Affenpocken-Virus: Angst vor seltener Infektionskrankheit

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Erstmals ist jetzt ein Fall von Affenpocken in Singapur aufgetreten. Die Viruserkrankung wird von Nagetieren und Primaten auf den Menschen übertragen. Auch untereinander können sich Menschen anstecken.

Ein Reisender hatte das Virus am 28. April aus Nigeria nach Singapur eingeschleppt. Er hatte sich zuvor wahrscheinlich bei einer Hochzeit an Buschfleisch infiziert, berichtet das Gesundheitsministerium. Die Behörden des südost-asiatischen Stadtstaates haben mindestens 23 Personen identifiziert, die mit dem Patienten Kontakt hatten. Diese werden vorsorglich 21 Tage lang beobachtet. Die Gefahr einer Epidemie ist aber gering. Das sollten Sie über Affenpocken wissen:

Wie kann man sich mit Affenpocken anstecken?

Ähnlich wie bei den richtigen Pocken, kann man sich durch eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion anstecken. Allerdings ist das Affenpocken Virus deutlich weniger infektiös als etwa die Grippe. Häufig stecken sich Menschen in Afrika an, wenn sie von Tieren gebissen oder gekratzt werden oder wenn sie infiziertes Wild verspeisen. Besonders groß ist die Ansteckungsgefahr, wenn sich bei einem Infizierten bereits ein Hautausschlag gebildet hat. 

Mehr dazu: Ist es Zeit, die letzten Pocken-Viren zu zerstören?

Wo treten Affenpocken auf?

Auch wenn sie Affenpocken heißen, sind die Erreger doch vor allem bei Nagetieren in Zentral- und Westafrika zu finden, etwa bei Ratten oder Hörnchen. Und auch bei Primaten findet sich das Virus häufig.

Die Affenpocken gehören zur selben Viren-Gattung wie die Pocken.

Sie stecken sich – wie die Menschen – bei den Nagetieren oder untereinander an. Seinen Namen hat das Virus bekommen, weil es erstmals 1958 bei einer Gruppe Javaner-Affen in einem Versuchslabor in Kopenhagen gefunden wurde. Die Affen waren dort als Versuchstiere gehalten worden. Möglicherweise waren sie in Gefangenschaft von anderen Tieren aus Afrika infiziert worden. Javaner-Affen stammen aus Südostasien, wo das Virus bisher nicht in der Wildbahn vorkommt.

Gibt es Affenpocken auch auf anderen Kontinenten? 

Wenn die Affenpocken mal in andere Länder gelangt sind, etwa nach Großbritannien und Israel, konnte die Infektion in der Regel schnell eingedämmt werden. Auch in Singapur stehen die Chancen gut, ein Überspringen der Affenpocken auf Wildtiere zu verhindern. Lediglich in den USA verbreitete sich das Virus 2003 unter Präriehunden in fünf Bundesstaaten des mittleren Westens. Das Virus war wahrscheinlich mit einer Ladung von etwa 800 Kleintieren, die als Heimtiere verkauft werden sollten, ins Land gekommen. Darunter waren unter anderem Baumhörnchen, Stachelschweine und Siebenschläfer. Es wird angenommen, dass die ursprüngliche Trägerin des Virus eine Gambia-Riesenhamserratte war. Mindestens 37 Menschen steckten sich in der Folge bei den Nagetieren und bei amerikanischen Präriehunden an. 

Andere Zoonosen:So gefährlich ist das Lassafieber in Westafrika

Ein mit Affenpocken infiziertes Kind in Liberia. In etwa zehn Prozent der Fälle führt die Erkrankung zum Tode.

Wie äußern sich Affenpocken?

Die Krankheit ist anfangs kaum von einer Grippe zu unterscheiden: Die ersten Symptome sind Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schwindel, Fieber, Muskelschmerzen, Schüttelfrost und geschwollene Lymphknoten. Erst danach kommt es zu einem Hautausschlag, der sich zu den typischen Pocken und Pusteln auf der Haut weiterentwickelt. Der Ausschlag ähnelt dem Erscheinungsbild der Pocken. Meistens kämpft das Immunsystem erfolgreich gegen die Krankheit an und nach spätestens fünf Wochen lassen die Beschwerden nach. Die Affenpocken können jedoch in einem von zehn Fällen auch tödlich verlaufen. 

