Kommentar: RB Leipzig hat das Zeug zum Meister

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Unter Trainer Julian Nagelsmann zeigen die Leipziger begeisternden Offensivfußball und haben mehr Respekt verdient, meint Stefan Nestler – auch, wenn die allgemeine Sympathietabelle eine andere Sprache spricht.

In der Bundesliga-Sympathietabelle steht RB Leipzig weiter im Keller. Bis auf die TSG Hoffenheim ist wohl kein anderer Verein der obersten Spielklasse so vielen Schmähungen von den Tribünen und in den sozialen Netzwerken ausgesetzt wie die Leipziger. “Plastikklub”, “Brauseklub”, “Millionärsklub” – das sind noch die harmloseren Bezeichnungen der Fanszene für den Verein, der vor erst zehn Jahren gegründet wurde. Großzügig finanziert vom österreichischen Konzern Red Bull und dessen Chef Dietrich Mateschitz, hat es RB allen Anfeindungen zum Trotz sportlich weit gebracht. Erstmals stehen die Leipziger in der K.o.-Phase der Champions League. Und auch in der Bundesliga läuft es für die Mannschaft aus Ostdeutschland. Beim 3:0-Sieg an diesem Samstag bei Fortuna Düsseldorf feierte RasenBallsport Leipzig, wie der Klub offiziell heißt, den zehnten Sieg im 15. Spiel und eroberte mindestens für einen Tag die Tabellenspitze.

Technisch stark, blitzschnell, torgefährlich

Stefan Nestler, DW Sport

Einmal mehr zeigten die Leipziger, warum sie zu den Topteams der Liga zählen: starke Technik, blitzschnelles Umschalten von Abwehr auf Angriff, exzellentes Spiel über die Flügel und vorne jede Menge Torgefahr. Timo Werner, lange als “Chancentod” verschrien, erzielte in Düsseldorf (per sicher vollstrecktem Handelfmeter) bereits seinen 16. Saisontreffer. Wie breit der RB-Kader aufgestellt ist, verdeutlicht die Tatsache, dass Trainer Julian Nagelsmann die Topstürmer Emil Forsberg und Yussuf Poulsen bis zum Schlusspfiff auf der Ersatzbank schonen konnte.

Chemie zwischen Trainer und Team stimmt

“Es ist noch ein langer Weg”, stapelte Nagelsmann nach dem Abpfiff tief. Dennoch: Nach drei Jahren in Hoffenheim hat er offenbar bei RB den nächsten Entwicklungsschritt gemacht. Die Chemie stimmt zwischen dem jüngsten Trainer (32 Jahre) und der im Schnitt jüngsten Mannschaft der Bundesliga (23 Jahre). Gemeinsam bringen sie fast Woche für Woche begeisternden Offensivfußball auf den Platz und stehen daher nicht umsonst so weit oben. Halten sie das aktuelle Niveau, haben die Leipziger sogar das Zeug zum Meister. Vielleicht gelingt es ihnen ja auch endlich, in der Sympathietabelle der Liga einen Schritt nach oben zu machen, wenigstens einen kleinen. Die Mannschaft hätte es verdient.