Deutsche Bank besteht erneut US-Stresstest

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Vitaminspritze für die Deutsche Bank: Zum zweiten Mal in Folge hat sie den jährlichen US-Stresstest bestanden. Das macht ihr künftige Geschäfte leichter. Bank-Chef Sewing findet lobende Worte.

Achtungserfolg für Deutsche-Bank-Boss Christian Sewing und seine Amerika-Chefin Christiana Riley: Zum zweiten Mal in Folge bestand die US-Tochter des größten deutschen Geldhauses den jährlichen Stresstest der US-Notenbank Fed.

“Dies ist eine gute Nachricht und ein wichtiger Schritt nach vorn”, schrieben Sewing und Riley in einem Brief an die Mitarbeiter. “Es ist ein weiterer Beleg dafür, dass wir mit der Transformation unserer Bank wie geplant vorankommen.” Auch für alle anderen Töchter von ausländischen Banken wie Credit Suisse und UBS hob die Fed den Daumen. Vor dem Hintergrund der Corona-Krise machte sie aber Instituten in den USA weitreichende Vorgaben zur Stärkung ihrer Kapitalbasis.

Die Fed bescheinigte der Deutschen Bank Fortschritte bei der Kapitalplanung, wie aus dem am Donnerstag nach US-Börsenschluss veröffentlichten Dokument hervorging. Selbst in einem sehr negativen wirtschaftlichen Szenario würde die harte Kernkapitalquote (CET1) der US-Tochter über einen Zeitraum von neun Quartalen hinweg nicht unter 18,4 Prozent fallen und weit über dem Mindestwert bleiben. Auch die Verschuldungsquote werde mit 7,4 Prozent über der Mindestvorgabe liegen.

Weil die Deutsche Bank den Test nun zum zweiten Mal in Folge bestand, kann sie künftig wieder unabhängiger von Kontrollen agieren. So muss der Kapitaltransfer zwischen der US-Sparte und der Mutter in Frankfurt nicht mehr von der Fed genehmigt werden. Vor allem für Riley ist das gute Abschneiden bei dem Belastungstest ein Erfolg. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das angespannte Verhältnis zur US-Aufsicht zu verbessern. Zudem wird das ganze Amerika-Geschäft gerade umgekrempelt.

Christiana Riley (2.v.l.) verantwortet das US-Geschäft. Rechts neben ihr Bank-Chef Christian Sewing, ganz rechts Finanzvorstand James von Moltke, links außen Fabrizio Campelli, im Vorstand für den Konzernumbau verantwortlich

Die Bank mache bei ihrem Umbau, dem weltweit 18.000 Jobs zum Opfer fallen, “sichtbare Fortschritte”, hieß es in dem Brief an die Mitarbeiter. “Und wir werden in unseren Anstrengungen nicht nachlassen. Wir werden unsere Prozesse und Kontrollen weiter verbessern und alle unsere strategischen Ziele konsequent verfolgen.”

An der Börse kamen die positiven Nachrichten aus Washington zunächst gut an – die Aktie startete mit einem Plus von 1,4 Prozent auf 8,50 Euro in den Handelstag. Im weiteren Verlauf gab der Kurs wieder nach.

Lobende Worte für die US-Banken

Generell lobte Fed-Vize Randal Quarles die 34 beim Stresstest untersuchten Institute. Das Bankensystem sei dieses Mal, anders als in der Finanzkrise vor gut einem Jahrzehnt, “keine Belastung, sondern ein Quell der Stärke”. Grundsätzlich könnten die Banken einen schweren, stürmischen und lang anhaltenden wirtschaftlichen Abschwung überstehen. Die Geldhäuser seien in die Corona-Krise hinein mit einer vergleichsweise hohen Kapital- und Liquiditätsausstattung. Dadurch könnten sie die Vergabe von Krediten an strauchelnde Unternehmen aufrechterhalten.

Allerdings warnte Quarles auch vor massiven Belastungen. Auf die Geldhäuser könnten wegen der Pandemie Kreditverluste von insgesamt bis zu 700 Milliarden Dollar zukommen, rechnete die Fed vor.

Um den Sturm zu überstehen, sollten die Banken deshalb bis mindestens zum vierten Quartal auf Dividendenzahlung und Aktienrückkäufe verzichten. Zudem solle es im Laufe des Jahres erneut Prüfungen geben. Für die Deutsche Bank spielt diese Vorgabe keine Rolle, weil sie weder eine Dividende in den USA zahlt noch Aktien zurückkauft.

Als Konsequenz aus der Finanzkrise 2008/09 testet die Fed jedes Jahr, wie die großen, in den USA aktiven Häuser mit einer Wirtschaftskrise zurechtkämen. In diesem Jahr prüfte sie zudem die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Kapital der Banken.

hb/bea (rtr)