Rekord-Joker Nils Petersen sticht zu

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Herber Rückschlag für Mönchengladbach im Kampf um die Champions-League-Plätze: Schuld daran ist ein Spieler des SC Freiburg. Einer, der immer dann mit wichtigen Toren zur Stelle ist, wenn es wirklich darauf ankommt.

Man hätte darauf wetten können: Es lief die 59. Spielminute in der Partie zwischen dem SC Freiburg und Borussia Mönchengladbach. Die Freiburger schlugen eine weite Freistoßflanke aus dem rechten Halbfeld in den Gladbacher Strafraum. Der Ball war ewig lange in der Luft, und obwohl die Borussen-Defensive viel Zeit hatte sich zu positionieren, kam Nils Petersen – gerade erst eingewechselt – im 16er der Borussen frei an den Ball. Erste Ballberührung, Kopfballaufsetzer, 1:0 für Freiburg.

Warum die Gladbacher Verteidiger den Freiburger “Super-Joker” so sträflich alleine ließen, wird ihr Geheimnis bleiben. Dabei hätten sie vorbereitet sein müssen. Petersen Qualitäten bei Standardsituationen sind schließlich seit langem bekannt – und der Ablauf des Freistoßes durchaus gewollt. “Wir haben es so geplant”, bestätigte Petersen nach dem Spiel im Interview und freute sich. “Das war ein super Gefühl. Die eine Aktion braucht man. Wenn ich die nicht gehabt hätte, heißt es, die Einwechslung war verschenkt.”

Doch im Gegenteil: Sein Tor war der Knackpunkt. Freiburg war auch ohne Anfeuerung von den leeren Rängen anschließend wie beflügelt, Gladbach – zuvor noch klar am Drücker – wirkte fortan ein wenig gelähmt.

Als Erster am Ball

Tore kurz nach der Einwechslung, entscheidende Treffer in engen Spielen – Momente wie diese hat Petersen in seiner Karriere schon oft erlebt. Der 1,88 Meter lange Angreifer ging vor seiner Zeit in Freiburg (seit 2015) schon für Energie Cottbus (2008/09), Bayern München (2011/12) und Werder Bremen (2012 – 2015) in der 1. Liga auf Torejagd. Das Siegtor gegen Gladbach war für den 1988 in der DDR geborenen Stürmer der 74. Treffer im 210. Bundesliga-Spiel. Hinzu kommen 60 Tore in 110 Zweitligapartien und 17 Treffer bei 27 Auftritten im DFB-Pokal.

Eine herausragende Bilanz für einen Spieler, der weder zu den schnellsten, noch zu den technisch besten Stürmern der Bundesliga zählt. Was Petersen aber mehr als manch einer seiner Kollegen besitzt, ist der richtige Riecher für die Situation. Während die Verteidiger noch schauen und sich orientieren, weiß er oft den Bruchteil einer Sekunde schneller, wohin er sich bewegen muss, um als Erster am Ball zu sein.

Guter Lauf von der Bank

Weitere Qualitäten des 31-Jährigen: Petersen ist ein mannschaftsdienlicher Profi. Steht ein Mitspieler besser als er, gibt Petersen den Ball gerne ab und freut sich im Erfolgsfall über die Vorlage genauso wie über einen eigenen Treffer. Ist es am Ende des Spiels nötig, mit allen Mitteln zu verteidigen, macht er auch im eigenen Strafraum die Drecksarbeit. Auch dafür, dass er nicht immer von Anfang an spielt, hat Petersen Verständnis: “Klar, man will immer beginnen, aber ich habe jetzt wieder einen guten Lauf von der Bank”, sagte er. “Wir gönnen uns da gegenseitig den Erfolg und wenn er da ist, so wie heute, dann haben wir alles richtig gemacht.”

Petersen giert nicht nach persönlichen Bestwerten, dennoch hat er seit einiger Zeit einen Bundesliga-Rekord inne: Nils Petersen ist der torgefährlichste Einwechselspieler der Bundesliga-Historie. Das 1:0 gegen Mönchengladbach war das 24. Joker-Tor seiner Karriere. Wie gesagt: Die Borussen hätten es wissen müssen.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Der treffsicherste Joker

    Keiner ist so erfolgreich, wenn er von der Bank kommt, wie Nils Petersen. Der Freiburger Stürmer ist immer gleich voll da, wenn er in der Schlussphase ins Spiel gebracht wird. Petersen hat bereits 24-mal als Einwechselspieler getroffen. (Stand: 05.06.2020)


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die meisten Meisterschaften

    Zum Abschied aus München nach zwölf Jahren durfte Franck Ribery im Sommer 2019 noch einmal die Schale hochhalten. Es war das neunte Mal für den Franzosen. So oft schaffte das außer ihm niemand. Bei den Klubs sind logischerweise die Bayern Rekordmeister, mit 29 Titeln.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die meisten Spiele

    Insgesamt 602-mal lief Karl-Heinz Körbel in der Bundesliga auf. Eine Besonderheit: Der treue “Charly” absolvierte alle seine Bundesliga-Partien im Trikot der Frankfurter Eintracht, für die er von 1972 bis 1991 spielte.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die meisten Spiele als Trainer

    Kaum ein Bundesliga-Trainer hatte so viele verschiedene Klubs wie er – und nicht viele waren erfolgreicher als Otto Rehhagel. Bei Offenbach, Bremen, Dortmund, Bielefeld, Düsseldorf, Bayern und Kaiserslautern stand “König Otto” insgesamt bei 832 Bundesliga-Spielen als Chefcoach an der Linie. Er wurde mit Bremen zweimal und mit dem FCK einmal deutscher Meister.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die meisten Tore

