Sigmar Gabriel wird Deutsche Bank-Aufseher

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Neuer Job für Sigmar Gabriel: Der frühere SPD-Chef und Ex-Außenminister soll in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank einziehen. Das letzte Wort haben die Aktionäre.

Die Deutsche Bank holt den früheren SPD-Chef und Ex-Außen- und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in ihren Aufsichtsrat, wie die Deutsche Bank am Freitag mitteilte. Er folgt auf Jürg Zeltner, der sein Mandat Ende des vergangenen Jahres niedergelegt hat. Zeltner wurde erst im Sommer in das Gremium berufen, die Finanzaufsicht lehnte ihn aber wegen Interessenskonflikten ab. Gabriel werde zunächst gerichtlich bestellt und sich dann bei der nächsten Hauptversammlung zur Wahl stellen. Das ist im deutschen Aktienrecht so vorgeschrieben.

Auf der nächsten Hauptversammlung stellt sich Gabriel zur Wahl. (im Bild: Aktionärstreffen 2019 mit Bank-Chef Christian Sewing)

Mit der Berufung endet für die Deutsche Bank eine monatelange, schwierige Personalsuche. Die EZB und die Bankenaufsicht Bafin hatten Zeltner abgelehnt, weil sie Interessenskonflikte wegen seiner Position als Chef und Investor bei der Luxemburger Privatbankengruppe KBL sahen, die vom Deutsche-Bank-Großaktionär Katar kontrolliert wird. Das Anrecht auf die Besetzung des Aufsichtsratspostens hatte Katar, die über zwei Fonds mehr als sechs Prozent an der Deutschen Bank halten.

“Wir freuen uns sehr, mit Sigmar Gabriel einen überzeugten Europäer und Transatlantiker für den Aufsichtsrat der Deutschen Bank gewinnen zu können”, erklärte Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Mit seinem großen Erfahrungsschatz werde Gabriel “einen besonderen Beitrag leisten und unsere Kompetenz im Aufsichtsrat ergänzen.”

Erfahrungen als VW-Aufsichtsrat

Sigmar Gabriel bezeichnete die Berufung als “große Ehre”. “Mit einer nun klaren Strategie und ihrem starken Führungsteam hat die Deutsche Bank als eine der wichtigsten Finanzinstitutionen in Europa die Chance und die Verantwortung, die Zukunft der deutschen und europäischen Wirtschaft mit zu gestalten. Dazu möchte ich einen Beitrag leisten”, erklärte Gabriel.

Gabriel war vom Dezember 2013 bis März 2018 Vizekanzler und gehörte insgesamt neun Jahre lang dem Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel an, zunächst als Umweltminister, dann als Wirtschaftsminister und schließlich als Außenminister. Von 2009 bis 2017 war er SPD-Vorsitzender. Erfahrungen als Aufsichtsrat sammelte Gabriel in seiner Zeit als Ministerpräsident des Landes Niedersachsen von 1999 bis 2003, als er Mitglied des Präsidiums des Aufsichtsrates bei Volkswagen war. Auch Erfahrungen bei einer Bank hat Gabriel bereits gesammelt, er gehörte von 2005 bis 2009 dem Verwaltungsrat der staatlichen Förderbank KfW an und hat das Gremium zeitweise auch geleitet.
 
Die Deutsche Bank leidet seit Jahren unter den Spätfolgen der Weltfinanzkrise und der ihr nachfolgenden Niedrigszins-Phase. Deutschland größtes Geldhaus wird in der kommenden Woche den fünften Jahresverlust in Folge bekanntgeben müssen – der bei geschätzt fünf Milliarden Euro liegen dürfte. Zahlreiche Umbauversuche mit neuen Vorstandschefs führten bislang nicht zu einer Wende zum Besseren. 

hb/dk (rtr,dpa – eigen)