Instagram motiviert zum Sport machen

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Unwahr, unrealistisch, voller Filter – Instagram hat einen schlechten Ruf, wenn es um den Einfluss auf die Selbstwahrnehmung geht. Aber eine neue Studie zeigt: beim Thema Sport sieht das ganz anders aus.

Normalerweise fällt es mir leicht, mich zum Workout zu motivieren. Aber es gibt auch die Tage, an denen meine Couch mir so viel gemütlicher erscheint als die Hantelbank im Fitnessstudio.

Dann greife ich meistens zum Handy und öffne aus Gewohnheit Instagram, um mich abzulenken und noch ein bisschen Zeit zu schinden. Ich gehe einfach ein bisschen später los. Also wahrscheinlich zumindest.

Negativ für die Selbstwahrnehmung

Ich bin gerade mal ein paar Minuten auf der Socialmedia-Plattform unterwegs und schon mit der vermeintlichen Sportlichkeit anderer Menschen konfrontiert. Ein muskulöser Mann macht Liegestützen, eine junge Frau in enger Sportkleidung hält strahlend einen Teller in die Kamera – Hashtags cleaneating und fitforlife.

Motiviert mich das jetzt, doch heute noch Sport zu machen? Oder führt es mir nur meine eigenen Problemzonen vor Augen? Was den Einfluss auf die Selbstwahrnehmung angeht, hat Instagram einen schlechten Ruf.

Laut einer britischen Studie aus 2017 wirkt sich keine andere Social Media Plattform so negativ auf das Körperbild, das Schlafverhalten und die psychische Gesundheit aus wie Instagram.

Mehr dazu: Whatsapp, Instagram und Co.: Soziale Medien setzen Kinder unter Druck

Instagram motiviert zum Sport

Trotzdem lohnt es sich, zwischendurch ein paar Minuten mit der App zu verbringen.Denn eine neue Studie von Wissenschaftlern der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) zeigt, wer sich regelmäßig bei Instagram motivierende Inhalte ansieht, der hat mehr Lust, selbst aktiv zu werden und außerdem mehr Spaß am Sport.

“Unser Ziel war es, den Menschen vor Augen zu führen, was ihre persönliche Motivation ist, Sport zu treiben”, sagt Studienautor Frode Stenseng von der NTNU.

Um den Einfluss von Instagram auf die Sport-Motivation zu testen, wurden die Studienteilnehmer in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe folgte einem Instagram-Account, der alle drei Tage über einen Zeitraum von vier Wochen motivierende Sprüche oder Bilder postete. Die andere Gruppe nicht.

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Zeit für Sport

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Spaß am Sport durch Eigeninitiative

Die Posts auf dem Account basierten auf verschiedenen Motivationstheorien. Sie sollten den Usern das Gefühl vermitteln, Teil einer Gruppe zu sein und gleichzeitig autonom zu handeln.

“Die Teilnehmer, die dem Motivations-Account gefolgt sind, haben viele positive Emotionen mit ihren sportlichen Aktivitäten verknüpft. Die anderen nicht”, sagt Stenseng.

Denn wer das Gefühl hat, sich selbstständig für das Workout entschieden zu haben, weil es den eigenen Wunsch nach Fitness und Gesundheit erfüllt, der hat mehr Spaß daran.

Mehr dazu: Wie Sport der Psyche auf die Sprünge hilft

Ziele sollten realistisch bleiben

“Motivierende Sprüche in den sozialen Netzwerken zu lesen kann durchaus eine Anfangsmotivation auslösen, Sport treiben zu wollen”, sagt Motivationscoach Petra Wolfram.

Trotzdem braucht es mehr als nur Motivation, um die Sportschuhe zu schnüren. “Bevor ich mir ein Ziel vornehme, mache ich mir bewusst, an welchem Ausgangspunkt ich mich befinde”, sagt Wolfram.

Als nächsten Schritt muss ich überlegen, was ich eigentlich erreichen will. “Das Ziel darf ruhig etwas träumerisch sein, aber es sollte auch realistisch zu erreichen sein”, sagt sie. Ist es das nicht, tendieren vor allem Neuanfänger dazu, schnell aufzugeben.

