Wolfsburgs Frauen holen den DFB-Pokal

0
250

In einem hochklassigen Finale setzen sich die Seriensiegerinnen erst im Elfmeterschießen gegen die SGS Essen durch. In der regulären Spielzeit fallen in Köln viele Tore und ein Rekord.

In einem dramatischen Geister-Pokalfinale haben sich die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg mit viel Mühe und etwas Glück zu einer historischen Bestmarke gekämpft. Der Meister gewann gegen den frechen Außenseiter SGS Essen mit 4:2 im Elfmeterschießen und triumphierte zum sechsten Mal nacheinander – eine einmalige Serie. Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung stand es 3:3 (3:3, 1:2). Torhüterin Friederike Abt wurde mit zwei gehaltenen Elfmetern zur Matchwinnerin, Pernille Harder verwandelte den letzten Schuss.

Beim mitreißenden Endspiel in Köln ließen Lea Schüller per Blitztor nach zwölf Sekunden – der schnellste Treffer in einem Pokalfinale, Marina Hegering (18.) und Irini Ioannidou (90.+1) Essen von der Sensation träumen. Doch Harder (11.), Anna Blässe (70.) und Dominique Janssen (86.) trafen bei dem Spektakel für die Wölfinnen, die den siebten Pokalsieg und das vierte Double in Folge feierten. Beim Finalturnier der Champions League (21. bis 30. August) im Baskenland ist nach einer kurzen Sommerpause das Triple drin.

Die alte Serien-Bestmarke hatte zwischen 1999 und 2003 der Pokal-Rekordchampion 1. FFC Frankfurt aufgestellt. Der Underdog aus Essen verpasste derweil bei der zweiten Final-Teilnahme nach 2014 seinen ersten Titel nur knapp.

Essen-Führung nach zwölf Sekunden

3:2 für Wolfsburg – Dominique Janssen (verdeckt) trifft per Kopf, Lina Oberdorf auf der Linie kommt nicht mehr an den Ball

Zu den wenigen zugelassenen Zuschauern im Müngersdorfer Stadion gehörte Martina Voss-Tecklenburg. Auch die Bundestrainerin staunte nicht schlecht, als der selbsternannte Ausbildungsverein aus dem Ruhrpott im Duell mit dem erfahrenen Starensemble direkt nach dem Anstoß in Führung ging. Ein langer Ball von Lena Ostermeier fand die lauernde Schüller, die vom schlechten Stellungsspiel ihrer DFB-Teamkollegin Sara Doorsoun profitierte. Ihren cleveren Lupfer über VfL-Torhüterin Friederike Abt drückte die pfeilschnelle Stürmerin zur Sicherheit noch selbst über die Torlinie.

Doch die Führung währte nicht lange – weil die dänische Topstürmerin Harder ihrerseits ihre gnadenlose Effizienz bewies. Nach Vorarbeit von Ex-Nationalspielerin Blässe, die von der Grundlinie in den Strafraum zurücklegte, zog die Bundesliga-Torschützenkönigin (27 Tore) aus elf Metern zielgenau mit Rechts ab.

Das Tempo blieb hoch, es ging hin und her – und die in der Liga so selten geforderte Wolfsburger Abwehr offenbarte ungewohnte Schwächen. So auch beim Essener Eckball von Elisa Senß, den Hegering ungestört per Kopfballtreffer zur erneuten Führung nutzte. Der Favorit antwortete mit wütender Gegenwehr, die Begegnung wurde hitziger.

Pfostentreffer auf beiden Seiten

Auch nach dem Seitenwechsel behielt Essen seine mutige offensive Ausrichtung bei. Dass die Leistungsträgerinnen Schüller, Hegering (beide zu Bayern München), Lena Oberdorf (Wolfsburg) und Turid Knaak (Ziel unbekannt) den Verein nach dem Endspiel verlassen, führte bei der Abschiedsvorstellung offenbar zu einer ganz besonderen Motivation.

Ausgleich in letzter Minute: Irini Ioannidou (nicht im Bild) trifft zum 3:3

So verpasste Jana Feldkamp (59.) mit einem Schuss an den Innenpfosten den nächsten Essener Treffer. Beim VfL motzte Nationalstürmerin Alexandra Popp nach der Szene ihre passiven Teamkolleginnen an: “Jetzt macht doch mal mit!” Es wirkte: Blässe glich mit einem 25-Meter-Gewaltschuss erneut aus.

Blässe vergab anschließend die Chance zur Führung (85.), dann sorgte Janssen per Kopf für die erste VfL-Führung. Die eingewechselte Ioannidou sorgte per Freistoß in der Nachspielzeit aber für die Verlängerung. VfL-Torhüterin Abt sah dabei nicht gut aus.

In der Verlängerung drängte der Favorit auf die Entscheidung, landete auch zwei Pfostentreffer innerhalb weniger Sekunden, diese fiel aber erst im Elfmeterschießen.