Champions League: Bayern gewinnen Geduldsprobe gegen Roter Stern Belgrad

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Daneben, drüber, abgeblockt – gegen defensive Belgrader erspielt sich Bayern München im Auftaktspiel der Champions-League-Saison viele Chancen. Weil die Entscheidung erst spät fällt, reißt manchem der Geduldsfaden.

64 Minuten sind gespielt, da steckt Robert Lewandowski einen Ball durch die Schnittstelle der Belgrader Verteidigung. Direkt in den Lauf von Niklas Süle. Süle? Ja sie haben richtig gelesen. Der 1,95 Meter-Hüne suchte den geraden Weg in die Spitze, um dort das Leder wieder per Hacke auf Lewandowski zurück zu legen. Ein serbisches Abwehrbein ist am Ende doch noch dazwischen. Es ist nur eine Halbchance, aber die Szene steht symptomatisch für diese Auftakt-Partie des Rekordmeisters gegen schwache Belgrader. Wenn es unsere hochgelobten Stürmer nicht hinkriegen, versuche ich mein Glück, mag Innenverteidiger Süle sich gedacht haben. Die Bayern sind überlegen, zu diesem Zeitpunkt steht es in München jedoch nur 1:0 durch einen Kopfballtreffer von Kingsley Coman in der 34. Minute. Dem Treffer vorangegangen war der einzige präzise Angriff: Ivan Perisic hatte mustergültig geflankt, Coman war einen Schritt schneller als sein Gegenspieler. 

Und sonst? Sonst überboten sich die Bayern-Offensivspieler im Auslassen von Tormöglichkeiten. Philippe Coutinho deutete in der ersten Hälfte sein Können an, im Abschluss aber drosch er die Kugel mehrfach knapp über den Kasten. Gegen sehr tief stehende Belgrader wirbelte Coman, abgesehen von seinem Tor drehte er aber immer eine Schleife zu viel oder spielte in aussichtsreicher Position noch einen weiteren (unnötigen) Pass. Selbst Tormaschine Lewandowski agierte unglücklich. Beispiel: nach einem Abpraller von Perisic packte er einen seiner Seitfallzieher aus. Aus acht Metern wuchtete er das Leder auf diese Weise zunächst auf den Rasen und dann über die Querlatte. Um diese Erzählung über verblichene Torchancen nicht ausufern zu lassen müssen dutzende weitere Gelegenheiten unerwähnt bleiben.

Eigenwillige Kopfballhaltung, dennoch erfolgreich: Coman beim 1:0 für Bayern München

Marin mit Weckruf

Von der eigenen spielerischen Überlegenheit schläfrig geworden droht den Münchenern dann doch noch Ungemach. Plötzlich steht Belgrads Kapitän Marko Marin im Strafraum und schlenzt aufs lange Eck. Das Leder senkt sich und streicht dann haarscharf am rechten Pfosten vorbei. Ein Weckruf, der bei den Bayern noch einmal die Sinne schärft. Denn kurz darauf gelingt Lewandowski  doch noch sein Tor, als er den Ball nach einer Unsicherheit der Belgrader Abwehr ins Netzt grätscht (80.). Kein schöner Treffer.

Dafür, dass das Münchener Publikum diesen Abend noch in etwas besserer Erinnerung behalten kann, sorgt schließlich Trainer Nico Kovac. Kurz vor Schluss bringt er Thomas Müller. Es ist sein 106. Auftritt in der Königsklasse, damit ist Müller alleiniger Rekordhalter bei den Bayern. Diesen Umstand krönt er mit einem typischen Müller-Tor in der Nachspielzeit: Bei einem Freistoß stiehlt er sich in den Strafraum, Thiago chippt das Leder in seine Richtung. Volley. Tor. 

“Wir hatten das ganze Spiel unter Kontrolle, haben nur zu wenig Tore geschossen”, dieses Fazit zieht Lewandowski nach der Partie. Dennoch gewinnen die Münchener verdient und souverän mit 3:0 (1:0) und führen nach dem überraschenden 2:2 (2:1) von Vorjahresfinalist Tottenham bei Olympiakos Piräus die Tabelle in Gruppe B an.