“Tim und Struppi”: Historisches Comicblatt von 1938 versteigert

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Bei Auktionen brechen Originale des belgischen Comiczeichners Hergé alle Rekorde. In der französischen Hauptstadt Paris kamen Titelblätter von “Tim und Struppi” unter den Hammer – zu Höchstpreisen.

Die Originalzeichnung der “Tim und Struppi”-Geschichte “König Ottokars Zepter” stand zum Verkauf: Eine Schwarz-weiße Tusche- und Bleistift-Zeichnung mit der Textzeile “Un Faux-Pas…”, die aus dem Jahr 1938 stammt. Bei einer Auktion in Paris hat sie einen Höchstpreis von 240.00,- Euro erbracht.

Das 22 mal 22 Zentimeter große Bild zeigt Reporter Tim, der samt seines treuen Gefährten Struppi aus einem Flugzeug purzelt – direkt in die Arme des mysteriösen Professor Janus. Die Zeichnung ist Teil einer großen Versteigerung historischer Comicblätter, die das renommierte Auktionshaus Artcurial am Samstag (27.06.2020) in Paris veranstaltet. 

In Frankreich verehrt: Comiczeichner Hergé bekam 2016 eine Ausstellung im Grand Palais in Paris

Die Szene war Teil des Titelblattes des “Le Petit Vingtieme”, der Kinderbeilage einer katholischen, belgischen Zeitung, in der die legendären “Tim und Struppi”-Geschichten des damals noch unbekannten Comic-Zeichners Hergé erstmals erschienen.

Wie ein politischer Kommentar

Die Ausgabe trägt das Datum 1. Dezember 1938 – in Europa überschlagen sich zu diesem Zeitpunkt die politischen Ereignisse: Adolf Hitler war kurz zuvor in Österreich einmarschiert, der Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 ist nicht mehr weit.

Der achte “Tim und Struppi” -Band liest sich auch wie ein politischer Kommentar auf die Zeit – verpackt als Satire auf die damaligen faschistischen Expansionen. Held Tim kämpft in “König Ottokars Zepter” gegen den Führer Müsstler, der den fiktiven Militärstaat Bordurien regiert.

Deutliche Anspielungen:  Müsstler setzt sich nicht nur aus den Namen der beiden Diktatoren Mussolini und Hitler zusammen (in der deutschen Übersetzung heißt der Charakter Rawczik), auch gilt es, die Annexion der friedlichen, ebenfalls fiktiven Monarchie Syldavien durch den aggressiven Nachbarn zu verhindern.

Der weltbekannte belgische Comic-Künstler Hergé (1907-1983)

Comic-Zeichner Hergé, dem das Pariser “Grand Palais” 2016 eine Retrospektive gewidmet hat, bezeichnete sich selbst zeitlebens als unpolitisch. Tatsächlich wechselte er 1941 – knapp zwei Jahre nach “König Ottokars Zepter” – zur Tageszeitung “Le Soir” – im besetzten Belgien ein Propagandablatt der Nationalsozialisten.

Nach der Befreiung Belgiens 1945 wurde Hergé auch mehrmals verhaftet und später mit einem zweijährigen Berufsverbot belegt. Diese biografischen Widersprüche konnten bis heute nicht abschließend geklärt werden

Die Zeichnungen des 1983 verstorbenen Hergé, dessen Künstlername sich aus den umgedrehten, französisch ausgesprochenen Initialen seines Namens Georges Remi zusammensetzt, erzielen bei Auktionen immer wieder Rekord-Summen.

2016 war bei einer Pariser Auktion eine Originalzeichnung aus dem Album “Schritte auf dem Mond” zu einer Rekordsumme von 1,55 Millionen Euro versteigert worden. Ein Jahr zuvor hatte eine Doppelseite des Albums “König Ottokars Zepter” ebenfalls für rund 1,5 Millionen Euro den Besitzer gewechselt.

Übersetzungen der Tim und Struppi-Comics werden in der ganzen Welt begeistert gelesen