Spannung an der Bundesliga-Spitze

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Borussia Mönchengladbach immer noch ganz oben, der FC Bayern so schwach wie lange nicht: In der Fußball-Bundesliga ist in dieser Saison vieles anders als sonst – und die “Emporkömmlinge” werden langsam selbstbewusst.

So eng, so abwechslungsreich und spannend war es schon lange nicht mehr: Nach 14 Spieltagen steht in der Fußball-Bundesliga immer noch Mönchengladbach ganz oben. Das 2:1 gegen den FC Bayern sicherte der Borussia zum achten Mal in Folge den Platz an der Sonne. Gleichzeitig stürzte der Rekordmeister aus München auf Rang sieben ab. Der Rückstand auf die Gladbacher beträgt nun sieben Punkte. So tief stand der FC Bayern zu einem solch späten Zeitpunkt der Saison seit 25 Jahren nicht mehr: In der Spielzeit 1994/95 waren die Münchner nach 14 Spieltagen sogar nur Achter.

Und auch aus einem anderen Grund darf man die aktuelle Tabelle der Bundesliga wohl “historisch” nennen: Vor mehr als zehn Jahren, am 29. November 2009, stand zum letzten Mal nach 14 Spieltagen eine andere Mannschaft auf Rang eins als die beiden “Großen”, FC Bayern und Borussia Dortmund: Durch ein 4:0 gegen den VfB Stuttgart verteidigte damals Bayer Leverkusen die Tabellenführung vor Werder Bremen. Damals war es oben auch letztmals so eng wie heute: Die Werkself an der Spitze und den FSV Mainz 05 auf Rang sieben trennten nur sieben Zähler. Seitdem lagen nach 14 Spielen stets mehr Punkte zwischen dem Ersten und dem Siebten – teilweise sogar sehr viel mehr.

Fehlende Konstanz beflügelt die Konkurrenz

Dass es diesmal anders zugeht, ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass sowohl Bayern als auch Dortmund öfter gepatzt haben als in den vergangenen Jahren. Bei den Bayern haben die schwachen Ergebnisse sogar schon zu einem Trainerwechsel geführt, beim BVB stand die Entlassung Lucien Favres zumindest kurz bevor. Zwar hat Dortmund zuletzt wieder ein wenig die Kurve gekriegt und auch am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf überzeugend gewonnen, jedoch hat der BVB in dieser Saison noch keine drei Spiele in Folge gewinnen können.

Erfolgreich und tiefenentspannt: Gladbachs Trainer Marco Rose (l.) neigt nicht dazu, abzuheben

Gleiches gilt für den FC Bayern – und diese fehlende Konstanz lässt die Konkurrenz langsam selbstbewusster werden: “Das ist ein Zeichen an die Liga, dass wir nicht aufgeben und gegen eine große Mannschaft gewonnen haben”, kommentierte Mönchengladbachs Stürmer Breel Embolo den Sieg gegen die Bayern, und sein Trainer Marco Rose legte nach: “Das zeigt, warum wir zu Recht da oben stehen.”

Etwas zurückhaltender gab sich Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann, der mit seiner Mannschaft aber ebenfalls konstant spielt und als Tabellenzweiter ein Sechs-Punkte-Polster auf die Münchner hat. “Bayern ist der Primus und es ist schön, ein wenig Vorsprung zu haben”, sagte Nagelsmann und gab zu: “Gladbach ist auch sehr stabil.”

Wer wird deutscher Meister?

Der FC Bayern hat diesmal mehr Konkurrenten als sonst

Eine Stabilität, die dafür sorgen könnte, dass am Ende der Saison zum ersten Mal seit 2012 wieder ein anderer Verein als der FC Bayern deutscher Meister wird. Zwar mussten die Bayern auch im vergangenen Jahr einen Rückstand auf die Spitze aufholen – damals war Borussia Dortmund zwischenzeitlich sogar neun Punkte enteilt. Allerdings, so Bayern-Kapitän Manuel Neuer: “Jetzt ist es eine andere Situation, weil noch mehr Mannschaften oben dabei sind.” Noch deutlicher formulierte es Joshua Kimmich: “Wer das jetzt noch nicht begriffen hat, ist komplett auf dem falschen Weg. Und wer glaubt, dass es wieder so wird wie letzte Saison, der ist fehl am Platz.”

“Wir müssen schauen, dass wir in der Bundesliga jetzt noch neun Punkte holen, sonst schaut es schattig aus”, ordnete FCB-Angreifer Thomas Müller die Lage seines Klubs realistisch ein – allerdings werden die Aufgaben für die Bayern und ihren Trainer Hansi Flick nicht einfacher – zumal mit dem gesperrten Javi Martinez am kommenden Spieltag der nächste Defensivspieler fehlen wird.

Die Münchner spielen bis zur Winterpause noch zu Hause gegen Bremen, anschließend in Freiburg und zum Abschluss vor heimischem Publikum gegen Wolfsburg. Im Normalfall wären das drei Siege für die Bayern. Andererseits: Was ist in dieser Saison bei den Bayern schon normal?

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Am 14. Spieltag blieb zwar Borussia Mönchengladbach an der Tabellenspitze, dafür wechselten die Mannschaften ganz unten in der Tabelle die Positionen: Köln ist nun Letzter, der SC Paderborn kletterte auf Rang 17.

