“Human Rights Film Festival” in Berlin: Hinter den Kulissen des Krieges

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Filme und Diskussionsrunden geben beim “Human Rights Film Festival” Einblicke in die Arbeitsweise von Reportern in Konfliktzonen – von der bekannten Kriegsreporterin Marie Colvin bis hin zu privaten Berichterstattern.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “For Sama”

    Der Eröffnungsfilm des Berliner “Human Rights Film Festival” (18. – 25.9.2019) handelt vom Liebesbrief einer Mutter an ihre Tochter. Eine junge Syrerin dokumentiert, wie sie heiratet und ihr Kind Sama in Aleppo zur Welt bringt, mitten im Kriegsgebiet. “For Sama” wurde schon mit renommierten Preisen ausgezeichnet. In Cannes erhielt er den Preis für den besten Dokumentarfilm.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “The Prosecutors”

    Vergewaltigung in Kriegszeiten wird seit jeher als “Kollateralschaden” abgetan. Doch die drei in diesem Film porträtierten Anwältinnen wissen, dass das falsch ist. Im Namen der Opfer sexueller Gewalt kämpfen sie für Gerechtigkeit. Leslie Thomas drehte seinen Dokumentarfilm in der Demokratischen Republik Kongo, in Bosnien und Herzegowina und in Kolumbien.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “ISIS, Tomorrow. The Lost Souls of Mosul”

    Die Terrormiliz IS hielt das irakische Mossul bis 2017 drei Jahre lang besetzt. Die Islamisten hinterließen hunderttausende Kinder, die nichts als Gewalt erlebt haben. Viele von ihnen wurden zu Selbstmordattentätern ausgebildet, bereit, jeden “Ungläubigen” zu töten. “ISIS, Tomorrow. The Lost Souls of Mosul” von Francesca Mannocchi und Alessio Romenzi ist das Dokument einer verlorenen Generation.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “This Is Congo”

    Der Fotojournalist Daniel McCabe beschreibt in seinem Dokumentarfilm die anhaltende Krise in der Demokratischen Republik Kongo. Die Handelnden sind: ein Informant, ein Militärkommandant, ein Schneider und ein Mineralölhändler. Der Film zeigt, was es bedeutet, in einem Land zu leben, das seit seiner Unabhängigkeit 1960 noch keinen einzigen friedlichen Machtwechsel erlebt hat.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “What Walaa Wants”

    Walaa wächst in einem Flüchtlingslager im Westjordanland auf – ohne Mutter, weil die im Gefängnis sitzt. Walaa möchte als eine von wenigen Frauen den palästinensischen Sicherheitskräften beitreten. Der Dokumentarfilm “What Walaa Wants” der Kanadierin Christy Garland begleitet die rebellische junge Frau, die ihre trotzige Energie nutzt, um Polizistin zu werden, über einen Zeitraum von sechs Jahren.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “Novaya”

    Die “Novaya Gazeta” entstand 1990 mit Geld aus dem Friedensnobelpreis für Michail Gorbatschow. Heute gilt die Moskauer Zeitung als eine der letzten Publikationen Russlands, die den Kreml kritisieren. Journalisten wie Jury Schtschekotschichin, Anna Politkovskaya und Anastasia Baburova bezahlten ihre Arbeit mit dem Leben. Regisseur Askold Kurov beleuchtet den Ausnahmezustand in der Redaktion.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “The Remains – After the Odyssey”

    Flüchtlingsschiffe überqueren das Mittelmeer, viele kommen nie an. Die österreichische Regisseurin Nathalie Borgers beschloss, die sichtbaren und unsichtbaren Spuren dieser oft tödlichen Reisen zu beleuchten. Sie traf Menschen, die Geflüchteten auf der griechischen Insel Lesbos helfen. Sie erzählt von einer syrischen Familie, die 13 Mitglieder verloren hat, deren Leichen aber nie gefunden wurden.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “Daddy and the Warlord”

    Die 1988 geborene Journalistin Clarice Gargard wuchs mit der Legende auf, ihr Vater habe als Idealist zum Wiederaufbau seines Heimatlandes Liberia beigetragen. Doch als sie herauszufinden versucht, ob der Vater mit dem Diktator Charles Taylor und seinen Kriegsverbrechen zu tun hatte, erkennt sie, dass die Wahrheit komplexer ist, als sie zunächst erscheint.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “#Widerstand”

