COVID-19: Impfstoffentwicklung in Zeitraffer

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Weltweit gibt es mehr als 150 Impfstoffprojekte gegen SARS-CoV-2. Warum dauert die Impfstoffentwicklung so lange, welche Impfstoffarten werden getestet und wann ist mit einem Impfstoff zu rechnen?

Wer entwickelt gerade wo Impfstoffe gegen SARS-CoV-2?

Die Suche nach einem geeigneten Impfstoff gegen das neuartige Corona-Virus läuft weltweit auf Hochtouren. Aktuell gibt es bereits mehr als 150 Projekte dazu. Deutschland zählt dabei international zu den Ländern mit besonders vielen COVID-19-Impfstoffprojekten. Aber nur etwa ein Zehntel aller Impfstoffprojekte befindet sich bereits in der klinischen Prüfphase.

Jüngst haben etwa Forschende in Südafrika und Brasilien klinische Studien zur Bewertung des Impfstoffkandidaten ChAdOx1 nCoV-19 (AZD1222) initiiert, der von der Universität Oxford entwickelt wurde. Im besonders heftig von COVID-19 betroffenen Brasilien soll der Kandidat jetzt bei Tausenden von Mitarbeitern des Gesundheitswesens getestet werden

Es ist zum Teil schwierig, hierbei den Überblick zu behalten. Auch die Liste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) muss ständig aktualisiert werden.

Gräber in Sao Paulo: Brasilien ist mit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen

Die Entwicklung eines sicheren und wirksamen Impfstoffs hat in der Vergangenheit bis zu 20 Jahre gedauert und bis zu eine Milliarde Euro gekostet.

Doch zum Glück entwickeln die einzelnen Unternehmen und Forschungseinrichtungen nicht alle allein für sich, oftmals gibt es eine sehr weitreichende und auch interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das spart Entwicklungskosten und natürlich vor allem Zeit.

Wieso dauert die Impfstoffentwicklung so lange?

Und auch wenn es sehr langwierig scheint: Dank der weltweiten Forschungsbemühungen erleben wir eigentlich gerade eine Impfstoffentwicklung im Zeitraffer.

Ein Krankheitserreger muss nun einmal zuerst erforscht werden, dann werden Impfstoffkandidaten entwickelt und die müssen sorgfältig auf Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen getestet werden. Wenn dann ein Impfstoff gefunden ist, muss er auch noch in Massen produziert, weltweit ausgeliefert und verimpft werden.

Sicherheit und Wirksamkeit stehen bei der Impfstoffentwicklung an oberster Stelle. Außerdem muss der Impfstoff ausreichend verfügbar und natürlich auch bezahlbar sein.

Grundsätzlich verläuft eine Impfstoffentwicklung immer in mehreren Phasen ab, die unter normalen Bedingungen 15- 20 Jahre dauern können, auch wenn einige Phasen teilweise parallel stattfinden können.

Beschleunigt wird die aktuelle Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 vor allem durch bereits vorliegendes Wissen und Verfahren bei verwandten (Corona-)Viren. Deshalb können einige Phasen übersprungen und Impfstoffkandidaten bereits ein halbes Jahr nach Beginn der Pandemie bei Freiwilligen erprobt werden.

3 Arten von Impfstoffen

So unterschiedlich die Impfprojekte weltweit auch sind, grundsätzlich gibt es drei Arten von Impfstoffen, mit denen geforscht wird.

Totimpfstoffe mit Virusproteinen:

Wie der Name schon sagt, enthalten Totimpfstoffe – oder inaktivierte Impfstoffe – nur abgetötete Krankheitserreger, die sich nicht mehr vermehren können. Vom Körper werden diese abgetöteten Erreger trotzdem als Eindringling erkannt und das Immunsystem bildet Antikörper, ohne dass die Krankheit ausbricht.

Mittels dieser lang bewährten Technologie wurden zum Beispiel Impfstoffe gegen Kinderlähmung, Hepatitis B, Diphterie, Keuchhusten, Tetanus oder gegen die Grippe entwickelt.

Lebendimpfstoffe mit Vektorviren:

Lebendimpfstoffe enthalten geringe Mengen harmloser, abgeschwächter Krankheitserreger. Über Vektoren, eine Art Erreger-Transporter, werden die nötigen Informationen zum Aufbau von Antikörpern eingeschleust. Diese Vektorviren können sich in Menschen vermehren, ohne dass sie eine Erkrankung auslösen. Lebendimpfstoffe werden zum Beispiel gegen Masern, Windpocken, Mumps und Röteln eingesetzt.

Grundsätzlich gibt es drei Arten von Impfstoffen, mit denen geforscht wird

Zur Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs haben die Forschenden bei diesen Vektorviren ein oder mehrere ihrer Oberflächenproteine durch SARS-CoV-2-Proteine ausgetauscht. Der Körper deutet dies als Infektion und das Immunsystem reagiert mit einer entsprechenden Immunantwort. Mit diesem Verfahren wurde auch bereits ein bereits zugelassener Impfstoff gegen Ebola entwickelt, das wie SARS und MERS ebenfalls durch ein Coronavirus hervorgerufen wird.

