Deutsche Exporte nach China leiden unter Handelsdeal

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Das Teilabkommen zwischen den USA und China soll deren Handel ankurbeln. Eine Studie warnt: Insbesondere deutsche Exporteure würden darunter leiden. Als weitere Belastung könnte sich auch das Coronavirus erweisen.

Wegen des Handelsabkommens kauft China künftig mehr in den USA – und weniger in Deutschland

Das vorläufige Ende des Handelsstreits zwischen den USA und China wirkt sich besonders negativ auf deutsche Exporte nach China aus. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet damit, dass deutsche Unternehmen im kommenden Jahr weniger Güter nach China liefern – insgesamt im Wert von umgerechnet fast 4,2 Milliarden Euro. Das jährliche Handelsvolumen zwischen Deutschland und China betrug zuletzt knapp 200 Milliarden Euro, wobei die Volksrepublik einen leichten Exportüberschuss verbuchte. Aus Deutschland gehen vor allem Maschinen, Autos, Elektrotechnik und Chemie nach China.

“Bedenkliches” Abkommen für China

IfW-Präsident Gabriel Felbermayr sagte, das Abkommen mit den USA bringe “Nachteile für die übrigen Handelspartner Chinas, deren Importe nun durch US-Produkte verdrängt werden und die in erheblichem Maße Marktanteile in China verlieren”. Seit wenigen Tagen ist das erste Teilabkommen (“Phase-1-Deal”) zwischen den USA und China in Kraft, mit dessen Unterzeichnung am 15. Januar sie nach jahrelangem Handelsstreit ein erstes handfestes Signal der Entspannung aussendeten. Es sieht zusätzliche Käufe Chinas in den USA vor, um das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten zu reduzieren.

Der deutsche Lebensmittelhändler Aldi hat erst vor wenigen Monaten seine erste Filiale in China eröffnet

Das Handelsabkommen zwischen den USA und China bringt laut IfW-Chef Felbermayr “Nachteile für die Chinesen, die sich einseitig zum Import von US-Gütern im Wert von rund 200 Milliarden Dollar verpflichten und dadurch auf Produkte aus anderen Ländern verzichten, die sie bislang bevorzugten”. Aus chinesischer Sicht sei das Abkommen “bedenklich”, so Felbermayr. Die USA seien der einseitige Profiteur der Übereinkunft.

Unsicherheitsfaktor Coronavirus

Nicht einkalkuliert in die Berechnungen des IfW sind die Auswirkungen, die eine langwierigere Coronavirus-Epidemie auf die chinesische Wirtschaft haben könnte. Wenn das Wirtschaftswachstum in China hinter den Berechnungen des IfW zurückbleiben würde, “würden die für Drittstaaten schädlichen Handelsumlenkungseffekte noch stärker ausfallen”, warnten die IfW-Forscher.

In China ist VW die Automarke Nummer 1

Die von dem neuen Virus ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 macht der in Deutschland sehr wichtigen Automobilbranche auch anderweitig zu schaffen: Die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) berechnete, dass die globale Autoindustrie besonders starke negative Effekte der Epidemie zu spüren bekommen dürfte.

Etwa zwei Millionen Fahrzeuge laufen jährlich in der vom Virus besonders betroffenen Provinz Hubei vom Band, das entspricht acht Prozent der in China produzierten Autos. In der Provinzhauptstadt Wuhan sind dem Bericht zufolge 700 ausländische und chinesische Zulieferfirmen ansässig. Ein Produktionseinbruch könnte in den Lieferketten weltweit spürbar sein. Für deutsche Autobauer ist China nicht nur ein wichtiger Produktionsstandort, sondern auch ein zentraler Markt: Bei VW werden 40 Prozent der Fahrzeuge in China ausgeliefert.

ehl/ww (afp, rtr, dpa)