Zahl der Deutschlernenden bleibt konstant

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15,4 Millionen Menschen lernen weltweit Deutsch als Fremdsprache an Schulen oder Universitäten. Viele nutzen außerdem Internet-Angebote wie das der DW. Aufgrund von Corona stiegen die Zahlen hier rasant.

Wie viele Menschen lernen eigentlich Deutsch? Eine simple Frage, die das Auswärtige Amt alle fünf Jahre beantwortet haben möchte. Die Antwort befindet sich in der 56 Seiten umfassenden Datenerhebung, die das Auswärtige Amt gemeinsam mit der Deutschen Welle, dem Goethe-Institut, dem DAAD und der Zentralstelle für Auslandsschulwesen am 04.06.2020 im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin präsentiert hat.

Weltweit ist die Zahl der Deutschlernenden an Schulen, Universitäten und Sprachinstituten seit der letzten Erhebung 2015 demnach relativ konstant geblieben. Sie steigt um einige Tausend Lernende. Die zuständige Staatsministerin im Auswärtigen Amt Michelle Müntefering freut sich: “Die Studie macht Mut und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sprache ist immer auch das beste Mittel für die Verständigung. “

Europa weiter Spitzenreiter

Die meisten Menschen lernen Deutsch in Europa. Insgesamt sind es rund 9,3 Millionen Menschen. Während in Dänemark, den Niederlanden und in Frankreich sehr hohe Wachstumszahlen von bis zu 62 Prozent zu verzeichnen sind, gehen die Zahlen in anderen europäischen Ländern stark zurück. Besonders stark sinkt die Zahl der Deutschlernenden in Polen (-15 Prozent) und Großbritannien (-25 Prozent), beides Länder, in denen Deutsch viele Jahre gut aufgestellt war.

Details zu den einzelnen Regionen erfahren Sie in dieser Infografik.

Mit Zuversicht blickt die Staatsministerin auf die Wachstumsregionen Asien und Afrika. So hat sich beispielsweise in der Elfenbeinküste die Zahl derjenigen, die den Deutschunterricht besuchen, mehr als verdoppelt. Ein ähnliches Bild gibt es in Kenia (+117 Prozent) und in Ägypten (+60 Prozent). In Asien gibt es vor allem in Indien (+37 Prozent) und China (+33 Prozent) immer mehr Deutschlernende.

Johannes Ebert vom Goethe-Institut betont, dass hinter solchen Zahlen immer auch viel Arbeit stecke. Er nennt das Beispiel Russland. Vor fünf Jahren wies das Land noch den größten Rückgang auf. Jetzt gehört Russland wieder zu den Gewinnern: “Wir haben mit unserer Aktion, ‘Deutsch die erste zweite’ (Fremdsprache, Anm. d. Red.) einen wichtigen Beitrag geleistet. In der Schule passiert der Zugang zu Deutsch, hier findet der erste Kontakt statt.” Es freue ihn, dass die Arbeit des Goethe-Instituts nun Früchte trage, so Ebert. 

Details zu einigen Wachstumsregionen erfahren Sie in der Bildergalerie.


  • In diesen Ländern ist Deutsch lernen voll im Trend

    Polen

    Polen ist das Land mit den meisten Deutschlernenden weltweit (knapp zwei Millionen). Die wirtschaftliche und geografische Nähe Polens zu Deutschland ist ein Grund dafür. Seitdem Englisch als erste Fremdsprache fast flächendeckend eingeführt wurde, wird die Zahl der polnischen Deutschlernenden jedoch immer geringer.


  • In diesen Ländern ist Deutsch lernen voll im Trend

    Frankreich

    Obwohl Deutsch in Frankreich den Ruf hat, eine schwierige und elitäre Sprache zu sein, lernen 19 Prozent aller Schülerinnen und Schüler Deutsch (knapp 1,19 Millionen). Sie lernen zum großen Teil an Schulen (97 Prozent). Der 2019 unterzeichnete Aachener Vertrag sieht vor, die Zahl der Deutschlernenden noch weiter zu erhöhen.