    Widerstand, das Wort kann vieles bedeuten. Die deutsche Filmemacherin Britta Schoening porträtiert drei junge Frauen, die in verschiedenen Kreisen aktiv sind: eine linke Hausbesetzerin, die aus Solidarität mit Flüchtlingen in Athen lebt, eine Anhängerin einer rechtsextremen Bewegung in Wien und einen muslimischen Poetry-Slammer, der in Berlin gegen Diskriminierung kämpft.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “The Curse of Abundance”

    Ecuador ist ein Land mit reichen Ölvorkommen. Ein Drittel der Reserven befindet sich im Yasuni-Nationalpark, lebenswichtiges Ökosystem und Heimat indigener Völker. Um Bohrungen zu vermeiden, schlug der damalige Präsident Rafael Correa der Weltgemeinschaft vor, sein Land für Gewinnausfälle zu entschädigen. Doch es kam anders, wie die polnische Journalistin Ewa Ewart in ihrem Dokumentarfilm belegt.

    Autorin/Autor: Elizabeth Grenier


  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “For Sama”

    Der Eröffnungsfilm des Berliner “Human Rights Film Festival” (18. – 25.9.2019) handelt vom Liebesbrief einer Mutter an ihre Tochter. Eine junge Syrerin dokumentiert, wie sie heiratet und ihr Kind Sama in Aleppo zur Welt bringt, mitten im Kriegsgebiet. “For Sama” wurde schon mit renommierten Preisen ausgezeichnet. In Cannes erhielt er den Preis für den besten Dokumentarfilm.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “The Prosecutors”

    Vergewaltigung in Kriegszeiten wird seit jeher als “Kollateralschaden” abgetan. Doch die drei in diesem Film porträtierten Anwältinnen wissen, dass das falsch ist. Im Namen der Opfer sexueller Gewalt kämpfen sie für Gerechtigkeit. Leslie Thomas drehte seinen Dokumentarfilm in der Demokratischen Republik Kongo, in Bosnien und Herzegowina und in Kolumbien.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “ISIS, Tomorrow. The Lost Souls of Mosul”

    Die Terrormiliz IS hielt das irakische Mossul bis 2017 drei Jahre lang besetzt. Die Islamisten hinterließen hunderttausende Kinder, die nichts als Gewalt erlebt haben. Viele von ihnen wurden zu Selbstmordattentätern ausgebildet, bereit, jeden “Ungläubigen” zu töten. “ISIS, Tomorrow. The Lost Souls of Mosul” von Francesca Mannocchi und Alessio Romenzi ist das Dokument einer verlorenen Generation.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “This Is Congo”

    Der Fotojournalist Daniel McCabe beschreibt in seinem Dokumentarfilm die anhaltende Krise in der Demokratischen Republik Kongo. Die Handelnden sind: ein Informant, ein Militärkommandant, ein Schneider und ein Mineralölhändler. Der Film zeigt, was es bedeutet, in einem Land zu leben, das seit seiner Unabhängigkeit 1960 noch keinen einzigen friedlichen Machtwechsel erlebt hat.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “What Walaa Wants”

    Walaa wächst in einem Flüchtlingslager im Westjordanland auf – ohne Mutter, weil die im Gefängnis sitzt. Walaa möchte als eine von wenigen Frauen den palästinensischen Sicherheitskräften beitreten. Der Dokumentarfilm “What Walaa Wants” der Kanadierin Christy Garland begleitet die rebellische junge Frau, die ihre trotzige Energie nutzt, um Polizistin zu werden, über einen Zeitraum von sechs Jahren.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “Novaya”

    Die “Novaya Gazeta” entstand 1990 mit Geld aus dem Friedensnobelpreis für Michail Gorbatschow. Heute gilt die Moskauer Zeitung als eine der letzten Publikationen Russlands, die den Kreml kritisieren. Journalisten wie Jury Schtschekotschichin, Anna Politkovskaya und Anastasia Baburova bezahlten ihre Arbeit mit dem Leben. Regisseur Askold Kurov beleuchtet den Ausnahmezustand in der Redaktion.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “The Remains – After the Odyssey”

