DFB-Frauen verderben England die Party

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Die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen gewinnt im Londoner Wembley-Stadion vor der englischen Rekordkulisse von 77.768 Zuschauern. Das Team macht Hoffnung auf mehr.

Mag auch der Zuschauerrekord für ein Spiel der englischen Frauennationalmannschaft gebrochen worden sein, ein anderes Manko bleibt für die Engländerinnen bestehen: Noch nie konnten sie ihre Rivalinnen aus Deutschland zu Hause schlagen. Insgesamt gelang ihnen das in 26 Versuchen ohnehin nur einmal. “Die Kulisse ist uns im Moment egal”, sagte ein enttäuschter Trainer Phil Neville. “Wir wollten das zweitbeste Team der Welt schlagen, am Ende war es ein echter Todesstoß”. Gemeint war damit der Last-Minute-Treffer von Klara Bühl. Die 18-jährige Freiburgerin traf in der 90. Minute zum 2:1-Endstand. Das von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg aus jungen und erfahrenen Spielerinnen gut durchmischte Team durfte am Ende jubeln.

Der Zuschauer-Weltrekord von 1999, als beim Frauen-WM-Finale 90.185 Menschen den Rose Bowl von Pasadena/Kalifornien besuchten, bleibt dagegen unangetastet. 

Deutschland jubelt in der letzten Minute

Vom Anpfiff an machten die Deutschen klar, dass sie nicht einfach nur Partygäste sein wollten. Alexandra Popp brachte das Team in der 9. Minute in Führung, nachdem sie zuvor schon einen Lattentreffer markiert hatte. England war anzusehen, dass die hohen Erwartungen, die rund um das Spiel aufgebaut worden waren, schwer auf ihnen lasteten.

Erst im weiteren Verlauf von Hälfte eins gelang es ihnen, mehr Kontrolle über das Spiel zu bekommen. In der 36. Minute hätte es eigentlich 1:1 stehen müssen, doch die deutsche Torhüterin Merle Frohms lenkte den Elfmeter von Nikita Parris erst mit der Hand, dann mit dem Fuß über das Tor.

Merle Frohm pariert den Elfmeter

Sicherheit gab dies den Deutschen aber nicht. In der 45. Minute kam England zum bis dahin verdienten Ausgleich durch Ellen White, bevor dann Klara Bühl kurz vor Schluss in Minute 90 traf.

“Blut gerochen”

Trainerin Voss-Tecklenburg war nach Abpfiff zufrieden. Ihr Plan, viele junge Spielerinnen zu integrieren und weiter zu entwickeln, war aufgegangen. “Es ist ein langer Prozess, der andauert. Wir machen aber so weiter”, so Voss-Tecklenburg. Ihr Gegenüber Phil Neville erklärte sich den Erfolg so: “Die Deutschen haben Blut gerochen und nicht locker gelassen”. Auch, wenn die Deutschen nicht ganz so überragend aufgetreten seien, wie beim 3:0 an gleicher Stelle im Jahr 2014.

In diesen fünf Jahren hat sich viel verändert. Damals wurde schon einmal der englische Zuschauerrekord bei einem Spiel der englischen Frauenmannschaft verbessert – damals waren es “nur” 45.619 Zuschauer. Seitdem ist Englands Frauenfußball populärer geworden. Schon sechs der zwölf Teams in der Liga haben diese Saison mehr als 10.000 Zuschauer bei einem oder mehreren Spielen begrüßen können. Der Schnitt liegt bei 4336. Zum Vergleich: In der deutschen Bundesliga kommen im Schnitt 989 Besucher.

 

Rekordkulisse in England

Es ist noch nicht all zu lang her, da war es umgekehrt. 2011 kamen 20.000 zum Spiel 1. FFC Frankfurt gegen Turbine Potsdam, und die englische Liga versuchte damals gerade, kurz nach ihrer Gründung irgendwie eine Identität aufzubauen. Die Deutsche Dzsenifer Marozsán sagte der DW nach Abpfiff in Wembley, dass die Kulisse einen großen Einfluss gehabt habe. “Auch wir brauchen mehr Zuschauer. Das ist im Moment aber schwer vorzustellen. Ich hoffe, das gelingt uns in der Zukunft”, so die 97-fache Nationalspielerin vor der Abreise.