Haaland oder Lewandowski – wer entscheidet den Klassiker BVB gegen Bayern?

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Dortmund gegen Bayern, mehr geht nicht im deutschen Fußball. Wieder geht es um die Vorentscheidung der Meisterschaft. Es ist auch das Duell der beiden besten Stürmer der Liga: Robert Lewandowski und Erling Haaland.

Wenn am 28. Spieltag in Dortmund der Ball rollt, ist es nicht nur das Duell des Tabellen-Ersten, FC Bayern München, gegen den Zweiten, Borussia Dortmund – sondern auch das Gipfeltreffen der aktuell torgefährlichsten Stürmer der Liga: der technisch versierte Routinier Robert Lewandowski vom FC Bayern München und der wuchtige Newcomer Erling Haaland von Borussia Dortmund. Sie verbindet mehr, als man auf den ersten Blick zu glauben scheint. Nun treffen sie erstmals aufeinander (Anstoß 18:30 Uhr MESZ, ab 18:15 Uhr im DW-Liveticker).

Topstürmer Robert Lewandowski ist mit seinen 31 Jahren in der Form seines Lebens – und er hat von der Corona-Pause profitiert, weil er in Ruhe seine Verletzung auskurieren konnte. Vieles spricht dafür, dass er sich die Torjägerkanone zum dritten Mal in Folge holen wird. Aber auch Haaland machte dort weiter, wo er vor der Corona-Pause aufgehört hatte: Er steuerte das wichtige 1:0 zum Derby-Sieg des BVB über den FC Schalke bei und bleibt damit erfolgreichster Goalgetter der Rückrunde. 

Auf den Spuren des Altmeisters

Haaland ist gerade einmal 19 Jahre alt. Er kam in der Winterpause für 20 Millionen Euro von RB Salzburg zum BVB und legte im Team von Trainer Lucien Favre mit einem Hattrick und zwei Doppelpacks in den ersten drei Spielen einen absoluten Traumstart hin. Insgesamt hat Haaland in der Liga bisher zehnmal getroffen, dafür nur zehn Einsätze benötigt – und damit im Schnitt 13 Minuten weniger als sein Konkurrent. Lewandowski kommt auf 27 Tore in 25 Spielen.

Haaland erzielte im “Geisterderby” gegen Schalke das erste Bundesliga-Tor nach der Corona-Pause

Trotz des Altersunterschieds eint beide der absolute Torhunger und die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Während Lewandowski eher ein Strafraumspezialist ist und schon sechsmal per Kopf getroffen hat, war Konterstürmer Haaland bisher ausschließlich mit dem Fuß erfolgreich. Beide haben in dieser Saison – alle Wettbewerbe zusammengenommen – je 41 Treffer in 35 Spielen erzielt. In der Champions League steht Lewandowski mit elf Treffern nur knapp vor Haaland mit zehn Toren, die er in dieser Saison zunächst für RB Salzburg (8) schoss und dann für Dortmund (2). Im Gegensatz zu den Bayern schied der BVB jedoch mittlerweile aus der Königsklasse aus.

Rekordjäger

Haaland hat sich bereits in die Geschichtsbücher eingetragen: Er ist der erste Spieler unter 20 Jahren, der in den ersten fünf Spielen der Champions League fünf Tore geschossen hat – und nach Raúl und Wayne Rooney der drittjüngste Spieler, der einen Champions-League-Hattrick (gegen KRC Genk) hinlegte.

Alle Rekorde Lewandowskis aufzuzählen, wäre an dieser Stelle mühselig. Nur so viel: 2013 war er der erste Spieler, der in einem Champions-League-Halbfinale vier Tore schoss. Unvergessen die fünf Tore in unter zehn Minuten gegen Wolfsburg 2015 – Weltrekord. Seit März 2019 ist er der beste ausländische Torschütze der Bundesliga. Inzwischen hat er 229-mal getroffen. Nur die deutschen Ex-Torjäger Gerd Müller (365) und Klaus Fischer (268) waren erfolgreicher.