    Flüchtlingsschiffe überqueren das Mittelmeer, viele kommen nie an. Die österreichische Regisseurin Nathalie Borgers beschloss, die sichtbaren und unsichtbaren Spuren dieser oft tödlichen Reisen zu beleuchten. Sie traf Menschen, die Geflüchteten auf der griechischen Insel Lesbos helfen. Sie erzählt von einer syrischen Familie, die 13 Mitglieder verloren hat, deren Leichen aber nie gefunden wurden.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “Daddy and the Warlord”

    Die 1988 geborene Journalistin Clarice Gargard wuchs mit der Legende auf, ihr Vater habe als Idealist zum Wiederaufbau seines Heimatlandes Liberia beigetragen. Doch als sie herauszufinden versucht, ob der Vater mit dem Diktator Charles Taylor und seinen Kriegsverbrechen zu tun hatte, erkennt sie, dass die Wahrheit komplexer ist, als sie zunächst erscheint.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “#Widerstand”

    Widerstand, das Wort kann vieles bedeuten. Die deutsche Filmemacherin Britta Schoening porträtiert drei junge Frauen, die in verschiedenen Kreisen aktiv sind: eine linke Hausbesetzerin, die aus Solidarität mit Flüchtlingen in Athen lebt, eine Anhängerin einer rechtsextremen Bewegung in Wien und einen muslimischen Poetry-Slammer, der in Berlin gegen Diskriminierung kämpft.

  • Höhepunkte des Human Rights Film Festivals

    “The Curse of Abundance”

    Ecuador ist ein Land mit reichen Ölvorkommen. Ein Drittel der Reserven befindet sich im Yasuni-Nationalpark, lebenswichtiges Ökosystem und Heimat indigener Völker. Um Bohrungen zu vermeiden, schlug der damalige Präsident Rafael Correa der Weltgemeinschaft vor, sein Land für Gewinnausfälle zu entschädigen. Doch es kam anders, wie die polnische Journalistin Ewa Ewart in ihrem Dokumentarfilm belegt.

    Autorin/Autor: Elizabeth Grenier


Die bekannte Journalistin Marie Colvin, die mit ihrer auffälligen Augenklappe wie eine Ikone wirkte, starb im Februar 2012 in Homs, als sie über die Angriffe des syrischen Regimes auf die belagerte Enklave Baba Amr berichtete.

Die preisgekrönte “Sunday Times”-Reporterin wurde bereits zu Lebzeiten für ihren Mut gelobt. Die Bewunderung ihrer Person steigerte sich nach ihrem Tod sogar noch. Verschiedene Biografien und Filme loben ihre furchtlose Berichterstattung und ihre starke Persönlichkeit.

Sean Ryan ist mittlerweile Mediendirektor der Organisation “Save the Children”

Ein Beispiel ist der in Berlin gezeigte Dokumentarfilm “Under the Wire”. Der Fotojournalist Paul Conroy erzählt darin von seiner letzten Mission mit Colvin – gemeinsam mit weiteren Weggefährten Colvins wie Sean Ryan, damaliger Auslandsredakteur der “Sunday Times”. Er war bei dem Angriff auf Baba Amr ebenfalls dabei und überlebte. 

“Sie hatte diesen Eifer, über Gräueltaten in Kriegen zu berichten”, sagt Sean Ryan, der als Gastredner beim Berliner Festival auftrat, im Interview mit der Deutschen Welle: “Sie glaubte, dass ihre Berichte als Abschreckung dienen könnten, und dass dadurch ‘böse’ Menschen vielleicht weniger grausame Dinge tun würden.”

Anschläge filmen, während das Baby im Nebenraum schläft

Ein weiterer Film des Festivals beschäftigt sich mit Syrien: In der Hoffnung, die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft zu erhalten, begann Waad al-Kateab schon früh, die Proteste in Aleppo als Bürgerjournalistin zu filmen. Sie erzählt ihre Geschichte in der Dokumentation “For Sama”, dem Eröffnungsfilm des Festivals. In Zusammenarbeit mit al-Kateab führte Edward Watts Co-Regie.

