Ein Blick hinter die Kulissen des Bundesnachrichtendienstes

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Seit dem Umzug nach Berlin ticken beim deutschen Auslandsgeheimdienst die Uhren anders: Offenheit statt Tarnung lautet das Motto. Der neueste Clou ist eine interaktive Dauerausstellung.

Es gab mal Zeiten, in denen niemand wissen sollte, dass es ihn überhaupt gibt: den Bundesnachrichtendienst (BND). In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Versteckspiel mitunter groteske Züge an. Als “Beamtenunterkunft” firmierte der für das Ausland zuständige Geheimdienst. Damals hausten die Mitarbeiter noch versteckt in Pullach südlich von München. Heute hingegen residiert der BND geradezu im Herzen Berlins. Das weitläufige, architektonisch ein wenig monoton anmutende Areal ist nur drei U-Bahnstationen von der pulsierenden Friedrichstraße entfernt.

Keine schlechte Adresse für eine staatliche Behörde, die im Verborgenen arbeitet und Deutschlands Sicherheit garantieren soll. Und damit die öffentliche Akzeptanz des an Pannen und Skandalen reichen BND wächst, geht er seit einiger Zeit in die Offensive. War schon der Neubau mitten in der deutschen Hauptstadt ein klares Statement, ist es die jetzt eröffnete Ausstellung erst recht.

Der Monolith “Das Ding” von Stefan Sous bringt etwas Abwechslung in den ansonsten recht monotonen BND-Neubau

Schon das seit dem Frühjahr zugängliche Besucherzentrum gilt als weltweit einmalig. Darauf sind sie stolz beim aus dem Kanzleramt gesteuerten Nachrichtendienst. Das Wort “Geheimdienst” hören die rund 6500 Mitarbeiter nicht so gern. So transparent wie möglich will man an der Chausseestraße herüberkommen. In unmittelbarer Nachbarschaft zum weltberühmten Naturkundemuseum gibt sich nun auch der BND einen musealen Touch: der Geheimdienst von nebenan, zum Anfassen gewissermaßen.

Der Charme von James Bond-Filmen

Interaktiv, multimedial, hochmodern – so lockt die Ausstellung mit ihren gut 120 Exponaten. Der Clou ist eine zweigeschossige, 72 Quadratmeter große LED-Wand, die den Raum wie ein Planetarium erscheinen lässt. Das bläulich schimmernde, dreidimensionale Panorama mit den hell leuchtenden Punkten und Linien regt die Fantasie der Besucher an. Der BND, ein aus Steuergeldern finanziertes Hightech-Unternehmen des 21.Jahrhunderts? In gewisser Weise schon.

Auf leisen Sohlen unterwegs in der Geheimdienst-Welt: ein Exponat aus der neuen BND-Ausstellung

Zwar verkauft hier niemand Drohnen für den Hausgebrauch oder manipulierte Mikrofone zum heimlichen Abhören des Nachbarn, stattdessen sind aber ein paar Klassiker aus der Welt der Spionage zu sehen. Darunter solche, die den Charme von James Bond-Filmen aus den 1970er Jahren versprühen. Etwa ein ganz normal anmutender Schuh mit eingebautem Hohlraum, der sich mit Hilfe eines klassischen Schraubgewindes öffnen lässt.

Der BND schmückt sich mit Lex Barker alias “Mister Dynamit”

Apropos Film: Auf einer von grellem Scheinwerferlicht erleuchteten Wand wird das Klischeebild von männlichen Schlapphüten und hübschen Frauen zelebriert. Höhepunkt ist ein leicht verfremdetes Filmplakat von 1967: In den Hauptrollen Lex Barker und Maria Perschy in der Agentensatire “Mister Dynamit – Morgen küsst Euch der Tod”. Der BND kann sich also auch selbst auf den Arm nehmen.

Spionage-Dreamteam: Lex Barker (r.) und Maria Perschy in der 1967 verfilmten BND-Satire “Mister Dynamit”

Das Thema Geheimdienst ist aber viel zu ernst und gefährlich, um es nur von der lockeren Seite zu beleuchten. Die BND-Ausstellung auf einer Gesamtfläche von über 400 Quadratmetern ist gleichzeitig auch seriös und informativ. An rechteckigen Stelen kann man sich ein Bild davon machen, auf welcher gesetzlichen Grundlage der Geheimdienst arbeitet oder wer ihn kontrolliert.     

Sprengstoffwesten und Schwimmwesten für Kinder

Dass BND-Mitarbeiter zuweilen ihr Leben riskieren, ist beim Anblick einer Sprengstoffweste fast schon körperlich spürbar. Zu den beeindruckenden Exponaten gehören auch kleine Luftabwehr-Raketen aus Krisenregionen, sogenannte “Manpads”. Und was sich täglich auf der Flüchtlingsroute im Mittelmeer abspielt, lässt sich durch eine hochseeuntaugliche Kinderschwimmweste erahnen.

Wie groß die Gefahr von Terror-Angriffen auch für BND-Leute ist, soll diese Sprengstoffweste zeigen

Wer sich die 2,5 Millionen teure, schaurig-schöne BND-Ausstellung in Berlin näher anschauen möchte, sollte das rechtzeitig planen: Aus Sicherheitsgründen öffnen sich die Türen nur für angemeldete Besuchergruppen. Langfristig sollen aber auch Spontanbesuche möglich sein. So wie im Naturkundemuseum um die Ecke mit dem 13 Meter hohen und damit weltweiten größten Dinosaurier-Skelett. Eine vergleichbare Attraktion hat der BND dann doch nicht zu bieten.