    In seinen 427 Bundesliga-Spielen für den FC Bayern erzielte Gerd Müller zwischen 1965 und 1979 unglaubliche 365 Tore. Ein Rekord für die Ewigkeit. 87-mal traf er dabei mehrfach in einer Partie. Dabei erzielte er 32-mal drei, zehnmal vier und viermal fünf Tore in einem Spiel – auch dies Liga-Rekorde. Müllers Saison-Bestmarke – 40 Treffer in der Spielzeit 1971/72 – ist ebenfalls unerreicht.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Das schnellste Tor

    Diese Bestmarke teilen sich zwei Leverkusener: Karim Bellarabi (r.) traf im August 2014 bereits neun Sekunden nach dem Anpfiif für die Werkself ins Tor der Dortmunder. Ein Jahr später schaffte Kevin Volland (l.), damals noch in Diensten der TSG Hoffenheim, einen ebenso frühen Treffer gegen den FC Bayern.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Der schnellste Fünferpack

    Obwohl erst in der Pause eingewechselt, schoss Bayern-Torjäger Robert Lewandowski im September 2015 in Wolfsburg noch fünf Tore (Endstand 5:1). Das Ganze erledigte er innerhalb von nur 8:59 Minuten. Nebenbei ordnete er in seine Torserie auch den schnellsten Hattrick und schnellsten Viererpack der Bundesligas-Geschichte ein.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die meisten Tore in einem Spiel

    Einmal mehr als Lewandowski gegen Wolfsburg traf Kölns Torjäger Dieter Müller am 17. August 1977 gegen Werder Bremen. Es war der bislang einzige Sechserpack in der Bundesliga-Geschichte. Müller verteilte ihn auf die Zeit zwischen der 12. und der 85. Spielminute. Das Spiel endete 7:2.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Der höchste Sieg

    Am 29. April 1978, vor dem letzten Spiel der Saison, lag Borussia Mönchengladbach punktgleich hinter dem 1. FC Köln auf Rang zwei und hatte ein um zehn Tore schlechteres Torverhältnis. Die Fohlen taten daher gegen Borussia Dortmund alles, um die Lücke zu schließen, allein Jupp Heynckes traf fünfmal. Meister wurde aber dennoch Köln. Der FC gewann parallel mit 5:0 auf St. Pauli.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die schwächste Saison

    Der Name Tasmania 1900 Berlin steht für absolute Erfolglosigkeit. Weil Hertha BSC zu hohe Gehälter gezahlt hatte, bestrafte der DFB das mit Zwangsabstieg. Ein anderer Berliner Klub musste nachrücken. So kam Tasmania 1965 ins Oberhaus, war dort aber nie konkurrenzfähig. 18. Platz, 8:60 Punkte und 15:108 Tore lautete am Saisonende die niederschmetternde Bilanz -.bis heute ein Negativrekord.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die meisten Platzverweise

    Diesen Negativrekord halten Jens Nowotny (2.v.l.) und Luis Gustavo. Beide wurden jeweils achtmal vorzeitig zum Duschen geschickt. Nowotny, der für Karlsruhe und Leverkusen in der Bundesliga spielte, sah dabei fünfmal glatt Rot und dreimal Gelb-Rot. Bei Gustavo (Hoffenheim und Bayern) waren es eine rote und sieben gelb-rote Karten.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die schnellste rote Karte

    Einwechslung, rauf aufs Feld, Notbremse, rote Karte, runter vom Platz – dafür benötigte der Frankfurter Marcel Titsch-Rivero (l.) am 14. Mai 2011 in Dortmund nur 43 Sekunden. Kürzer war kein Rotsünder in der Bundesliga vorher auf dem Rasen gewesen. Die früheste rote Karte sah der Kölner Youssef Mohamad. Im August 2010 gegen Kaiserslautern flog er 93 Sekunden nach Anpfiff vom Platz.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die meisten Eigentore

    Sechsmal trafen Nikolce Noveski (256 Bundesliga-Einsätze für Mainz) und Manfred Kaltz (581 Bundesliga-Spiele für den HSV) in ihren Bundesliga-Karrieren ins eigene Netz. Noveski (Foto) unterlief dieses Missgeschick im November 2005 gegen Frankfurt innerhalb von 132 Sekunden gleich zweimal. Später traf er auch noch zum 2:2-Endstand. Sein Kommentar: “Immerhin, mein erster Hattrick!”


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Die längste Serie ohne Gegentor

    884 Minuten lang hielt Stuttgarts Keeper Timo Hildebrand seinen Kasten zu Beginn der Saison 2003/2004 sauber. Erst am 9. Spieltag gab es den ersten Gegentreffer. Der Grieche und spätere Europameister Angelos Charisteas erzielte ihn für Werder Bremen – Stuttgart gewann das Spiel aber trotzdem mit 3:1.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Der älteste Spieler

    Im stolzen Alter von 43 Jahren und 184 Tagen stand Klaus, genannt “Tanne”, Fichtel am 21. Mai 1988 zum letzten Mal für den FC Schalke 04 in einem Bundesligaspiel auf dem Platz. Sein erstes von 552 Spielen, in denen er für die “Königsblauen” und für Werder Bremen auflief, hatte er am 14. August 1965 bestritten.


  • Die Rekorde der Bundesliga

    Der jüngste Spieler

    Nur 16 Jahre und 355 Tage alt war Nuri Sahin, als er am 1. Spieltag der Saison 2005/2006 für Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg auflief. Trainer Bert van Marwijk brachte den Teenager gleich in der Startelf.

    Autorin/Autor: Andreas Sten-Ziemons