Mehr als ein analoges Prepaid-System – die gute alte Briefmarke

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Die Deutschen verschicken immer weniger Briefe. Schade, denn seit Gründung der Bundesrepublik vor 70 Jahren waren Briefmarken immer auch ein Abbild deutscher Zeitgeschichte. Eine Hommage an ein kleines Stück Papier.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1949: Richtfest zur Eröffnung des Bundestags

    Nachdem am 14. August 1949 der erste Deutsche Bundestag gewählt worden war, trat dieser dreieinhalb Wochen später, am 7. September, zu einer ersten Sitzung zusammen. Zu diesem Anlass wurden die ersten beiden Briefmarken der Bundesrepublik Deutschland in Umlauf gebracht. Die Grafik, die ein Richtfest zeigt, stammt von dem deutschen Designer und Briefmarkenkünstler Max Bittrof (1890-1972).

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1959: Rechnen “nach Adam Riese”

    Der deutsche Mathematiker Adam Ries (1492-1559) trug im 16. Jahrhundert maßgeblich dazu bei, dass arabische Ziffern die römische Zahlschrift ablösten. Noch heute verwenden Deutsche die Redewendung “nach Adam Riese ergibt das…”, wenn sie etwas vorrechnen. Diese Briefmarke zeigt die einzige zeitgenössische Abbildung des Rechenmeisters.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1969: 50 Jahre Frauenwahlrecht

    2019 feierte Deutschland die Einführung des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren. Und auch schon zum 50. Jahrestag wurden die Wegbereiterinnen und Frauenrechtlerinnen Marie Juchacz, Marie-Elisabeth Lüders und Helene Weber für ihre Verdienste gewürdigt – mit dieser Blockbriefmarke der Deutschen Bundespost von 1969.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1979: Herzlichen Glückwunsch, Paul Klee

    Paul Klee (1879-1940) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der klassischen Moderne. Sein umfangreiches Werk folgt vielen Kunstströmungen, vom Expressionismus über den Konstruktivismus bis hin zum Surrealismus. Immer wieder hat er neue Formen und Techniken ausprobiert. Anlässlich seines 100. Geburtstags zeigt diese Briefmarke von 1979 Klees Aquarell “Vogelgarten” (1924).

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1989: 100 Jahre Künstlerdorf Worpswede

    Worpswede ist ein Künstlerdorf in der Nähe von Bremen. Vor 130 Jahren gründeten drei junge Maler dort eine Künstlerkolonie. Neben Paula Modersohn-Becker, Fritz Overbeck oder Carl Vinnen gehörte auch der Künstler Heinrich Vogeler der Gemeinschaft an. Diese Briefmarke, die zum 100-jährigen Bestehen der Kolonie erschien, zeigt Vogelers berühmten “Sommerabend” (1905), auch bekannt als “Das Konzert”.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1999: Deutsches Design im Block

    Besonders begehrt bei Sammlern sind sogenannte Blockbriefmarken. Sie bestehen meist aus mehreren zusammenhängenden Briefmarken. Wegen ihrer Größe – und weil der Kaufpreis oft über dem Portowert liegt – werden sie nur selten zum Frankieren genutzt. Die erste Blockbriefmarke der Deutschen Bundespost wurde 1959 gedruckt, seitdem gab es mehr als 80 verschiedene Ausgaben.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    2009: Schillers Briefe

    Zum 250. Geburtstag von Friedrich Schiller erschien diese Briefmarke mit einem Zitat des deutschen Lyrikers. Es stammt aus der Abhandlung “Über die ästhetische Erziehung des Menschen”, die Schiller zwischen Februar und Dezember 1793 zunächst in 27 Briefen verfasste und in den folgenden Jahren schubweise in der von ihm herausgegebenen Literaturzeitschrift “Die Horen” veröffentlichte.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    2019: 100 Jahre Bauhaus

    Vor 100 Jahren gründete der Architekt Walter Gropius das Bauhaus in Weimar. Mit der Designschule wollte Gropius die Kunst wieder mit dem Handwerk vereinen. In sein Manifest schrieb er: “Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!” Die Kunstschule gehört zu Deutschlands wirkungsvollsten Kulturexporten im 20. Jahrhundert.

    Autorin/Autor: Paula Rösler


  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1949: Richtfest zur Eröffnung des Bundestags

    Nachdem am 14. August 1949 der erste Deutsche Bundestag gewählt worden war, trat dieser dreieinhalb Wochen später, am 7. September, zu einer ersten Sitzung zusammen. Zu diesem Anlass wurden die ersten beiden Briefmarken der Bundesrepublik Deutschland in Umlauf gebracht. Die Grafik, die ein Richtfest zeigt, stammt von dem deutschen Designer und Briefmarkenkünstler Max Bittrof (1890-1972).

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1959: Rechnen “nach Adam Riese”

    Der deutsche Mathematiker Adam Ries (1492-1559) trug im 16. Jahrhundert maßgeblich dazu bei, dass arabische Ziffern die römische Zahlschrift ablösten. Noch heute verwenden Deutsche die Redewendung “nach Adam Riese ergibt das…”, wenn sie etwas vorrechnen. Diese Briefmarke zeigt die einzige zeitgenössische Abbildung des Rechenmeisters.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1969: 50 Jahre Frauenwahlrecht

    2019 feierte Deutschland die Einführung des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren. Und auch schon zum 50. Jahrestag wurden die Wegbereiterinnen und Frauenrechtlerinnen Marie Juchacz, Marie-Elisabeth Lüders und Helene Weber für ihre Verdienste gewürdigt – mit dieser Blockbriefmarke der Deutschen Bundespost von 1969.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1979: Herzlichen Glückwunsch, Paul Klee

    Paul Klee (1879-1940) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der klassischen Moderne. Sein umfangreiches Werk folgt vielen Kunstströmungen, vom Expressionismus über den Konstruktivismus bis hin zum Surrealismus. Immer wieder hat er neue Formen und Techniken ausprobiert. Anlässlich seines 100. Geburtstags zeigt diese Briefmarke von 1979 Klees Aquarell “Vogelgarten” (1924).