Wie kann man sich vor Affenpocken schützen?

Mediziner vertreten die Auffassung, dass eine Pocken-Impfung auch relativ gut vor Affenpocken schützt. Obwohl das Affenpocken-Virus nicht direkt mit dem Pocken-Virus verwandt ist, fallen beide Pocken-Arten in die selbe Viren-Gattung. Sie ähneln sich also weit genug, damit das Immunsystem auf eine Infektion anspricht. Möglicherweise sind heutzutage wieder mehr Menschen empfänglich für eine Infektion, weil die weltweiten massenweisen Pockenimpfungen in den 1980er Jahren beendet wurden, nachdem die Pocken praktisch ausgerottet waren. 

Mehr dazu: Zoonosen – wie gefährlich sind sie?

Welche anderen Pocken-Viren gibt es?

Es gibt eine Vielzahl von spezifischen Pockenviren (sogenannte Orthopoxviren), die Großtiere befallen können, etwa Pferde, Büffel, Kamele oder Ziegen. Das häufigste darunter ist das Kuhpocken-Virus. Es kann als Zoonose auch von Tieren auf Menschen übertragen werden. Kuhpocken gehören in die gleiche Virengattung wie die Pocken und Affenpocken. Früher hat sich der Mensch auch direkt beim Melken infiziert. Meist werden sie aber von Rindern auf Nagetiere und von diesen über den Umweg von Katzen oder auch direkt – etwa von “Schmuseratten” – auf den Menschen übertragen. Das Kuhpocken-Virus kann auch Zootiere gefährden. Insbesondere Elefanten und Nashorner können daran sterben. Weitere seltene Typen von Pocken-Viren befallen etwa Waschbären, Wühlmäuse oder Stinktiere. Windpocken, hingegen, gehören nicht zu den Orthopoxviren, sondern sind Herpesviren. 

Menschen mit Pocken-Schutzimpfung haben einen relativ guten Schutz gegen Kuhpocken. Windpocken hingegen gehören nicht zu den Orthopoxviren, sondern sind Herpesviren. 

Haustiere vor Infektionen schützen: Stubentiger oder wilde Mieze?


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    Amphibien und Reptilien dagegen sollen für eine Vielzahl von sporadischen Salmonellen-Infektionen bei ihren Besitzern verantwortlich sein. Rund elf Prozent dieser Infektionen bei Patienten unter 21 Jahren gehen einer Studie zufolge auf Tiere wie Leguane, Echsen, Schlangen oder Frösche zurück.


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    Krankheiten vorbeugen

    Für gesunde Menschen ist das Risiko jedoch gering, solange die Tiere geimpft und entwurmt werden und Hygiene-Regeln beachtet würden, betonen die Forscher. Trotzdem sollte sich jeder nach einer ausgiebigen Streicheleinheit die Hände waschen, oder beim Reinigen von Käfig oder Terrarium Handschuhe tragen.


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    Stechende Gefahr

    Aber nicht nur unsere Haustiere sind ansteckend. So kann es zum Beispiel passieren, dass gefährliche Tiere aus den Tropen versehentlich mit Handelswaren, meist auf Schiffen, auch in gemäßigte Zonen gelangen. Die asiatische Tigermücke überträgt beispielsweise das Dengue-Fieber.


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    Reineke Fuchs

    Bis zum Jahr 2008 gab es sie auch in Deutschland: Tollwut, übertragen vor allem von Füchsen. Durch großangelegte Impfaktionen aber ist diese gefährliche Krankheit ausgerottet. Für Menschen, die sich mit dem Tollwutvirus infiziert hatten, endete die Krankheit tödlich. Deutschland gilt heute als tollwutfrei.


  • Wie die Pest! – Wenn Tiere krank machen

    Entwarnung

    Im Allgemeinen – das betonen die Forscher – überwiegen die positiven Effekte, die die Beziehung zu einem Tier mit sich bringt. So sollen Kleinkinder, die mit einem Hund oder einem Vogel aufwachsen, seltener an Allergien und Atemwegsinfektionen erkranken. Außerdem sorgen Hunde dafür, dass wir uns mehr bewegen – und auch für die Psyche sind unsere tierischen Freunde gut.

    Autorin/Autor: Gudrun Heise, Fabian Schmidt