Deutsche Bank macht nur zaghafte Fortschritte beim Umbau

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Die Deutsche Bank baut radikal um. Die schwächelnde Weltkonjunktur und Minuszinsen sorgen allerdings für Gegenwind. Dabei gehen vielen Analysten die Pläne noch nicht weit genug.

Trotz Niedrigzinsumfeld hält die Deutsche Bank an ihrem Renditeziel von acht Prozent für 2022 fest. Das erklärte Deutschlands größtes Geldhaus am Dienstag vor einer Investorenkonferenz. Auch die Umbau-Maßnahmen beurteilt Bankchef Christian Sewing positiv: “Wir liegen im Plan und in einigen Bereichen sogar über Plan”, erklärte er vor der ersten Konferenz dieser Art in seiner Amtszeit.

Rückendeckung erhält die Deutsche Bank von der Europäischen Zentralbank. Sie hat gerade die Kapitalanforderungen für das Institut ein wenig gesenkt. Ab Januar muss die Deutsche Bank nur noch 11,59 Prozent Eigenkapital vorhalten, statt bisher 11,84. Das systemische Risiko sei geringer als zuvor, stelle der Finanzstabilitätsrat der Europäischen Zentralbank fest. Die EZB attestiere der Bank in den fünf Kategoerien Größe, grenzüberschreitendes Geschäft, Vernetzung im Finanzsektor, Ersetzbarkeit und Komplexität, ein geringeres Risiko.

Endlich eine gute Nachricht

Für Bank-Chef Christian Sewing ist das eine gute Nachricht, denn es zeigt, dass seine Maßnahmen Wirkung zeigen. Ein wichtiges Signal, besonders da die Deutsche Bank nach kurzzeitiger Erholung in den vergangenen zwei Quartalen erneut in die roten Zahlen gerutscht ist und wohl auch für das Gesamtjahr keinen Gewinn ausweisen wird. 

Hohe Kosten drücken das Ergebnis im Bereich Privatkunden der Deutschen Bank. Kosten sparen will das Institut zum Beispiel über Personalabbau.

Ein wichtiges Problemfeld, in dem Sewing liefern muss, sind die Kosten. Denn die drücken auf das Ergebnis der Bank sowohl im Unternehmensbanking als auch bei den Privatkunden. Und natürlich kostet der Umbau. Noch im Oktober bestätigte Finanzvorstand James von Moltke, man wolle das Problem bis 2020 in den Griff bekommen und dann auch wieder schwarze Zahlen liefern. Bis 2022 will die Bank ihre Kosten von bis dato 21,5 Milliarden auf dann 17 Milliarden Euro drücken.

Dazu sind harte Schnitte unumgänglich. Das skandalbehaftete Investmentbanking, einst Hoffnungsträger der Bank, hat Sewing bereits drastisch heruntergefahren. Auch beim Personal wird gespart. Zu seinem Amtsantritt arbeiteten 97.000 Menschen bei der Deutschen Bank. Heute sind es noch rund 90.000 und der Abbau geht weiter: Weitere 18.000 Mitarbeiter sollen in den kommenden Jahren gehen.

Abschied vom Kleinsparer?

Gegen die Niedrigzinsen will sich die Deutsche Bank mit Wachstum im Kreditgeschäft stemmen. Neu in der Strategie: Das Geldhaus will Negativzinsen “selektiv an Kunden weitergeben”. Wie diese Selektion aussehen soll, hat das Institut noch nicht bekannt gegeben, doch am wenigsten lohnt sich das Geldanlagegeschäft für Banken im aktuellen Umfeld mit Kunden, die nur kleine Summen zur Verfügung haben, also die Privatkunden.

Bei Anlegern sorgte die Ankündigung nur für wenig Begeisterung. Nach einem kleinen Plus am Morgen fiel die Aktie wieder auf etwa 6,50 Euro zurück, damit bewegt sich der Kurs weiter nur rund 75 Cent vom absoluten Rekordtief entfernt.

Die schlechte Stimmung bei Anlegern könnte auch damit zusammenhängen, dass die Deutsche Bank gerade wieder über ihre Geldwäsche-Altlasten gestolpert ist. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, muss sich die Bank von tausenden Kunden trennen, viele davon im Investmentbanking-Bereich, weil sie der deutschen Finanzaufsicht nicht rechtzeitig Informationen zu diesen Kunden liefern konnte. Über den “Know-Your-Customer”-Prozess werden Kundenverbindungen durchleuchtet, um Geldwäsche zu verhindern. Dieser Prozess läuft eigentlich voll automatisch, doch wegen IT-Problemen hat die Bank schon in der Vergangenheit Schwierigkeiten damit gehabt und musste die Geldwäscheprüfung von Hand durchführen.