Genbasierte Impfstoffe:

Vor allem, wenn sich Erreger schnell genetisch verändern, wie Influenzaviren, oder wenn solche Erreger sehr plötzlich als “Emerging Disease Threats” wie Zika und SARS auftreten, dann sind die klassischen antivitalen Impfungen kaum zu gebrauchen. Große Hoffnungen (aber auch Befürchtungen) ruhen deshalb auf den Messenger-RNA (mRNA), sogenannten Boten-RNA.

Diese bestehen im Prinzip nicht aus Viruspartikeln oder deren Proteinbruchstücken, sondern aus mRNA, die im Labor synthetisiert erzeugt wird und die eine präzise Bauanleitung für erregerspezifische Antigene erhält, die eine Immunreaktion provozieren.

Vor allem in der Krebstherapie sollen diese RNA-Impfstoffe zum Einsatz kommen. Aber auch in der jetzigen Corona-Pandemie scheinen sich solche RNA-Impfstoffe gut zu eignen, weil sie vergleichsweise schnell und in sehr großen Mengen hergestellt werden können und weil sie bereits in niedrigen Dosen wirken. Der Haken an der Sache: Bisher existieren noch keine zugelassenen RNA-Impfstoffe.

Wann ist mit einem Impfstoff zu rechnen?

Es gibt einfach zu viele Eventualitäten, um seriös sagen zu können, wann es einen fertigen Impfstoff gibt.

Sehr zuversichtlich gibt sich die Weltgesundheitsorganisation, laut der noch in diesem Jahr hunderte Millionen Dosen eines Impfstoffs zur Verfügung stehen und nächstens Jahr zwei Milliarden Dosen produziert werden könnten, so Soumya Swaminathan. Gerade weil viele, sehr unterschiedliche Impfstoffkandidaten parallel entwickelt werden, steige die Chance, dass einer oder mehrere sich als effektiv erweisen.

Die Europäische Arzneimittel Agentur EMA rechnet bei einem optimalen Verlauf mit der Zulassung eines Impfstoffs im Frühjahr 2021. Bereits das wäre eine Rekordleistung in der Impfstoffentwicklung.

Transport und Verimpfung eines Impfstoffs auch in strukturschwachen Gebieten wird eine große Herausforderung

Dabei ist zu hoffen, dass am Ende einige der zahlreichen Impfstoffkandidaten das Rennen machen. Denn fürs globale Wohl wäre es am besten, wenn möglichst einige Impfstoffe zugelassen würden, die dann in möglichst vielen Produktionsanlagen hergestellt und möglichst weitreichend auch verteilt und verimpft werden.

Da die Bewältigung der Corona-Krise ein globales Anliegen ist, wollen viele Unternehmen und Forschungsinstitute sich wechselseitig unterstützen und maximale Produktionskapazitäten zur Verfügung stellen bzw. vorhandene Kapazitäten weiter auszubauen.

Gemeinsam zu Erfolg

Weltweit werden Milliarden Impfdosen benötigt. Und natürlich lässt sich mit Impfstoffen sehr viel Geld verdienen. Dies hat in den vergangenen Wochen immer wieder zu heftigen Ausschlägen an den Finanzmärkten oder wilden Verschwörungstheorien geführt.

Weniger häufig wird allerdings darüber berichtet, welche immensen Kosten mit einer Impfstoffentwicklung, Produktion und auch mit den anschließenden Impfkampagnen verbunden sind.

Oftmals fällt ein Impfstoffkandidat erst im späteren Verlauf einer klinischen Studie durch oder Zulassungen verzögern sich. Dann sind bereits investierte Millionen verloren. Vor allem, wenn die Unternehmen aus Zeitersparnis bereits parallel zu den Klinischen Studien mit der Produktion begonnen haben, die dann wieder komplett vernichtet werden muss.

Kosten und Risiken bei der Impfstoffentwicklung werden durch “Product Development Partnerships” geteilt

Um die mit der Impfstoffentwicklung verbundenen Kosten und auch Risiken auf mehr Schultern zu verteilen, haben sich zahlreiche gemeinsame Projekte von Regierungs- und Hilfsorganisationen, Unternehmen, Stiftungen oder Forschungseinrichtungen zu sogenannten “Product Development Partnerships” (PDP) zusammengeschlossen.

Bei größeren Epidemien können über diese PDP Gelder meist in Form befristeter Zuschüsse (Grants) an Unternehmen oder Forschungseinrichtungen vergeben werden, die ohne solche Zuschüsse überfordert wären. Diese PDP haben sich zum Beispiel bei der Entwicklung von neuen Medikamenten gegen Malaria, Tuberkulose und Schlafkrankheit bewährt.

Europa setzt auf Solidarität

Damit möglichst die ganze Welt von einem Impfstoff profitiert und die Verteilung nicht von der Kaufkraft etwa eines Landes abhängt, wurden bei einer Geberkonferenz der EU-Kommission 7,4 Milliarden Euro gesammelt.

Anfang Juni haben sich Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande zudem zu einer “Inclusive Vaccine Alliance”

zusammengeschlossen, die dafür sorgen soll, dass entsprechende Impfstoffe möglichst schnell und an möglichst vielen Standorten in der EU produziert werden. So will die EU nicht nur ihren Mitgliedsstaaten, sondern auch etwa ärmeren afrikanischen Staaten bezahlbare Impfstoffe zur Verfügung stellen. Wie der Name schon sagt soll diese “Inclusive Vaccine Alliance” auch für andere Ländern offenstehen.


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    Autorin/Autor: Astrid Prange, Serdar Vardar