VW, der Weltmarkt und die E-Autos

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Autos mit dem VW-Logo verkaufen sich wie warme Brötchen. An den Elektroautos liegt das nicht. Das VW-Geschäft brummt vor allem in China. Dabei kommen von dort Warnungen, der Autoabsatz werde auch dieses Jahr sinken.

Erinnern Sie sich noch an den Diesel-Skandal? VW und die gefälschten Angaben zur Umweltbelastung durch die hauseigenen Diesel? Dann gehören Sie möglicherweise nicht zu Millionen Autokäufern, denen der Skandal offenbar egal ist: Volkswagen, die Kernmarke des VW-Konzerns, hat im letzten Jahr 6,28 Millionen Autos abgesetzt – das sind 0,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Allein im Dezember verkaufte VW gut 615.000 Autos – ein Plus von fast 14 Prozent. Auch die Kritik an der miserablen Umweltbilanz von sogenannten Stadtgeländewagen, oder SUV’s scheint die VW-Käufer nicht zu berühren:  Rund 30 Prozent aller 2019 verkauften Wagen, vermeldet der Konzern, seien ein SUV – gegenüber 2018 eine Steigerung von etwa zehn Prozentpunkten.

In Nordamerika, wo der Dieselskandal 2015 aufflog, verkaufte Volkswagen im Dezember 7,9 Prozent weniger – das waren noch 45.800 Fahrzeuge. Mehr als ausgeglichen wurde dieser Rückgang aber von einem Plus im mittlerweile wichtigsten regionalen Markt von VW, China. Hier erzielte VW mit gut 350.000 Autos ein Plus von 22,2 Prozent im Schlussmonat des Jahres. 2019 steht China damit für die Hälfte aller verkauften Autos mit dem VW-Logo.

Marktanteil ausgebaut

“2019 haben wir unsere globale Marktposition durch deutliche Marktanteilsgewinne signifikant ausgebaut”, fasste VW-Markenvertriebschef Jürgen Stackmann das Jahr zusammen. Im Handelsblatt bezifferte er den weltweiten Marktanteil der Marke auf knapp acht Prozent.

Allerdings muss sich VW wie anderen Hersteller auch auf einen schrumpfenden Markt in China einstellen.  Der Verband der Autohersteller Chinas CAAM rechnet für das laufende Jahr mit einem Rückgang der Verkäufe um zwei Prozent. Im vergangenen Jahr war der Auto-Markt in China um 8,2 Prozent geschrumpft. Im Dezember war der Absatz hier den 18. Monat in Folge gesunken.

VW-Teststrecke in der Provinz Xinjiang, China

Der Rückgang in China betrifft übrigens auch Autos mit alternativem Antrieb – er lag hier über das Jahr bei minus vier Prozent. VW hingegen legte weltweit bei den E-Autos zu und verbuchte ein Plus von immerhin 60 Prozent. Das waren aber dennoch lediglich 80.000 Autos – gemessen an der Gesamtzahl von 6,28 Millionen verkauften Volkswagen.

Mehr Elektroautos – weniger Personal?

Dennoch macht der Übergang zur Elektromobilität die Branche mächtig nervös. Durch die Umstellung auf Elektromotoren für Autos seien in Deutschland bis 2030 möglicherweise fast 400.000 Arbeitsplätze gefährdet, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Studie der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM). Für den Bau von elektrischen Antrieben für Autos braucht es der allgemeinen Einschätzung zufolge deutlich weniger Personal als für herkömmliche Motoren.

Autoproduktion, klassisch – VW-Stammwerk in Wolfsburg

Kritiker bezeichneten den Bericht allerdings umgehend als “Horrorszenario”. Er basiere auf der Annahme, dass es bis 2030 nur in geringem Umfang E-Autos und Batteriezellen aus deutscher Produktion geben werde, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbands VDA,  Kurt-Christian Scheel. Das sei ein unrealistisches Extremszenario, das so nicht eintreten werde, so Scheel.

Schon jetzt aber geht nach Erhebungen des Münchner ifo-Instituts wegen der Umstellung auf alternative Antriebe die Automobilprodukton in Deutschland deutlich zurück, und das belastete die Konjunktur. Das ifo schätzt, dass 2019 durch die “Schwäche” der Automobilbranche die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,75 Prozentpunkte gedämpft worden sei. “Auch auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt der Strukturwandel jetzt seine Spuren”, so ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Seit Beginn des Jahres 2019 sei die Beschäftigtenzahl im Kraftfahrzeugbau saisonbereinigt um 1,3 Prozent gesunken, deutlich stärker als in anderen Branchen.

Autoproduktion heute – VW-Werk für Batteriezellen in Salzgitter

Mehr Autos verkauft, aber weniger Autos gebaut 

“Interessanterweise stieg gleichzeitig die Nachfrage nach deutschen Autos 2019”, sagte der ifo-Ökonom. “Die Kunden wurden aber nicht aus der inländischen Produktion bedient.” Die sei im vergangenen Jahr um 8,9 Prozent geschrumpft, nach einem Rückgang von 9,3 Prozent auch im Jahr davor. “Vielmehr weitete die Branche die Produktion deutscher Marken an Standorten außerhalb Deutschlands aus und führte die Autos dann nach Deutschland ein”, so Wollmershäuser. Eine mögliche Ursache für die Produktionsverlagerungen sei ein vermehrtes Umrüsten deutscher Standorte auf die Herstellung von Elektroautos.

“In der Übergangsphase fällt das Angebot an neu produzierten Pkw in Deutschland weg, und die vormals an den deutschen Standorten produzierten Pkw mit herkömmlichen Antrieben werden in anderen europäischen Ländern hergestellt”, so das ifo-Fazit.

ar/hb (dpa, rtr – ifo)