Deutsche Telekom: Hoffen auf den Sprint-Deal

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Starke Zahlen, ein strahlender Chef und ziemlich gute Perspektiven: Die Deutsche Telekom kann in ihrem Jubiläumsjahr vor Kraft kaum laufen. Trotzdem bleiben Fragen.

Telekom-Chef Höttges und Finanzvorstand Illek mit der Geburtstagstorte

Mal was Neues: Beim Fotoshooting kurz vor Beginn der Bilanz-Pressekonferenz hält ein strahlender Telekom-Chef gemeinsam mit seinem Finanzvorstand eine Torte in der Hand und zündet eine Kerze an. Immerhin: Gesungen wurde nicht. Aber ein Happy Birthday gabs dann doch vom Tim Höttges, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom. Der Grund: Sein Unternehmen feiert in diesem Jahr den 25. Geburtstag. 1995 nämlich hieß das ganze noch Bundespost und war eine Behörde. Heute ist es der größte Telekommunikationsanbieter Europas mit allein 58 Millionen Mobilfunk-Kunden.

Jetzt will das Bonner Unternehmen, dass auch im Deutschen Aktienindex Dax notiert ist, den nächsten ganz großen Schritt gehen: Nämlich die Fusion der US-Tochter T-Mobile mit dem US-Anbieter Sprint. Dieser 26-Milliarden-Dollar-Deal beschäftigt Höttges nun schon einige Jahre – jetzt allerdings sind die wirklich großen Hürden aus dem Weg geräumt: Ein US-Gericht hat zuletzt Klagen mehrerer US-Bundesstaaten gegen die Fusion zurückgewiesen. Gibt es nun keine Berufung der Kläger, dann würde ein Mobilfunkriese mit 140 Millionen Kunden und einem Jahresumsatz von 76 Milliarden Dollar entstehen und wäre nach AT&T und Verizon die Nummer drei in den USA.

Ron Sommer, der damalige Telekom-Chef, 1996 an der Frankfurter Börse. Die T-Aktie kam für 28,50 D-Mark auf den Markt

Das schwierige US-Geschäft

Aber noch ist das alles nicht in trockenen Tüchern, und deswegen sind Höttges und der Rest der Chefetage noch im gebremsten Euphorie-Modus unterwegs. Denn die Telekom und die USA – das ist bislang jedenfalls keine Erfolgsgeschichte. Schon Höttges Vor-Vorgänger, ein gewisser Ron Sommer hat sich dort die Finger verbrannt. Sommer – berühmt wie berüchtigt, weil er die Telekom-Aktie zur Volksaktie machen wollte – kaufte auf dem Höhepunkt der Dot-Com-Blase 2001 den US-Anbieter Voicestream für damals irrsinnig teure 36 Milliarden Dollar. Voicestream hatte gerade mal zwei Millionen Kunden und schrieb rote Zahlen. Das Vorhaben floppte, später musste die Telekom Milliarden abschreiben, übrig blieb ein kränkelndes und in T-Mobile-US umbenanntes Wrack. Ein Verkauf an AT&T scheiterte 2011, und so nahm sich Tim Höttges, damals Finanzvorstand, der Sache an. Kommt es nun also zur Fusion mit Sprint, dann wäre dies die Krönung seines Lebenswerks.

Aktionäre müssen darben

Dabei ist das US-Geschäft seit einigen Jahren ein Umsatzbringer par excellence und pumpt fleißig Geld nach Bonn. Das gilt auch für das abgelaufene Geschäftsjahr. Da steht auch dank florierender Geschäfte in den USA ein Konzernumsatz von über 80 Milliarden Euro in den Büchern – ein Zuwachs von 6,4 Prozent. Unterm Strich bleibt ein Überschuss von 3,9 Milliarden Euro – auch das ist deutlich mehr als im Jahr zuvor, da waren es knapp 2,2 Milliarden. Nicht ohne Stolz spricht Höttges vom “erfolgreichsten Geschäftsjahr der Geschichte”.

Am Ende zum Verzehr freigegeben: Die Telekom-Geburtstagstorte.

Aber die Telekom sollte auch möglichst viel verdienen, denn sie muss massiv in die Netz-Infrastruktur investieren – Stichwort LTE, 5G oder “weiße Flecken” auf dem Land. Im vergangenen Geschäftsjahr summierte sich das auf über 13 Milliarden Euro, davon 5,5 Milliarden in Deutschland. Und auch den Deal in Amerika gibt’s nicht für ein Taschengeld. Dabei drücken den Konzern schon jetzt Verbindlichkeiten von 76 Milliarden Euro – mit Folgen für die Aktionäre, die sich mit einer gestutzten Dividende zufriedengeben müssen. Das ärgert auch den Bundesfinanzminister, denn der Bund ist noch immer mit knapp 32 Prozent an dem einstigen Staatskonzern beteiligt.

Entwaffnend ehrlich

Nichts Neues gab es vom Telekom-Chef in Sachen Huawei. Hier warte man weiter auf eine Entscheidung der Bundesregierung, was den Einsatz von Huawei-Technik im 5G-Netz betrifft. In Sachen Nachhaltigkeit will die Telekom auch weiter vorankommen, bis 2030 wolle man den C=2-Ausstoß um 90 Prozent reduzieren. “Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll”, so Höttges in entwaffnender Offenheit. Und gab dann gleich noch einen Einblick in sein Seelenleben: Er sei um fünf Uhr morgens aufgestanden, weil er “keine Ahnung” habe, worüber er heute reden sollte. Schließlich habe er bis spät in die Nacht in Sachen US-Geschäft kommuniziert. Da sei die Zeit halt etwas knapp gewesen.