Kommentar: Soldaten gegen Milliarden

0
263

Mit einer Flugshow über dem Weißen Haus hat US-Präsident Trump seinen polnischen Amtskollegen Andrzej Duda empfangen. Diese seltene Ehre besiegelt Trumps neuesten “Deal”. Beide Seiten profitieren, meint Bartosz Dudek.

Die USA verstärken ihre Militärpräsenz in Polen. Die Amerikaner wollen ihr Kontingent um 1000 auf etwa 5500 Soldaten aufstocken. Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump blieb weit unter den Erwartungen der Polen. Auch einen “Fort Trump” als eine große ständige Basis, wie man sie zum Beispiel aus Ramstein in Deutschland kennt, wird es so schnell nicht geben. Dafür soll ein Netz kleinerer logistischer Stützpunkte und Schwerwaffendepots entstehen, die im Falle eines Falles das schnelle Verlegen der Truppen leichter machen. Auch die vereinbarte Lokation eines US-Divisionsstabes zeigt in diese Richtung. 

Die Anwesenheit der US-Soldaten soll nach wie vor auf einem “ständigen Rotationsprinzip” beruhen. Damit will Washington offensichtlich die Vereinbarungen der NATO-Russland Grundakte von 1997 einhalten. Russland fand sich damals mit der NATO-Beitrittsperspektive der Mittel- und Osteuropäischen Länder unter der Zusicherung ab, dass auf dem Territorium dieser Staaten keine großen NATO-Verbände “dauerhaft” stationiert werden.

Soldaten gegen Flugzeug-Bestellung

Die Entsendung der zusätzlichen 1000 Soldaten und warme Worte an die Adresse Polens ließ sich Trump teuer bezahlen. Polen wird in den USA 32 hochmoderne F35 Jagdflugzeuge kaufen. Eine kleine Flugschau über dem Weißen Haus, über dem eigentlich seit 2001 Flugverbot gilt, war ganz im Stil des Oberverkäufers Donald Trumps. Auch die vertragliche Zusicherung Polens, Flüssiggas jetzt für acht Milliarden Dollar jährlich in den USA zu erwerben, war ein Teil des “Deals”. Gemessen also an der Zahl der Soldaten: ein (auch wortwörtliches) Bombengeschäft.

Bartosz Dudek, Leiter der Polen-Redaktion der DW

Dennoch ist die Absichtserklärung über die Vertiefung der militärischen Zusammenarbeit, die Donald Trump und sein polnischer Amtskollege Andrzej Duda in Washington unterzeichnet haben, ein Erfolg der polnischen Diplomatie. Wie anderswo in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Präsenz der US-Truppen eine Art sicherheitspolitische Versicherungspolice gegen einen potentiellen Aggressor. Auch wenn die Präsenz – wie damals in West-Berlin – militärisch gesehen eher einen symbolischen Charakter hat.  Polens Sicherheit liegt im Interesse Deutschlands und der ganzen EU. Damit ist die vertiefte polnisch-amerikanische militärische Zusammenarbeit auch eine gute Nachricht für andere NATO- und EU-Partner.