen Produkten prangt in Großbuchstaben der Name GOYA, natürlich. Es heißt ja nicht umsonst in der Werbung: “Wenn es von Goya kommt, muss es gut sein!” Doch jetzt ist gar nichts mehr gut, was vom spanischen Nahrungsmittelriesen kommt.

Trump braucht Stimmen der Latinos

Was ist passiert? Nun, zunächst hatte Donald Trump vergangene Woche ganz überraschend seine Liebe zu Lateinamerika entdeckt. Nur noch knapp vier Monate sind es bis zu den US-Präsidentschaftswahlen, und gerade die Latino-Stimmen in umkämpften Bundesstaaten wie Arizona und Florida könnten am 3. November das Zünglein an der Waage sein.

Ziemlich beste Freunde: López Obrador und Trump ratifizieren das Freihandelsabkommen zwischen Mexiko und den USA

Und so war Mexikos Staatschef Andrés Manuel López Obrador zu Besuch im Weißen Haus, “ein guter Mann und mein Freund”, wie der US-Präsident seinen Amtskollegen aus dem Süden umgarnte. Dann setzte Trump sichtlich stolz seine Unterschrift unter eine Initiative, die den Latinos in den USA einen besseren Zugang zu Arbeit und Bildung verschaffen soll.

Doch Trump umgarnte nicht nur Obrador – sondern auch Robert Unanue mit einer Einladung ins Weiße Haus. Vielleicht dachte sich der Goya-Chef deswegen, er müsse dies alles noch toppen. Unanue verglich Trumps Schaffensgeist mit dem seines Großvaters (der 1936 Goya mit nur einem jämmerlichen US-Dollar gegründet hatte – so die Firmenlegende), forderte zum Gebet für Trump auf und umschmeichelte den US-Präsidenten mit den Worten: “Wir sind alle wirklich gesegnet, eine Führungsperson wie Präsident Trump zu haben.” Trump ließ sich nicht lumpen und revanchierte sich mit folgendem Tweet:

Beten also für den US-Präsidenten, der vor nicht allzu langer Zeit alle Mexikaner als Kriminelle und Vergewaltiger bezeichnet hatte, auf dessen Wahlkampfveranstaltungen der Schlachtruf “Baut die Mauer” immer noch ein Klassiker ist und der nicht davor zurückschreckte, bei der illegalen Einreise von Lateinamerikanern kleine Kinder wochenlang von ihren Eltern zu trennen.

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Harsche Reaktionen und Boykottaufrufe

Robert Unanue versuchte noch verzweifelt die Kurve zu bekommen, indem er sagte, man könne ja schlecht einem Präsidenten absagen, wenn der einen einlade, dies habe er auch bei Barack Obama nicht gemacht. Doch da war es schon zu spät.

Die Hashtags #BoycottGoya, #GoyaFoods and #Goyaway forderten auf Twitter einen Boykott der 2500 Goya-Produkte und gingen durch die Decke. Bekannte demokratische Politiker wie Alexandra Ocasio-Cortez und Julián Castro attackierten das größte spanische Lebensmittelunternehmen in den USA aufs Schärfste.

“CEO-Chef Unanue lobt einen Präsidenten, der Latinos verunglimpft und böswillig angreift, um einen politischen Gewinn zu erzielen. US-Amerikaner sollten deshalb zweimal überlegen, bevor sie Goya-Produkte kauften”, so Castro.

United We Dream, die größte Organisation von jugendlichen Einwanderern, ging sogar noch einen Schritt weiter und startete eine Petition für den Boykott von Goya-Produkten. 

Trump-Lager bläst zum Gegenangriff

Natürlich schlug das Trump-Lager zurück. Der Sohn des Präsidenten, Donald Jr., twitterte wütend: “Die linke Mafia will eines der größten hispanischen Unternehmen Amerikas abschaffen, weil sie erkennen, dass der Präsident große Führungsstärke gezeigt hat? (nicht sehr geschickt)”.

Noch weniger geschickt war allerdings die erste Reaktion von Robert Unanue, der von einer “Unterdrückung der Meinungsfreiheit” fabulierte. Jetzt ist er verstummt – zu den Boykottaufrufen sagt der Chef des milliardenschweren Unternehmens aus New Jersey nichts mehr.

Dabei hätte alles so einfach sein können: Gegenüber der Öffentlichkeit gab Robert Unanue nämlich auch bekannt, dass der Konzern, der im März und April schon 270.000 Essen und 20.000 Masken gespendet hatte, weiterhin den Opfern der Coronakrise helfen wolle.

Soll heißen: eine Million Dosen Kichererbsen und eine knappe halbe Million Kilo an weiteren Lebensmitteln für die Ärmsten der Armen. Eigentlich eine tolle Geste. Und die perfekte PR.