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1989: 100 Jahre Künstlerdorf Worpswede

    Worpswede ist ein Künstlerdorf in der Nähe von Bremen. Vor 130 Jahren gründeten drei junge Maler dort eine Künstlerkolonie. Neben Paula Modersohn-Becker, Fritz Overbeck oder Carl Vinnen gehörte auch der Künstler Heinrich Vogeler der Gemeinschaft an. Diese Briefmarke, die zum 100-jährigen Bestehen der Kolonie erschien, zeigt Vogelers berühmten “Sommerabend” (1905), auch bekannt als “Das Konzert”.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    1999: Deutsches Design im Block

    Besonders begehrt bei Sammlern sind sogenannte Blockbriefmarken. Sie bestehen meist aus mehreren zusammenhängenden Briefmarken. Wegen ihrer Größe – und weil der Kaufpreis oft über dem Portowert liegt – werden sie nur selten zum Frankieren genutzt. Die erste Blockbriefmarke der Deutschen Bundespost wurde 1959 gedruckt, seitdem gab es mehr als 80 verschiedene Ausgaben.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    2009: Schillers Briefe

    Zum 250. Geburtstag von Friedrich Schiller erschien diese Briefmarke mit einem Zitat des deutschen Lyrikers. Es stammt aus der Abhandlung “Über die ästhetische Erziehung des Menschen”, die Schiller zwischen Februar und Dezember 1793 zunächst in 27 Briefen verfasste und in den folgenden Jahren schubweise in der von ihm herausgegebenen Literaturzeitschrift “Die Horen” veröffentlichte.

  • Geschichte auf zwei Quadratzentimetern: Briefmarken aus Deutschland

    2019: 100 Jahre Bauhaus

    Vor 100 Jahren gründete der Architekt Walter Gropius das Bauhaus in Weimar. Mit der Designschule wollte Gropius die Kunst wieder mit dem Handwerk vereinen. In sein Manifest schrieb er: “Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!” Die Kunstschule gehört zu Deutschlands wirkungsvollsten Kulturexporten im 20. Jahrhundert.

    Autorin/Autor: Paula Rösler


Zugegeben, das Image der Briefmarke hat in Deutschland schwer gelitten. Wer in den vergangenen Jahren in die Verlegenheit kam, aufbewahrte Briefmarken aus der Schreibtischschublade zu kramen, musste höchstwahrscheinlich feststellen, dass ihr Wert nicht mehr für einen Standardbrief reicht.

Seit Jahren erhöhen sich die Preise in Trippelschritten. Zwei Cent, drei Cent, acht Cent, zehn Cent. Das führt mitunter dazu, dass Postsendungen mit weiteren Marken beklebt werden müssen. Das Ergebnis ist ein Briefmarkenmosaik, das jedem Philatelisten ein Graus sein muss. Denn schön, soviel steht fest, sind diese pragmatischen Cent-Marken nicht. Dabei können Briefmarken viel mehr sein als ein analoges Prepaid-System. Mit Sorgfalt ausgewählt, werden sie zum krönenden Abschluss eines Schriftverkehrs – und erzählen zudem oft eine eigene Geschichte. 

Zu den Olympischen Spielen 1972 in München gab die Deutsche Bundespost diesen Briefmarkenblock heraus

Abbild deutscher Zeitgeschichte

Ein Blick in deutsche Briefmarkenarchive zeigt: Anhand der kleinen Papiermarken lassen sich mühelos bedeutende Ereignisse aus sieben Jahrzehnten Bundesrepublik Deutschland rekonstruieren. Seit der ersten Sitzung des Deutschen Bundestags am 7. September 1949 erscheinen Jahr für Jahr neue Briefmarkenmotive, die in ihrer Fülle ein bemerkenswertes Abbild deutscher Zeitgeschichte darstellen.

Allerdings schaffen es diese Schmuckstücke heutzutage immer seltener auf einen Briefumschlag. Während 2006 in Deutschland noch rund 70 Millionen Briefe pro Jahr zugestellt wurden, waren es zehn Jahre später nur noch knapp 60 Millionen.

Briefmarken mit Schokogeschmack

Immerhin: Im internationalen Vergleich stehen die Deutschen noch als fleißige Briefeschreiber da. In Dänemark beispielsweise ist die Briefmenge zwischen 2003 und 2016 um 65 Prozent gesunken, in den Niederlanden im gleichen Zeitraum um fast 50 Prozent.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind die Belgier 2013 besonders kreativ geworden. Als Pralinen-Nation haben sie ihren Briefmarken das gewisse Etwas verpasst und 300.000 Briefmarken mit Schokoladengeschmack herausgegeben.

Für den “Schwarzen Einser”, die erste in Deutschland herausgegebene Briefmarke (1849), zahlen Sammler bis zu 3000 Euro

Briefe schreiben mit allen Sinnen, vielleicht ist das die Rettung! Aber Vorsicht: Eine Postkarten-App will herausgefunden haben, dass wir beim Befeuchten einer Briefmarke mit der Zunge ein Zehntel einer Kalorie zu uns nehmen. Und in England verkündete die Royal Mail 2001 sogar, dass beim Ablecken einer Briefmarke gleich 5,9 Kalorien aufgenommen würden.

Aber was sind schon ein paar zusätzliche Kalorien im Jahr angesichts einer Handvoll lieber Briefe?