Lewandowski traf im Champions-League-Spiel im November 2019 gegen Roter Stern Belgrad viermal

Auch Lewandowski spielte einst in Dortmund und wurde dort zum Topstar: Mit 20 kam er vom polnischen Erstligaklub Lech Posen ins Ruhrgebiet, wurde mit dem BVB zweimal Meister und Champions-League-Finalist 2013. Nach diesem verlorenen Endspiel wechselte der polnische Rekordnationalspieler nach München.

Hitzfeld: “Haaland ein zweiter Lewandowski”

Bereits kurz nach dem beeindruckenden Bundesligastart Haalands folgten die Lobeshymnen und die ersten Vergleiche mit Lewandowski. Der ehemalige Bayern- und Dortmund-Trainer Ottmar Hitzfeld sagte dem “Kicker”, Haaland könne ein zweiter Lewandowski werden. Vorsichtiger äußerte sich BVB-Verteidiger Mats Hummels: “Ich habe viele Jahre mit Lewandowski zusammengespielt. Der hat gefühlt 280 Bundesligatore geschossen. Da muss man erstmal rankommen. Aber ich fühle mich dran erinnert.”

Hummels (r.) über Haaland (l.): “Guter Junge”

Haaland sei ein “richtig guter Junge”, präzisierte Hummels im “Kicker”: “Mir gefällt die Arbeitsauffassung in dem Alter sehr gut. So wie er tagtäglich arbeitet, ist die Chance groß, dass es für ihn so gut weitergeht. Er gibt auch im Training immer Vollgas, geht in jeden Zweikampf.” Ähnliches hörte man schon oft über Lewandowski. Er sei der professionellste Spieler, den er je getroffen habe, schwärmte einst Pep Guardiola, Lewandowskis Ex-Trainer beim FC Bayern. “Er isst, schläft und trainiert für seinen Beruf. Er ist nie verletzt, weil er so sehr auf seine Ernährung und eine optimale Vorbereitung achtet.”

Torgarant Lewandowski

Beide gelten also als gewissenhafte Arbeiter und neben dem Platz als eher ruhige Vertreter der Fußballer-Gilde. Beide Spieler sehnen sich nach großen Titeln, die sie mit den Nationalmannschaften Polens und Norwegens eher nicht erreichen werden. Lewandowski stand immerhin schon einmal im Finale der Champions League.

Haaland habe “riesiges Potenzial, aber auch noch Zeit”, sagt der Bayern-Torjäger über seinen Dortmunder Rivalen: “Wenn er hart arbeitet, kann er ein besserer Spieler werden und irgendwann das Top-Level erreichen.” So sieht es der Maestro also: Noch gehöre Youngster Haaland nicht zur absoluten Spitze, dafür brauche er noch Zeit. Zeit, um große Titel zu gewinnen. Und große Spiele wie den Klassiker an diesem Dienstag.


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    1. Gerd Müller – 365 Tore

    Der Torrekord des “Bombers” ist und bleibt unerreichbar. Zwischen 1965 und 1979 lief er in der Bundesliga ausschließlich für den FC Bayern auf. Er gewann dabei viermal die deutsche Meisterschaft. Gleich siebenmal war Müller Torschützenkönig. In fünf Spielzeiten schoss er mehr Tore, als er Spiele absolvierte. In der Saison 1971/72 erzielte Müller 40 Treffer – auch das bis heute ein Rekord.


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    2. Klaus Fischer – 268 Tore

    Mit mehr als 100 Bundesliga-Spielen mehr, aber 97 Toren weniger auf dem Konto als Müller, ist Klaus Fischer die Nummer zwei. Die meisten seiner Treffer erzielte Fischer im Trikot des FC Schalke 04 (182). Außerdem war er für den TSV 1860 München, den 1. FC Köln und den VfL Bochum aktiv. Fischers Bundesliga-Karriere dauerte 20 Jahre (1968 – 1988).