Etappenziele setzen

“Der Weg zum Ziel ist wichtig. Ich vergleiche das gerne mit einer Bergbesteigung. Wenn Sie unten stehen, können Sie den Gipfel vielleicht noch nicht sehen, deshalb muss man sich Zwischenziele setzen”, sagt Wolfram.

Wer einen Rückschlag erlebt, der solle nicht zu lange zurückblicken. “Weniger fragen ‘Warum ist mir das passiert?’, stattdessen ‘Was kann ich besser machen und was brauche ich, um voran zu kommen?'”, sagt Wolfram.

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Sport hält das Gehirn jung

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Sport hält das Gehirn jung

Das Geschäft der Fitness-Influencer

Instagram ist die perfekte Plattform, um den eigenen sportlichen Lebensstil zu vermarkten. Die Fitness-Influencer versorgen ihre Gefolgschaft mit Rezeptideen und selbst konzipierten Trainingsprogrammen – manche kostenlos, manche für hohe Summen. Hinzu kommt die tägliche Botschaft “Du bist Teil der Community, gemeinsam werden wir fit”.

Neben Likes und Kommentaren profitieren die Influencer vor allem von der Zahlungswilligkeit ihrer Community. Laut einer amerikanischen Studie würden 82 Prozent der Befragten ein Produkt kaufen, wenn es ihnen ein Influencer empfohlen hat. Je höher die Reichweite, desto mehr zahlen Firmen den Influencern für Kooperationen.

Mehr dazu: Medienforscher Appel: “Narzissmus und Social Media in selbstverstärkender Spirale”

“Influencer haben heutzutage eine enorme Reichweite und Einfluss”, sagt die Psychologin Silje Berg. Das Problem: Viele Inhalte, die von Influencern aus der Fitnessszene verbreitet werden, basieren nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

“Die Studie hat gezeigt, dass theoretisch basierter Content positive Effekte haben kann, weshalb es wichtig ist, dass mehr Menschen in diesem Bereich ihre Reichweite sinnvoll nutzen”, so Berg. Wichtig sei ebenfalls, dass sich die Nutzer kritisch mit dem Inhalt auf der Plattform auseinandersetzen.

Negatives Feedback durch Kommentare

Ebenfalls beliebt sind sogenannte “Transformation Journeys”, bei denen die sportliche Entwicklung einer Person von Anfang an begleitet wird. “Der Zuspruch und die Anerkennung, den die Personen durch Kommentare erfahren, kann motivierend wirken.”, sagt Motivationscoach Wolfram. “Außerdem kommt man dadurch mit anderen ins Gespräch und unterstützt sich gegenseitig”

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Like it – but why?

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Like it – but why?

Doch nicht jede Interaktion auf Instagram ist positiv. Hass, Neid und Negativität sind ein fester Bestandteil der Kommentarspalten. “So etwas zu lesen, kann auf jeden Fall demotivieren. Es ist wichtig, eine dicke Haut gegenüber solchen Kommentaren zu entwickeln und sich selbst zu schützen”, sagt Wolfram.

Wenn die Motivationstrainerin mit Leistungssportlern zusammenarbeitet, werden die sozialen Medien ein paar Tage vor einem Top Event oder nach einem großen Misserfolg komplett gemieden – aus Gründen des Selbstschutzes.

Mehr dazu: Psychologie: So belohnt Instagram unser Gehirn: 

Relevanz von Gesundheit und Sport

Trotz der Ablehnung in den Kommentarspalten und dem negativen Einfluss von Instagram auf das Körperbild, stellen die Forscher aus Norwegen die guten Aspekte von Instagram in den Fokus.

 “Die Studie hat gezeigt, dass Social Media auch positiven Einfluss haben kann und nützlich ist, um auf die Relevanz von Gesundheit und Sport aufmerksam zu machen”, sagt Berg.

Und das heißt jetzt für mich: höchste Zeit, von der Couch aufzustehen. Ab zum Sport!


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    Autorin/Autor: Julia Vergin