Schneckenrennen in der Bundesliga

0
229

Zum zweiten Mal in Folge “verweigert” der FC Schalke die Übernahme der Tabellenführung. Den Ersten, Borussia Mönchengladbach, und den Neunten, Bayer Leverkusen, trennen nur zwei Punkte. Fehlt den Top-Teams die Qualität?

70 Minuten lang musste man das Gefühl haben, es sei nur eine Frage der Zeit, wann der FC Schalke 04 das erlösende 1:0 gegen die bieder und limitiert spielende TSG Hoffenheim erzielen würde. Schalke war vor der abschließenden Partie des 8.Spieltags der Fußball-Bundesliga mit 14 Punkten Sechster. Ein Sieg hätte gereicht, um zum ersten Mal seit Jahren wieder am Ende eines Spieltags an der Tabellenspitze zu stehen. Zuletzt war das am 28. Spieltag der Saison 2009/2010 unter Felix Magath der Fall. Schon vor zwei Wochen gegen Köln hätte es zum Sprung nach ganz oben fast gereicht, doch ein Last-Minute-Tor von Jonas Hector ließ den Schalker Traum doch noch platzen. Diesmal schlug die TSG zu: Zwei Konter reichten, um das Spiel zu entscheiden. Statt auf Rang eins, liegt Schalke nun auf Rang sieben.

“Wir haben in der ersten Halbzeit unsere Torchancen nicht genutzt, und in der zweiten Halbzeit hatten wir keine mehr”, analysierte Schalkes Trainer David Wagner am Sky-Mikrofon und war ein wenig frustriert über die sehr defensive Taktik der Hoffenheimer. “Wir haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht, aber der Gegner hat zwei Tore gemacht und wir keins.”

Verletzliche Bayern

Selten zuvor war die Tabellenspitze der Bundesliga nach acht Spieltagen so eng beieinander wie in dieser Saison. Tabellenführer Borussia Mönchengladbach, der trotz einer 0:1-Niederlage gegen Borussia Dortmund ganz oben blieb, liegt nur zwei Zähler vor Bayer 04 Leverkusen auf Rang neun.

Es läuft nicht rund beim FC Bayern: Beim FC Augsburg kam der Rekordmeister nicht über ein 2:2 hinaus

Während viele nun schon von der spannendsten Bundesliga-Saison seit langem schwärmen, muss man sich bei aller Begeisterung über die Ausgeglichenheit allerdings auch Sorgen machen. Denn die Tatsache, dass kein einzelnes Team oder mehrere Mannschaften sich oben ein wenig abgesetzt haben, kann auch als Zeichen mangelnder Qualität gewertet werden.

Meister FC Bayern München präsentiert sich in diesem Herbst noch verletzlicher als vor zwölf Monaten. Die Ergebnisse stimmen nicht, Trainer Niko Kovac steht (mal wieder) in der Kritik. Dennoch ist keiner der Konkurrenten in der Lage, die Schwäche des Rekordmeisters auszunutzen.

Kein Druck vom BVB

Erster Anwärter darauf, die Bayern unter Druck zu setzen, war vor der Saison Borussia Dortmund. Die Schwarz-Gelben hatten sich namhaft verstärkt und gaben sogar die Meisterschaft als Ziel aus. Allerdings spielt der BVB nicht dementsprechend. Nach einer vermeidbaren Niederlage bei Union Berlin am 3. Spieltag und drei ebenso vermeidbaren 2:2-Unentschieden in Serie (Spieltage 5 bis 7) liegt die Borussia einen Platz hinter den Bayern, statt mehrere Punkte davor.

Nicht unumstritten: Mancher Kritiker fragt sich, ob der BVB mit Trainer Lucien Favre Meister werden kann

Während die Dortmunder – wie sich in den teilweise heftigen Reaktionen auf den Vorwurf, es fehle möglicherweise an Mentalität, zeigt – die verpassten Punktgewinne wurmen, stören sich andere überhaupt nicht daran, dass momentan mehrere Teams auf ähnlichem Niveau auf der Stelle treten. “Jetzt haben wir sechs, sieben, acht Mannschaften, die sehr eng zusammen sind. Das bleibt auch so, denke ich”, sagte Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl vor dem Spieltag der “Sport Bild” und prophezeite: “Dadurch steigt die Chance, dass andere Mannschaften dem FC Bayern gefährlich werden. Die Bayern müssen sich diesmal nicht nur auf einen Verein konzentrieren, der angreift, sondern vielleicht auf mehrere.”