Hier gibt es den gesamten 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga in Bildern:


  • Verunsicherte Kölner verlieren auch bei Union

    1. FC Union Berlin – 1. FC Köln 2:0 (1:0)

    Neuer Coach (Gisdol, Foto), neuer Sportchef (Heldt) – alte Sorgen: Auch bei Mitaufsteiger Union Berlin holt der 1. FC Köln keine Punkte und verliert durch einen Doppelpack von Andersson (33. + 50. Minute) mit 0:2. Köln steckt mit nur acht Punkten tief im Tabellenkeller. Bundesliga-Neuling Union feiert dagegen den vierten Heimsieg in Folge und klettert mit nun 19 Punkten auf Rang zehn.


  • Verunsicherte Kölner verlieren auch bei Union

    Werder Bremen – SC Paderborn 0:1 (0:0)

    Kurioser Auswärtssieg für Aufsteiger SC Paderborn. In der Nachspielzeit macht Michel das entscheidende Tor, das erst durch den Videobeweis gegeben wird. Paderborn spielt über weite Strecken ordentlich mit und fährt den erst zweiten Saisonsieg ein. Damit gibt der Aufsteiger die “Rote Laterne” an den 1. FC Köln ab. Werder rutscht durch die Niederlage mit nur 14 Punkten in den Tabellenkeller.


  • Verunsicherte Kölner verlieren auch bei Union

    Borussia Mönchengladbach – FC Bayern 2:1 (0:0)

    Zum dritten Mal in Folge bleibt Lewandowski (l.) ohne Treffer, zum zweiten Mal in Serie verlieren die Münchener. Dabei ist der Rekordmeister eine Stunde lang die klar bessere Mannschaft – vergisst aber das Toreschießen. Perisic schafft die überfällige Führung (49. Minute). Doch Gladbachs Bensebaini dreht mit einem Doppelpack (60., 90.+2 per Foulelfmeter) noch das Spiel. Martinez sieht Gelb-Rot.


  • Verunsicherte Kölner verlieren auch bei Union

    RB Leipzig – 1899 Hoffenheim 3:1 (1:0)

    Im Gegensatz zu Bayern-Torjäger Lewandowski trifft Leipzigs Stürmer Werner weiter. Mit seinen Saisontoren Nummer 14 (11.) und 15 (52. per Foulelfmeter, Bild) bringt er seine Mannschaft mit 2:0 nach vorn. Sabitzer legt noch einen drauf (83.). Bicakcic gelingt nur noch der Ehrentreffer (89.) für Hoffenheim. Durch das späte Gladbacher Siegtor verpasst Leipzig den Sprung an die Tabellenspitze.


  • Verunsicherte Kölner verlieren auch bei Union

    Borussia Dortmund – Fortuna Düsseldorf 5:0 (1:0)

    Klare Sache für den BVB. Die Dortmunder fertigen die Fortuna durch je zwei Treffer von Reus (r./ 42., 70. Minute) und Sancho (63., 74.) sowie ein Tor von Hazard (58.) regelrecht ab. Gut fürs zuletzt ramponierte Selbstbewusstsein und für Trainer Favre, der nach der überzeugenden Vorstellung seines Teams wieder fester im Sattel sitzt. Der BVB verbessert sich auf den dritten Tabellenrang.


  • Verunsicherte Kölner verlieren auch bei Union

    Bayer 04 Leverkusen – FC Schalke 04 2:1 (1:0)

    Die Werkself stoppt die Schalker Erfolgsserie. Nach fünf Spielen ohne Niederlage müssen sich die Königsblauen den Leverkusener geschlagen geben – und das verdient. Matchwinner von Bayer 04 ist Alario, der beim 1:0 (15., Bild) am höchsten springt und in der zweiten Hälfte das 2:0 (81.) nachlegt. Raman kann nur verkürzen (82.). Schalke ist nun Tabellenvierter, Leverkusen Sechster – vor den Bayern.


  • Verunsicherte Kölner verlieren auch bei Union

    SC Freiburg – VfL Wolfsburg 1:0 (0:0)

    25 Meter vor dem Tor nimmt Freiburgs Mittelfeldspieler Schmid Maß. Sein Freistoß fliegt vom linken Innenpfosten ins Netz. Gästetorwart Casteels (Bild) macht sich lang, kommt aber nicht mehr an den Ball. So gewinnen die Freiburger das schwache Spiel dank des späten Tors (85.) – und ziehen in der Tabelle sogar am FC Bayern vorbei auf Platz fünf.


  • Verunsicherte Kölner verlieren auch bei Union

    FC Augsburg – FSV Mainz 05 2:1 (1:1)

    “Es ist bitter, sehr bitter”, sagt Trainer Beierlorzer, der im dritten Spiel mit dem FSV seine erste Niederlage kassiert. Öztunali bringt den FSV zunächst nach vorn (15.). Doch Richter (41.) und Niederlechner (65.) per Foulelfmeter drehen die Partie zugunsten der Augsburger. “Das war kein Foul, das war ein klares Hinschmeißen”, wettert Beierlorzer über die Szene, die zum Elfmeter führte.


  • Verunsicherte Kölner verlieren auch bei Union

    Eintracht Frankfurt – Hertha BSC 2:2 (0:2)

    Vor der Partie zeigt sich der neue Hertha-Coach Klinsmann bestens gelaunt und optimistisch. Und das Freitagsspiel bestätigt ihn zunächst: Lukebakio (30.) und Grujic (63.) sorgen für eine überraschende 2:0-Führung der Gäste aus Berlin. Doch Frankfurt stemmt sich gegen die vierte Liga-Pleite in Folge und kommt durch Hinteregger (65.) und Rode (86.) noch zum Ausgleich.

    Autorin/Autor: Calle Kops, Stefan Nestler