  • In diesen Ländern ist Deutsch lernen voll im Trend

    Ägypten

    Die Zahl der Deutschlernenden in Ägypten ist seit der letzten Erhebung 2015 um 60 Prozent gewachsen (auf 405.262). Die Regierung plant nun, Deutsch als zweite Fremdsprache an allen staatlichen Schulen ab der 7. (statt der 10.) Klasse anzubieten. Auch an den Hochschulen, die Deutsch anbieten, ist ein steigendes Interesse zu verzeichnen. Deren Zahl verdreifachte sich (von 12 auf 36).


  • In diesen Ländern ist Deutsch lernen voll im Trend

    Mexiko

    Fast die Hälfte aller Deutschlernenden in Mexiko lernt die Sprache an einer Hochschule (46 Prozent). Auch der Anteil der Deutschlernenden in der Erwachsenenbildung ist mit 25 Prozent sehr hoch. Das Land ist ein Schwerpunktland des Fachkräfteeinwanderungsgesetztes des Bundes, wodurch das Interesse bei Erwachsenen wohl noch weiter steigen wird. Insgesamt lernen 85.896 Menschen in Mexiko Deutsch.


  • In diesen Ländern ist Deutsch lernen voll im Trend

    Kenia

    Die Zahl der Deutschlernenden hat sich in Kenia seit der letzten Erhebung mehr als verdoppelt. Lernten vor fünf Jahren noch knapp 6000 Menschen in Kenia Deutsch, sind es heute 13.045 (+117%). Grund für den Zuwachs sind vor allem die Schulen. Dort stieg die Zahl der Lernenden von 2.536 auf 10.000. Viele der Deutschlernenden wollen in Deutschland studieren oder arbeiten.


  • In diesen Ländern ist Deutsch lernen voll im Trend

    Indien

    Rund 211.000 Menschen lernen in Indien Deutsch – ein Plus von 57.000 im Vergleich zu 2015. Während in den Schulen Deutsch hinter Französisch den zweiten Platz einnimmt (149.000 Lernende), ist das Interesse an Hochschulen mit Deutschangebot riesig. Dort stieg die Zahl um mehr als das 13-fache (von 2300 auf etwa 30.000 Studierende). Deutschland gilt als attraktiver Ort für Studium und Forschung.


  • In diesen Ländern ist Deutsch lernen voll im Trend

    Russland

    Während in der Vergangenheit die Zahl der Deutschlernenden in Russland stetig geringer wurde, wächst sie jetzt erstmalig wieder. Seit 2015 ist die Zahl der Lernenden um circa 250.000 auf 1,8 Millionen gestiegen (2015: 1,55 Mio). Grund dafür ist eine Bildungsreform, welche eine zweite Fremdsprache als Pflichtfach vorsieht. Circa 40 Prozent aller Schulen bieten Deutsch als Pflichtfach an.

    Autorin/Autor: Greta Hamann


Zum ersten Mal wurden auch Online-Deutschlernende gezählt. Allein die Deutschlernangebote der Deutschen Welle und des Goethe-Instituts zählten in 2019 knapp 42 Millionen Visits. “Die Zahlen bestätigen einen wichtigen Trend, den wir schon lange im Blick haben: den Trend zum Online-Lernen”, so der Intendant der Deutschen Welle Peter Limbourg. 

Interesse an DW-Deutschkursen enorm gestiegen

Besonders bemerkenswert sind dabei die Zahlen, die die Deutsche Welle seit Beginn der Corona-Pandemie zu verzeichnen hat. So habe sich die Nutzung der DW-Deutschlern-Angebote in der Corona-Zeit zwischen Januar und April mehr als verdoppelt, sagt Peter Limbourg: “Das ist erstaunlich und erfreulich. Die Menschen haben den Lockdown also nicht nur genutzt, um Netflix zu schauen, sondern auch, um Deutsch zu lernen.”

Außerdem habe man gelernt, dass mit Hilfe von Investitionen, mit Online-Angeboten neue Zielgruppen erschlossen werden können, die man ansonsten nicht erreiche, so der DW-Intendant. “Digitalisierung ist eine Chance”, betonte die Staatsministerin Michelle Müntefering zum Ende der Pressekonferenz. Aber auch eine Herausforderung, der sich die Mittlerorganisationen des Deutschlernens weiter stellen wollen.