CHIO Aachen: Schweden gewinnt Nationenpreis im Springreiten

0
282

In einer hochklassigen Konkurrenz müssen sich die deutschen Springreiter knapp geschlagen geben. Schweden triumphiert im Nationenpreis des CHIO. Am Ende entscheiden ein paar Hundertstelsekunden über den Sieg.

Es war spannend bis zum Schluss: Weil Schwedens Schlussreiter Peder Fredricson die Nerven behielt und unter Flutlicht auf dem anspruchsvollen Parcours des CHIO Aachen eine Nullrunde hinlegte, durften er und seine drei Teamkollegen den Sieg im Nationenpreis bejubeln. Die Schweden setzen sich in der Besetzung Henrik von Eckermann auf Toveks Mary Lou, Angelie von Essen auf Luikan, Evelina Tovek auf Dalila de la Pomme und Fredricson auf Christian K mit insgesamt vier Strafpunkten knapp vor Deutschland (5) und Frankreich (8) durch. Die deutsche Equipe von Bundestrainer Otto Becker verpasste dadurch den vierten Sieg im heimischen Nationenpreis in Folge. Eine solche Serie war den deutschen Springreitern zum bislang einzigen Mal in den Jahren von 1972 bis 1975 gelungen.

Deussers Zeitfehler ist einer zuviel 

Im ersten Durchgang blieb keines der Teams ohne Abwurf. Von den jeweils vier Reitern jeder Equipe werden beim Nationenpreis die drei besten gewertet, das schwächste Teammitglied liefert das Streichergebnis. Zur Halbzeit lagen mit den Niederlanden, Frankreich, Schweden, Belgien und Irland fünf Nationen mit jeweils vier Strafpunkten in Führung. Dahinter folgte die deutsche Mannschaft mit fünf Zählern. Nachdem Simone Blum auf Alice fehlerfrei geblieben war, leistete sich Christian Ahlmann einen Abwurf, Daniel Deußer ritt 0,28 Sekunden zu langsam und musste einen Zeitfehler hinnehmen, Marcus Ehning scheiterte erst am letzten Hindernis. So gingen die Deutschen nur als sechste von insgesamt acht Mannschaften in den entscheidenden Durchgang.

Weltmeisterin Simone Blum und ihre Stute Alice schafften zweimal eine Nullrunde

Dort gelang Blum die nächste Nullrunde, auch Ahlmann blieb ohne Abwurf. Als anschließend auch Deußer einen fehlerfreien Ritt hinlegte, war klar: Deutschland würde den Wettkampf mit fünf Fehlerpunkten beenden. Ehning verzichtete daher auf den zweiten Durchgang und schonte sein Pferd. Nun galt es darauf zu hoffen, dass sich die Franzosen, Schweden und Iren weitere Abwürfe leisten würden. Frankreichs dritter Reiter Guillaume Fourtrier tat den Deutschen diesen Gefallen. Auch Irlands Darragh Kenny patzte, und die Iren fielen hinter Deutschland zurück. Nun kam es auf Peder Fredricson, den Schlussreiter der Schweden an, der im ersten Durchgang mit 13 Fehlerpunkten das schwedische Streichergebnis geliefert. Doch Fredricson bewies gute Nerven: der 47-Jährige blieb fehlerfrei und mit 79,86 Sekunden ganze 14 Hundertstelsekunden unter der erlaubten Zeit. Schweden hatte gewonnen – zum ersten Mal seit die schwedische Equipe im Jahr 1929 beim ersten Nationenpreis des CHIO Aachen ganz vorne lag.

Ahlmann und Deußer wieder dabei 

Die beiden deutschen Top-Reiter Ahlmann und Deußer standen in Aachen erstmals seit über zwei Jahren wieder in einem deutschen Nationenpreis-Aufgebot. Beide hatten sich wegen Streitigkeiten mit dem deutschen Verband, der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), in den vergangenen Jahren geweigert, die Athletenvereinbarung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu unterschreiben. Die Unterschrift ist jedoch Voraussetzung, um für Deutschland bei Nationenpreisen oder Olympischen Wettbewerben an den Start gehen zu dürfen. In der Vereinbarung steht unter anderem, dass Athleten, sollte ein Dopingvorwurf gegen sie erhoben werden, nicht vor ein ordentlich Gericht ziehen dürfen. Deußer und Ahlmann waren in früheren Jahren beschuldigt worden, bei ihren Pferden eine nicht erlaubte medizinische Behandlung durchgeführt zu haben. Die FN war damals hart gegen die beiden Reiter vorgegangen. Erst kurz vor dem CHIO hatte man sich wieder angenähert, und Ahlmann und Deußer hatten schließlich doch unterschrieben.

Beide gelten, genau wie Blum und Ehning, auch am Sonntag beim Großen Preis zu den Favoriten auf den Sieg. Ehning hatte die wichtigste Prüfung des Aachener Turniers im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in seiner Karriere gewonnen. Ahlmann hatte sich 2014 in die Siegerliste eingetragen.