Der Dokumentarfilm beginnt mit einem Angriff der syrischen Armee, bei dem die Menschen in einem Keller Zuflucht suchen. Die Mutter eines Kleinkindes nimmt ihre Kamera in die Hand, um die Ereignisse zu filmen, bittet andere Leute in dem Keller auf das Baby aufzupassen. Ihr Kind, Sama, das dem Film den Titel verleiht, bleibt zurück.

Als sich herausstellt, dass der Angriff größer als erwartet ausfällt, macht sich die Frau mit der Kamera Sorgen, was mit ihrem Kind passiert sein könnte. Waad al-Kateab hat ihren Film ihrer Tochter gewidmet.

Der Zuschauer fragt sich zunächst, warum sich ein Kleinkind inmitten des ganzen Chaos befindet. Waad al-Kateab erklärt in ihrem Film, was sie dazu motiviert hat, mit ihr in dieser gefährlichen Umgebung zu bleiben.

Waad al-Kateab gewann für ihren Dokumentarfilm das “Golden Eye” in Cannes und einen internationalen “Emmy”

Der Film erzählt die Geschichte der jungen Frau seit Beginn der Aufstände in Aleppo. Sie und weitere Studierende hoffen zunächst auf die Revolution, und dass ihre friedlichen Proteste das Land von Assads diktatorischem Regime befreien können. Sie verliebt sich in ihren Mitaktivisten Hamza al-Kateab. Kurz darauf heirateten sie, Waad wird schwanger. Die beiden sind zu dieser Zeit zentrale Figuren der Protestbewegung in Aleppo.

Damals hoffen die Aktivisten noch auf ein “neues” Syrien, doch der Konflikt spitzt sich immer weiter zu. Als Arzt richtet Hamza ein provisorisches Krankenhaus in der Rebellenhochburg ein, während Waads Videoclips weltweit und millionenfach gesehen werden. Ihre Tochter Sama bei sich zu behalten, stärkte ihre Überzeugungen nur noch.

Von prominenten Auslandskorrespondenten zu Bürger-Journalisten

Von den hoffnungsvollen Demonstrationen der Syrer während des Arabischen Frühlings bis zu den brutalen Bombenanschlägen des Regimes, bei denen Kinder und unschuldige Zivilisten getötet werden, erinnert der Ablauf der Ereignisse in “For Sama” stark an jene in “Under the Wire”.

Trotz seiner jahrelangen Erfahrung in Konfliktgebieten weist der Fotograf Paul Convoy in “Under the Wire” darauf hin, dass das, was er in Syrien gesehen habe, mit dem Begriff “Krieg” kaum noch umschrieben werden kann: “Es ist ein Blutbad.” Auch die gewalttätigen Bilder in “For Sama” bestätigen seinen Eindruck.

Abgesehen von der gemeinsamen Thematik unterscheiden sich beide Filme nicht nur in ihrem Stil. Sie spiegeln auch die Entwicklung der Kriegsberichterstattung deutlich wider. Während sich “Under the Wire” mit einer bekannten Auslandskorrespondentin beschäftigt, deren Idealismus mit persönlichem Ehrgeiz verbunden ist, erzählt “For Sama” die persönliche Geschichte einer Aktivistin, die Bürger-Journalistin wird, um in ihrem albtraumhaften Alltag einen Sinn zu finden.

“For Sama” ist eindeutig das Ergebnis einer langen Arbeit am Montagetisch, in dem aus viel  Rohmaterial eine starke, menschliche Geschichte geformt wurde. Das unterscheidet den Film deutlich von den Inhalten von sogenannten Bürger-Journalisten, bei denen es vor allem darum geht, schnell und effektiv aus einem Kriegsgebiet zu berichten. Sean Ryan betont, dass es für Redakteure bei dem angebotenen Material von Bürger-Journalisten oft schwierig sei, einzuschätzen, wie vertrauenswürdig die Quellen sind.

Sie war eine der prominentesten Kriegsreporterinnen der Welt: Marie Colvin

Eine weitere Schwierigkeit sieht der frühere Auslandsredakteur darin, dass Bürger-Journalisten nicht dieselbe globale Wirkung erreichen wie prominente Journalisten – was eindeutig eine der Stärken von Marie Colvin gewesen sei.

