FC Liverpool triumphiert im Super Cup

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Das Gipfeltreffen im europäischen Klubfußball gerät zur Zitterpartie: Der FC Chelsea und der FC Liverpool schenken sich nichts, spielen bis in die Verlängerung auf Augenhöhe. Am Ende entscheidet die Coolness das Spiel.

Ein packendes, enges Spiel, in dem Liverpool das bessere Ende für sich hat

Jürgen Klopp setzte zum Sprint an. Praktisch in der Sekunde, in der sein Torhüter Adrián den entscheidenden Elfmeter parierte, lief der deutsche Coach los. Ein schwarzer Blitz im Trainingsanzug und natürlich mit obligatorischer Kappe fegte von der Seitenlinie in Richtung Strafraum – angetrieben von der Freude über den nächsten Titel mit seiner Mannschaft.

Der FC Liverpool zeigte nach dem gewonnenen Champions-League-Finale im Juni erneut Nervenstärke und gewinnt auch den UEFA Super Cup. Im Elfmeterschießen setzten sich die Reds im “Battle of Britain” mit 5:4 gegen Europa-League-Sieger FC Chelsea durch. Nach 120 Minuten hatte es 2:2 (1:1, 0:1) gestanden. Für den FC Liverpool, der als Favorit ins Spiel ging, war es bereits der vierte Sieg in diesem besonderen Wettbewerb seit dessen Premiere 1972. Für Jürgen Klopp war es einmal mehr der Beweis, dass er durchaus auch Finalspiele gewinnen kann.

Stéphanie Frappart mit kühlem Kopf

Die erste ganz dicke Chance gehörte allerdings dem FC Chelsea: Nach toller Vorarbeit von Olivier Giroud stand Pedro Rodriguez ganz frei im Strafraum und nagelte den Ball an die Latte (24.). Die Miene von Jürgen Klopp wurde ernster. Nach einer guten halben Stunde wurde sie dann richtig finster: Trotz einer Überzahlsituation konnte Liverpools Defensive den ehemaligen Dortmunder Christian Pulisic nicht halten, der aus dem Zentrum im Fallen Giroud bediente. Und da sich auf der rechten Liverpooler Abwehr-Seite niemand bei den Reds für den Franzosen zuständig fühlte, konnte der trocken einnetzen – die Führung für die Blues aus London (35.). Beinahe hätte es kurz darauf 2:0 gestanden, doch Schiedsrichterin Stéphanie Frappart sah bei Pulisics Treffer eine Abseitsposition – und lag damit richtig (40.). Als erste Frau durfte die französische Unparteiische ein bedeutendes europäisches Männer-Duell pfeifen.

Starke Leistung in einem besonderen Spiel: Das Gespann Michelle O’Neill, Stéphanie Frappart und Manuela Nicolosi (v.l.)

Das Spiel lief an Liverpool vorbei: Jürgen Klopps Spieler wirkten nicht richtig wach, unkonzentriert im Spielaufbau und zu passiv. Und so war es nach 45 Minuten wenig verwunderlich, dass die favorisierten Reds mit einem Rückstand in ihre Kabine verschwanden.

Jorginho rettet Chelsea ins Elfmeterschießen

Und aus dieser Kabine kamen ganz andere Reds. Energisch, offensiv und mit deutlich mehr Selbstbewusstsein drängten die Champions-League-Sieger nach vorne und drei Minuten nach Wiederanpfiff erzielten sie den Ausgleich: Ägyptens Weltstar Mohammed Salah bediente den eingewechselten Roberto Firmino, der mit seiner ersten Ballberührung das 1:1 erzielte (49.). Und der Druck von Liverpool nahm weiter zu. Die Reds bestimmten das Spiel, hatten klar mehr Ballbesitz und die besseren Chancen: Nach 75 Minuten musste Kepa Arrizabalaga sein ganzes Torwartkönnen aufbieten, um Chelsea im Spiel zu halten. Sowohl gegen Salah als auch gegen Virgil van Dijk parierte der Chelsea-Keeper glänzend und der Ball segelte von seinen Händen an die Latte. Anschließend schrie sich Kepa seine Freude von der Seele. Und weil Kepa auch in der Schlussphase der regulären Spielzeit nicht zu überwinden war, ging das Spiel in die Verlängerung.  

Jürgen Klopp wird zum Titelsammler für den FC Liverpool

Letzter zeigte ein umgekehrtes Bild zu den 90 Minuten davor: Erst bestimmte Liverpool das Geschehen, ging folgerichtig durch Sadio Mané in Führung, der vom groß aufspielenden Firmino mustergültig in Szene gesetzt wurde (95.). Doch dieses Mal war es Chelsea, das sich zurück ins Spiel kämpfte: mit einem herausgeholten Foulelfmeter durch Tammy Abraham, der von Liverpools Torhüter mit einer leichten Berührung zu Fall gebracht wurde. Den fälligen Strafstoß verwandelte Jorginho ziemlich lässig (101.).  Dabei blieb es und so musste das Elfmeterschießen über Sieg und Niederlage entscheiden.

Lange Liverpooler Partynacht

Nach einer ganzen Reihe stark geschossener Elfmeter war es Chelsea-Youngster Tammy Abraham, der als erster Nerven zeigte. Liverpools spanischer Keeper Adrian, Vertreter des verletzten Allison, hielt den letzten Elfmeter von Abraham, der als einziger verschoss. Für Liverpool und seine mitgereisten Fans leitete die gemeinsam gesungene Club-Hymne “You’ll never walk alone” eine lange Partynacht in Istanbul ein. Für Chelsea und den neuen Teammanager Frank Lampard bedeutete die Niederlage nach dem Fehlstart in die Premier League mit einem 0:4 gegen Manchester United dagegen den nächsten Rückschlag.