Ich will dich lieben, alle Tage meines Lebens

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Für diesen Juli hatten viele Paare ihre grüne, silberne oder goldene Hochzeitsfeier geplant – doch daraus wird zum Teil nichts. Dennoch ist dieser Monat eine gute Gelegenheit, zu schauen, was Beziehung wirklich ausmacht.

Meine Bekannte Marlies erzählte neulich, dass sie seit gut 40 Jahren nicht mehr ihre Schuhe geputzt habe. Natürlich habe ich sofort nach unten auf Marlies‘ Füße geguckt, die allerdings in blitzblanken, schwarzen Halbschuhen steckten. Marlies hat nämlich deshalb so lange nicht mehr Lappen, Bürste und Schuhcreme in die Hand genommen, weil ihr Mann das seit ihrer Hochzeit für sie erledigt. Er macht das gern und hat ihr mit der Hochzeit versprochen, dass sie nie wieder Schuhe putzen müsse. Ich finde das klasse und bewundere diesen Liebesbeweis. Denn wer so lange verheiratet ist, der weiß, dass es genau diese Zeichen sind, die auf gewisse Weise die wahre Liebe und Zuneigung ausmachen.

Gerade in diesen Sommermonaten heiraten gewöhnlich viele Paare. Andere würden ihre silberne oder goldene Hochzeit feiern. Eigentlich sollte das auch in diesem Jahr sein. Die Zeitungen sind voll mit herzzerreißenden Geschichten über Paare, die sich lange gefreut und vorbereitet haben und nun entscheiden müssen zwischen kleinem Kreis statt großer Party oder einer Verschiebung wegen der Corona-Virus-Pandemie. Da ist es gut und möglicherweise auch tröstlich, sich einfach auf die Liebe und den Grund zu besinnen, warum der andere so wertvoll und liebenswert ist.

Auch im Alten und Neuen Testament gibt es viele Paare, die in guten wie in schlechten Zeiten zu einander halten. Natürlich steht in der Bibel in erster Linie das Paar für die Keimzelle der Familie, für den Erhalt des Stammes. Das war bei Abraham und Sarah so und auch bei Maria und Josef. Aber es gibt es auch andere, teilweise sehr leidvolle Paargeschichten, die einfach eine große Liebe beschreiben.

Ich denke da an Hiob und seine Frau. Die beiden müssen gemeinsam so viel erleiden. Da ist die große Armut, der Tod der Kinder, Krankheit usw. Kein Wunder oder nur menschlich, dass Hiobs Frau durchaus zweifelt und hadert mit ihrem Gott, der das alles zulässt. Hiob ist da anders, er bleibt fest in seinem Glauben und wird im Alten Testament zitiert mit den Worten „Nehmen wir das Gute an von Gott, sollten wir dann nicht auch das Böse annehmen?“ Spontan denken sicher nicht wenige, dass das leichter gesagt als getan ist. Aber Hiob und seiner Frau wird neues Glück geschenkt. Dazu kommt die Erkenntnis, die viele Paare gewinnen, wenn sie auch durch Krisenzeiten gemeinsam gehen: Es kann Partnerschaften auch stärken, eine schwierige Situation durchzustehen, einander zu trösten und beizustehen.

Manchmal erfordert die große Liebe auch große Opfer. So war es bei dem biblischen Paar Jakob und Rahel. Jakob ist fasziniert von Rahel und möchte sie unbedingt für sich gewinnen. Er tritt in den Dienst von Rahels Vater Laban und arbeitet sieben Jahre lang für ihn, um dann Rahel heiraten zu können. Im Buch Genesis heißt dazu: „Jakob diente also um Rahel sieben Jahre. Weil er sie liebte, kamen sie ihm wie wenige Tage vor.“ Jakob ist also ein Eroberer und nimmt jede Mühe auf sich, um Rahel zu gewinnen. Was für ein schöner Liebesbeweis!

Die große Liebe muss es auch bei Josef gewesen sein. Er steht zu Maria, seiner Verlobten, auch als diese schwanger wird. Zusammen sind sie unterwegs, bekommen das Kind, müssen fliehen und können erst nach Jahren wieder in die Heimat zurückkehren. Ihre Liebe trägt die beiden –auch in Zeiten, in denen sie an keinem geschützten Ort leben, der Geborgenheit und Sicherheit bietet. Dieses Paar meistert all das.

Der Juli, einer der Hochzeitsmonate, ist vielleicht auch ein guter Monat um inne zu halten und auf die Partnerschaft zu gucken und auf die Liebe, die einen nach vielen Jahren verbindet. Ich finde, es ist auch eine gute Gelegenheit, um auf den gemeinsamen Glauben zu schauen und auf das, was man sich als Paar versprochen hat: Treue in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und in Krankheit bis zum Tod. Und: Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens. Amen – so soll es sein.

 

Beate Bäumer ist Juristin und Journalistin. Sie ist Leiterin des Katholischen Büros Schleswig-Holstein und damit die Ständige Beauftragte des Erzbischofs von Hamburg am Sitz der Landesregierung in Kiel.