Silikon-Skandal: Was steckt im Brustimplantat?

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Eigenfett, Hyaluronsäure, Sojaöl: Es gibt etliche Möglichkeiten bei Brust-OPs – die sich jedoch nicht immer als besonders praktikabel erweisen. Silikon ist bis heute am beliebtesten, allerdings nicht ohne Risiko.

Silikon ist ein natürliches Material. Seine Grundlage ist Silizium, das nach Sauerstoff das zweithäufigste Element auf der Erde ist. Es kommt beispielsweise in Steinen vor, in Ton und in Sand.

Medizinisches Silikon enthält keine Weichmacher und wird für Implantate verwendet, aber auch für andere Produkte. Dazu gehören Wundauflagen und verschiedene Beschichtungen, wie sie etwa bei Punktionsnadeln oder Kathetern nötig sind.

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Prozess um Billig-Brustimplantate

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Prozess um Billig-Brustimplantate

Beliebte Silikonkissen

90 Prozent aller Brustimplantate bestehen aus Silikon-Gel. Dabei handelt es sich um Silikonkissen in verschiedenen Größen und von unterschiedlichem Gewicht. Das Silikon ist sogenanntes kohäsives – formbeständiges – Silikon. Diese Art benutzen die meisten Chirurgen.

Das kohäsive Silikon kann von unterschiedlicher Festigkeit sein und reicht auf einer Skala von eins bis drei. Noch immer wird diskutiert, welcher Festigkeitsgrad das beste Resultat erzielt. Meist ist es der Chirurg, der entscheidet, welcher Festigkeitsgrad sich am besten für die Frau eignet. Ein Brustimplantat mit dem niedrigsten kohäsiven Grad kommt der Form der natürlichen Brust am nächsten.

Wo liegen die Risiken?

Ein Silikonimplantat ist ein Fremdkörper, auf den manche Frauen negativ reagieren. Es kann zu einer Verhärtung kommen, zu einer harten Kapsel, die wiederum zu Entzündungen führen kann. Die Brust verhärtet oder verformt sich. Die Kapselfibrose ist eine der häufigsten unerwünschten Begleiterscheinungen. Tritt Silikon in die Kapseltasche aus, können sich Klumpen bilden, die das Gewebe reizen. Das verursacht bei der Frau Schmerzen, und sie muss in ärztliche Behandlung. Moderne Hüllen sollen das Risiko einer Kapselfibrose weitestgehend verhindern.

Kochsalzlösung

Implantate mit Kochsalzlösung machen zusammen mit Eigenfetttransplantationen etwa zehn Prozent aller Füllungen aus. Diese Art steht dem Silikon noch bei weitem nach. Wasser ist flüssiger als Silikon, und es kann aus dem Implantat ausgeschwitzt werden. Die Implantate verlieren so mit der Zeit an Volumen. Frauen berichteten sogar davon, dass es manchmal “in der Brust gluckert” – vielleicht unangenehm, jedoch nicht gefährlich. Als Zwischenlösung für Frauen, bei denen wegen einer Brusterkrankung die Brust amputiert werden musste, ist dies eine bewährte Methode.

Die Befürworter von Kochsalzlösungen argumentieren, dass bei einer Beschädigung die äußere Schale lediglich ins sich zusammensinkt. Die Kochsalzlösung, die dann austritt, kann vom Körper mühelos abtransportiert werden und wird schließlich mit dem Harn ausgeschieden.

Eigenfett

Die Methode, die Brust mithilfe von Eigenfett zu vergrößern, hat sich noch nicht durchsetzen können. Sie ist noch nicht ausreichend erforscht. Dabei entnimmt der Arzt an einer anderen Körperstelle Fettzellen. Sie werden dann in die Brust gespritzt. Die meisten Frauen lassen sich die Fettzellen dort entnehmen, wo sie ihrer Ansicht nach stören und die sie Fettpolster auch mit strenger Diät nicht loswerden, etwa an den Oberschenkeln. Es handelt sich dabei um eine Transplantation. Entsprechend wachsen nicht alle Zellen an, sondern nur etwa 60 bis 70 Prozent.

Die Brustvergrößerung mit Eigenfett birgt Risiken, etwa Verdichtungen oder Verkalkungen. Das kann bei der Brustkrebsvorsorge zu Problemen führen. Außerdem ist nicht restlos geklärt, ob die Verpflanzung von Stammzellen aus dem eigenen Fettgewebe die Bildung von Tumoren fördern könnte.

Die meisten Brustimplantate sind aus Silikon

Hyaluronsäure

Sie scheint schon seit Jahren das Wundermittel in der Kosmetikindustrie, hilft bei Falten und Alterungsprozessen. Aber auch diese Methode wurde nicht lange angewendet. Die Bedenken: Die Hyaluronsäure könne zu einem falschen Röntgenbefund bei einer Krebsdiagnose führen. Die Herstellerfirma hat Hyaluronsäure zur Brustvergrößerung vom Markt zurückgezogen und wird zu diesem Zweck gar nicht mehr angeboten. Aber immer häufiger findet sich Hyaluronsäure in Kosmetika.

Bio in der Brust

Kurze Zeit gab es auch Versuche mit alternativen Methoden. Implantate, die mit Soja- oder Rapsöl gefüllt waren. Auch sie gibt es nicht mehr. Wissenschaftler hatten nicht ausgeschlossen, dass es bei der Zersetzung zu krebserregenden Abbauprodukte kommen könne. Teilweise wurden die Füllungen sogar ranzig und dünsteten einen unangenehmen Geruch über die Haut aus.

Nicht nur schön und sexy

Brustimplantate sind – entgegen häufiger Vorurteile – nicht nur dazu da, aus einem kleinen Busen wohlgeformte, große Brüste á la Dolly Buster zu modellieren. Gerade für Frauen, denen nach einer Krebserkrankung eine oder beide Brüste abgenommen werden mussten, kann eine anschließende Brust-OP vor allen Dingen psychisch sehr wichtig sein. Dabei wird zunächst ein sogenannter Expander eingesetzt. Der soll das Gewebe soweit dehnen, dass später ein Implantat unter der Haut platziert werden kann. Ein Expander ist ein Kunststoffbeutel, der etwas kleiner ist als das spätere Implantat. Über ein Ventil, das für den Arzt von außen erreichbar ist, kann dieser Beutel schrittweise aufgefüllt werden. Ist die Haut dann für eine Prothese Implantat ausreichend gedehnt, wird der Beutel entfernt und das entsprechende Implantat eingeführt.

Der Schnittverlauf wird vor der OP festgelegt

Auch für Frauen, die unter extrem großen Brüsten und dadurch manchmal sogar unter Rückenbeschwerden leiden, ist eine Brustoperation mehr als nur eine Schönheitsoperation. Das gleiche gilt für Verformungen. Brust-OP dienen also nicht nur der puren Schönheit und Attraktivität, sondern sind nicht selten auch medizinisch begründet.

Egal, weshalb Frauen sich einer Brust-OP unterzogen haben, viele von ihnen mussten nach Jahren feststellen, dass ihnen industrielles Silikon implantiert wurde. In diesen Kissen ist unter anderem der Schmierstoff Bayilone – ein Erdölprodukt -, aber auch Silopren und Rhodorsil gefunden. Diese beiden Stoffe werden in der Kautschuk-Industrie eingesetzt. Vielen Frauen bekamen Implantate mit gepanschtem Gel statt medizinischem Silikon.