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    3. Robert Lewandowski – 229 Tore*

    Zwar träumte der Pole lange Zeit von einem Wechsel zu Real Madrid, doch da der Transfer nie zustande kam, ist Lewandowski mittlerweile zu einer Institution in der Bundesliga geworden. Seinen 74 Treffern in vier Spielzeiten für Borussia Dortmund (2010-2014) fügte er seit seinem Wechsel zum FC Bayern 155 weitere Tore hinzu. Und seine Torejagd ist noch nicht zu Ende. (*Stand: 24.05.2020)


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    4. Jupp Heynckes – 220 Tore

    Bevor Heynckes als Trainer große Erfolge feierte, war er einer der besten deutschen Stürmer. Vierzehn Jahre lang spielte er in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach (1965-1967 und 1970-1978) und Hannover 96 (1967-1970). Heynckes ist mit 195 Toren der Rekordschütze der Mönchengladbacher. Hier erlebte er als Teil der “Fohlen-Elf” seine erfolgreichste Zeit und wurde viermal deutscher Meister.


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    5. Manfred Burgsmüller – 213 Tore

    Zwischen 1967 und 1990 beschäftigte das Schlitzohr “Manni” Burgsmüller die gegnerischen Verteidiger mit seinen Dribblings. Er spielte für Essen, Dortmund, Nürnberg und Bremen in der Bundesliga und ist mit 135 Toren Rekordschütze des BVB. Nach seiner Fußball-Karriere war Burgsmüller sechs Jahre lang Kicker des American-Football-Teams Rhein Fire. Im Mai 2019 starb er im Alter von 69 Jahren.


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    6. Claudio Pizarro – 197 Tore*

    1999 kam der Peruaner als 20-Jähriger zu Werder Bremen. Mit Ausnahme eines kurzen Intermezzos beim FC Chelsea, ist “Pizza” der Bundesliga seitdem treu geblieben. Zweimal wechselte er von Bremen zum FC Bayern (2001 und 2012). Nach einer Saison in Köln schloss der heute 41-Jährige sich 2019 zum insgesamt fünften Mal dem SV Werder an, wo seine Karriere im Sommer 2020 endet. (*Stand 24.05.2020)


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    7. Ulf Kirsten – 181 Tore

    “Der Schwatte”, wie er genannt wurde, war schon bei Dynamo Dresden in der DDR-Oberliga ein gefährlicher Torjäger. 1990 wechselte Kirsten zu Bayer 04 Leverkusen. Er hielt der Werkself bis zum Karriereende im Jahr 2003 die Treue und lief insgesamt 350 Mal für Leverkusen in der Bundesliga auf. Kirsten gewann dreimal die Torjäger-Kanone der Liga.


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    8. Stefan Kuntz – 179 Tore

    Bochum, Uerdingen, Kaiserslautern, noch einmal Bochum und schließlich Bielefeld – Stefan Kuntz spielte nie für einen der großen Bundesliga-Klubs. Trotzdem war der heutige U21-Nationaltrainer 1986 in Bochum Torschützenkönig. 1994 sicherte er sich in Diensten des FCK seine zweite Torjägerkanone. Mit Kaiserslautern feierte Kuntz auch seine größten Erfolge: DFB-Pokalsieg 1990 und Meisterschaft 1991.


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    9. Dieter Müller – 177 Tore

    Dieter Müller hält bis heute einen Bundesliga-Rekord: Am 17. August 1977 erzielte er beim 7:2-Sieg des 1. FC Köln gegen Werder Bremen sechs Tore. Außer mit dem FC, war Müller auch für Offenbach, Stuttgart und Saarbrücken in der Bundesliga aktiv, die längste Zeit jedoch in Köln. Zwischen 1977 und 1986 machte Müller insgesamt 303 Bundesliga-Spiele.


  • Die Top-Torjäger der Bundesliga

    10. Klaus Allofs – 177 Tore

    Als Klaus Allofs 1981 als Nachfolger von Dieter Müller aus Düsseldorf zum 1. FC Köln wechselte, bedeutete seine Ablösesumme von 2,25 Millionen Mark (1,15 Millionen Euro) einen Bundesliga-Rekord. Er erzielte mit 177 genauso viele Bundesliga-Tore wie sein Vorgänger, benötigte aber 121 Spiele mehr als Müller. Nach einigen Jahren in Frankreich, spielte Allofs auch noch für Bremen in der Bundesliga.

    Autorin/Autor: Andreas Sten-Ziemons