“Riegel-Rudi” ist tot

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Fußballcoach und Menschenfreund: Rudi Gutendorf war ein besonderer Trainer. 56 Stationen in 29 Ländern. Darunter Länder wie Tonga, Ruanda und Nepal. Nun ist der Fußball-Botschafter im Alter von 93 Jahren gestorben.

Als Spieler war Rudi Gutendorf für seinen Heimatverein TuS Neuendorf in der Oberliga aktiv. Höhepunkt seiner Spielerkarriere war das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern 1948, das mit 1:5 verloren ging.

Wechsel zwischen Deutschland und der Welt

Als Trainer war Gutendorf wesentlich erfolgreicher: Ab den 1950er-Jahren trainierte er in der Schweiz. Zuerst beim kleinen Club Blue Stars Zürich, später beim Erstligisten FC Luzern. Dort gewann er 1959 den Schweizer Pokal. Ab 1960 machte sich Gutendorf auf den Weg in die weite Welt, der zuerst einmal in Monastir in Tunesien begann, dann aber unspektakulär beim Ruhrgebietsverein TSV Marl-Hüls unterbrochen wurde.

Rudi Gutendorf und der WM-Held von 1954, Helmut Rahn (r.) beim Training des Meidericher SV im Juli 1963

Drei Jahre beim Meidericher SV in Duisburg und dem VfB Stuttgart machten Gutendorf auch international bekannt. In Duisburg gelang ihm das Kunststück mit einem mittelmäßigen Mannhaft Vizemeister hinter dem 1. FC Köln zu werden. Die Taktik: Die Abwehr sollte stark sein wie eine Mauer. “Riegel-Rudi” hieß Gutendorf fortan. Duisburg kassierte nur 36 Gegentore in der Saison 1963/1964, weniger als Meister Köln.

Von den Bermudas nach Schalke

1966 ging der Koblenzer in die USA nach St. Louis und heuerte anschließend auf den Bermudas an. Dort betreute er erstmals ein Nationalteam. Nach Stationen bei Schalke 04 und Kickers Offenbach in der Bundesliga ging Gutendorf 1972 nach Chile. Diese Wechsel zwischen Deutschland und dem Ausland bestimmten Gutendorfs Leben bis ins Jahr 2003. Als Trainer der U23 von Samoa kümmerte er sich um den Nachwuchs im Inselstaat. Zuvor trainierte er von Ruanda bis Australien von Nepal bis zum Iran so ziemlich alles, was mit Fußball zu tun hatte. Gerne sagte er, er könne zwar nicht mehr gut laufen, aber mit zwei Assistenten könnte er immer noch jedes Profiteam trainieren.

In einem Buch hat Gutendorf sein Leben als Trainer beschrieben

Gutendorf verstand sich auch als Botschafter seines Landes. Dafür wurde er auch geehrt:  “Rudi Gutendorf hat als Weltenbummler und Botschafter des Fußballsports in einem über 50 Jahre währenden Einsatz einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet”, begründete der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck die Ehrungen die Gutendorf zuteil wurden.

Fußball als vermittelndes Element

Sein vielleicht nachhaltigstes Engagement hatte Gutendorf nach eigenen Aussagen in Ruanda – nach dem Völkermord. “Ich habe mit Spielern beider Stämme, deren Väter sich gegenseitig die Hälse abgeschnitten haben, am Lagerfeuer gesessen und ihnen vermittelt, dass Rache nichts bringt”, so Gutendorf. “Das erfüllt mich auch heute noch mit unglaublichem Stolz”, erklärte Gutendorf 2016 in einem Interview mit der Seite Fußball.de

Mehr als nur Fußball: Gutendorf als Trainer in Ruanda

Gutendorf kümmerte sich auch immer um Randgruppen und setzte den Fußball zur Integration ein. So trainierte er noch 2016 im Alter von 90 Jahren die dritte Mannschaft des TuS Koblenz: Ein Team, das nur aus geflüchteten Spielern bestand. “Fußball macht aus Fremden Freunde”, sagt er immer.