Bayern-Ausrutscher als Tradition

Mancher mag die Meinung Eberls teilen, allerdings ist auch richtig, dass es durchaus helfen könnte, in der Zeit, in der sich der FC Bayern eine Schwächephase gönnt, ein kleines (oder auch größeres) Punktepolster anzuhäufen – und selbst das garantiert am Ende nicht den Erfolg. Bitter erfahren musste das in der vergangenen Saison Borussia Dortmund. Der BVB hatte zwischenzeitlich sogar neun Punkte Vorsprung auf die Bayern, kam am 34. Spieltag aber doch mit zwei Zählern Rückstand auf die Münchner ins Ziel.

Vergangene Saison gab es für Kovac und die Bayern zwischen Ende September und Ende November sechs Spiele ohne Sieg

Dass die Bayern im Herbst nicht in vollem Saft stehen und sich den einen oder anderen Ausrutscher leisten, hat bereits Tradition. In der vergangenen Saison leisteten sie sich zwischen dem 25. September und dem 24. November ganze sechs sieglose Spiele – darunter Niederlagen gegen Hertha BSC, eine 0:3-Heimklatsche gegen Gladbach und ein 3:3 nach 3:0-Führung zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf. Dass der Rekordmeister dann aber spätestens, wenn im Frühjahr der Schnee rund um die Säbener Straße schmilzt, kaum noch zu schlagen ist, hat sich aber auch immer wieder gezeigt.

Vielleicht schafft es der FC Schalke am kommenden Wochenende im dritten Versuch ja doch noch. Gewinnen die “Königsblauen” nächsten Samstag gegen Borussia Dortmund, könnte es – abhängig von den anderen Ergebnissen – zur Tabellenführung reichen. Allerdings: Während sich Mönchengladbach und Frankfurt sowie Freiburg und Leipzig in direkten Duellen die Punkte abnehmen, spielen die Bayern zu Hause gegen Aufsteiger Union Berlin. Gut möglich ist daher auch, dass nach dem 9. Spieltag wieder die Bayern ganz oben stehen. Wie immer eigentlich…

Der 8. Spieltag der Fußball-Bundesliga in Bildern:


  • 1. FC Köln gewinnt Kellerduell gegen Paderborn

    1. FC Köln – SC Paderborn 3:0 (1:0)

    Endlich wieder drei Punkte! Der 1. FC Köln erledigt mit dem Sieg gegen Mitaufsteiger SC Paderborn eine Pflichtaufgabe, tankt aber dank des verdienten Erfolgs jede Menge Selbstvertrauen. Terodde (8. Minute/2.v.l.), Schaub (59./l.) und Bornauw (85./r.) sorgen im Dauerregen für die Tore. Paderborn kommt nicht ins Spiel, von der bisher mutigen Spielweise des SCP ist diesmal kaum etwas zu sehen.


  • 1. FC Köln gewinnt Kellerduell gegen Paderborn

    TSG Hoffenheim – FC Schalke 04 2:0 (0:0)

    Einen Tag nach seinem 48. Geburtstag gibt es für Schalke-Coach Wagner (Foto) keine Geschenke von seinem Team – zumindest nicht in Form von Punkten. Zwar haben die Schalker die Partie über 70 Minuten fest im Griff, spielen sich aber kaum Chancen heraus und machen daher auch kein Tor. Dann schlägt die TSG zu: Zwei Kontertore durch Kramaric (72.) und Bebou (85.). entscheiden die Partie.


  • 1. FC Köln gewinnt Kellerduell gegen Paderborn

    FC Augsburg – FC Bayern 2:2 (1:1)

    Bayern-Verteidiger Pavard (vorne) ist bedient, die Augsburger jubeln. In der Nachspielzeit gelingt FCA-Stürmer Finnbogason das 2:2 (90.+1). Die Münchener geraten kurz nach dem Anpfiff durch Richter in Rückstand (1.). Torjäger Lewandowski (14.) und Gnabry (49.) drehen zunächst das Spiel. Doch die Bayern vergeben danach beste Chancen und patzen hinten. Die Folge: Nur ein Punkt im bayerischen Derby.