Ryan erinnerte in Berlin dabei an ein wichtiges Ereignis in Colvins Karriere. 1999 weigerte sie sich während des Osttimor-Konflikts in Indonesien, ein belagertes Gelände zu verlassen, in dem rund 1.500 Frauen und Kinder gefangen waren. UN-Beamte sagten später, dass Colvins internationale Berichterstattung maßgeblich zur Rettung dieser Menschen beigetragen habe: “Von diesem Moment an hatte sie das Gefühl, dass sie mit ihrer Arbeit nicht nur Zeugnis von Gräueltaten ablegt, sondern auch Leben retten kann”, sagt Ryan.

Auch wenn ihre Berichterstattung in Osttimor auf der einen Seite als Inspirationsquelle für Journalisten gesehen werden kann, so hat der Tod von Marie Colvin und anderen Journalisten einige Nachrichtensender davon abgehalten, weiterhin Korrespondenten in bestimmte Konfliktgebiete zu entsenden. Dadurch riskieren viele Freiberufler ihr Leben. Sie müssen oft ohne den Schutz von etablierten Nachrichtenagenturen auskommen.

Über den Ausnahmezustand hinaus

Francesca Mannocchi, Co-Regisseurin von “ISIS, Tomorrow – The Lost Souls of Mosul”, war ebenfalls auf dem Berliner “Human Rights Film Festival”, um über ihre Arbeit zu sprechen. Bei einer Diskussionsrunde zur Arbeit in Konfliktgebieten gab sie Einblick in ihre Sicht der Kriegsberichterstattung.

Eine Szene aus “ISIS, Tomorrow” von Francesca Mannocchi and Alessio Romenzi

Ihr Dokumentarfilm thematisiert die Situation in der irakischen Stadt Mossul nach der Niederlage der Terrororganisation “Islamischer Staat”. Sie führt Interviews mit Kindern, die entweder vom IS angeworben wurden oder ihre Familien in dem Konflikt verloren haben. So wird deutlich, dass die Saat des Terrors in den Köpfen dieser Kinder (und der Witwen) noch präsent ist. “IS ist nur ein Logo”, sagt Mannocchi. “Auch wenn der Name sich ändert, wird dieselbe Ideologie weiter fortgesetzt.”

Mannocchi sagt, dass sie ihre persönliche Sicht auf Konfliktberichtserstattung geändert habe – nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen durch diesen Film: “Einer der Fehler unserer journalistischen Arbeitsweise ist es, dass wir die Kamera ausschalten, sobald der Konflikt vorbei ist”, sagte sie gegenüber der DW.

“Alles in den Nachrichten wird immer als plötzlicher Notfall dargestellt, als wäre er aus dem Nichts gekommen, ohne irgendeine Verbindung mit der Vergangenheit und der Zukunft”, sagt Mannocchi.

Die italienische Journalistin Francesca Mannocchi hat unter anderem über Konflikte in Irak, Syrien, Afghanistan und Libyen berichtet

Mannocchi ist der Überzeugung, dass auch komplexe Nachkriegssituationen untersucht werden müssten, wenn man über die medialen Klischees hinausgehen will. Möglicherweise böte dies sogar eine Chance, um in der Politik wiederkehrende Fehler zu vermeiden. Mannocchi meint, dass die Medien die Komplexität der Themen vermeiden, indem sie ihrem Fokus auf “Notfälle” legen – und den Islamisten damit sogar einen Vorteil verschaffen: “Wann werden wir etwas aus der Vergangenheit lernen?” fragt sie. 

Die Terroristen hätten sich einen Vorteil verschafft und verweist auf politische Entwicklungen, wie den Rückzug der USA aus dem Irak – ohne einen umfassenden Plan. Innerhalb von weniger als vier Jahren habe der IS eine Gemeinschaft von 20.000 Unterstützern aufgebaut.

“Als Journalistin versuche ich, diese Punkte zu verknüpfen”, sagt Francesca Mannocchi. “Mein Ziel ist es nicht, einfache Antworten zu geben. Und: Ich möchte die gleichen Zweifel und Dilemmas vermitteln, die ich auch vor Ort erlebe.”

Das “Human Rights Film Festival” in Berlin dauert noch bis zum 25. September 2019.