  • 1. FC Köln gewinnt Kellerduell gegen Paderborn

    Bor. Dortmund – Bor. Mönchengladbach 1:0 (0:0)

    BVB-Kapitän Reus (l.) prägt das hitzige Borussia-Duell. Zwei Dortmunder Treffer werden nachträglich aberkannt, weil der 30-Jährige im Abseits steht. Einmal bringt Reus selbst den Ball im Netz unter (58.). Dieses Tor zählt und entscheidet das Spiel. Gladbach bleibt trotz der Niederlage Tabellenführer, der BVB feiert nach vier Remis in Serie den heiß ersehnten Erfolg und rückt auf Rang vier vor.


  • 1. FC Köln gewinnt Kellerduell gegen Paderborn

    RB Leipzig – VfL Wolfsburg 1:1 (0:0)

    “Wir haben keine zwei Pässe in Folge mehr an den Mann gebracht”, sagt Leipzigs Trainer Nagelsmann hinterher. “Wir haben um das Gegentor ein bisschen gebettelt.” Werner bringt RB zunächst nach einem tollen Solo mit 1:0 nach vorn (54.), doch dann beginnt die Phase, die Nagelsmann beschreibt und die zum Ausgleich durch Weghorst (2.v.r., 82.) führt. Die “Wölfe” bleiben ungeschlagen Tabellenzweiter.


  • 1. FC Köln gewinnt Kellerduell gegen Paderborn

    1. FC Union Berlin – SC Freiburg 2:0 (1:0)

    Nichts wird aus der möglichen Tabellenführung für den FC Freiburg. Das zuletzt überraschend starke Team von Trainer Streich kassiert bei Aufsteiger Union Berlin seine erste Auswärtsniederlage der Saison. Bülter bringt die Hauptstädter bereits in der ersten Minute auf die Siegerstraße. Ingvartsen (84., Bild) macht den Deckel drauf und beendet nach vier Niederlagen die schwarze Serie der Berliner.


  • 1. FC Köln gewinnt Kellerduell gegen Paderborn

    Fortuna Düsseldorf – FSV Mainz 05 1:0 (0:0)

    Auch die Fortuna beendet nach sechs sieglosen Spielen ihre Pleitenserie. Weil Fernandez (2.v.l.) in der Nachspielzeit der ersten Hälfte wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot sieht, muss Mainz die zweite Hälfte zu zehnt bestreiten. Hennings erzielt in der Schlussphase den Siegtreffer (82.) für die Düsseldorfer, die sich mit dem Heimsieg auf Tabellenrang 13 verbessern.


  • 1. FC Köln gewinnt Kellerduell gegen Paderborn

    Werder Bremen – Hertha BSC 1:1 (1:0)

    “Ein Punkt ist einfach zu wenig, wir treten auf der Stelle”. So bringt es Mittelfeldspieler Bittencourt auf den Punkt. Zum vierten Mal in Folge bleibt Werder sieglos. Und das, obwohl Sargent (l.) mit einem abgefälschten Schuss früh das 1:0 gelingt (7.). Die Bremer lassen dann aber viele gute Chancen liegen. Hertha-Stürmer Lukebakio bestraft die Gastgeber für ihre Nachlässigkeit mit dem 1:1 (70.).


  • 1. FC Köln gewinnt Kellerduell gegen Paderborn

    Eintracht Frankfurt – Bayer Leverkusen 3:0 (2:0)

    Im Freitagsspiel verhindert die Eintracht – angetrieben von Doppel-Torschütze Paciencia (r., 4., 17. per Handelfmeter) und Aktivposten Kostic – den möglichen Sprung der Werkself an die Tabellenspitze. Die Frankfurter dominieren Bayer 04 mit ihrer körperlichen Wucht und Entschlossenheit. Dost (l.) erzielt den Endstand gegen ein vor allem in der ersten Hälfte enttäuschendes Leverkusener Team.

    Autorin/Autor: Andreas Sten-Ziemons