Keine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank

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Deutsche Bank und Commerzbank wollen nicht mehr fusionieren. Die Gespräche über einen Zusammenschluss beider Geldhäuser seien ergebnislos beendet worden, teilten die Institute in Frankfurt mit.

Nach gründlicher Prüfung seien die Vorstände zum Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss “keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde”, hieß es in getrennten Mitteilungen beider Institute. Dies gelte “auch mit Blick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergehen.” Ein Zusammenschluss wäre “nicht im Interesse der Aktionäre” sowie anderer Interessengruppen beider Unternehmen, erklärten die Banken weiter. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sowie Commerzbank-Chef Martin Zielke betonten jedoch, es sei durchaus “sinnvoll” gewesen, die Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen.

Die Aktien der Commerzbank verloren nach Bekanntwerden der Entscheidung 2,4 Prozent. Die Papiere der Deutsche Bank notierten dagegen drei Prozent im Plus.

Am 17. März hatten die beiden größten Privatbanken Deutschlands öffentlich gemacht, dass sie miteinander die Möglichkeit eines Zusammenschlusses ausloten. Beide Seiten hatten jedoch betont, eine Fusion sei keineswegs ausgemachte Sache. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing schrieb seinerzeit an die gut 90.000 Mitarbeiter des Dax-Konzerns: “Die Erfahrungen zeigen, dass es viele wirtschaftliche und technische Gründe geben kann, die einem solchen Schritt entgegenstehen können.”

Von Beginn an Kritik

Kritiker einer Fusion hatten vor allem einen gewaltigen Stellenabbau und mögliche Filialschließungen als Argumente gegen die Banken-Hochzeit ins Feld geführt. 30.000 Jobs würde ein solcher Zusammenschluss kosten – so die Befürchtung der Gewerkschaft Verdi. Zudem haben die Institute zehn Jahre nach der Finanzkrise noch große Baustellen, etwa in der IT oder bei juristischen Altlasten. Daher gab es erhebliche Zweifel, ob eine Fusion wirklich Sinn ergeben würde.

Die Deutsche Bank müht sich seit Jahren, an frühere Milliardengewinne anzuknüpfen und schaffte 2018 nach drei Verlustjahren in Folge gerade so die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Skandale und Prozesse verschlangen über Jahre Milliarden, der Aktienkurs ist im Keller. Die Commerzbank stieg im vergangenen Herbst in die zweite Börsenliga ab und ist ebenfalls seit Jahren im Umbruch. Bei der jüngsten Bilanzvorlage musste der Vorstand einräumen, dass das zehn Jahre nach der Finanzkrise noch immer teilverstaatlichte Institut bei der Senkung seiner Kosten noch nicht am Ziel ist. Zudem zeichnet sich ab, dass die Commerzbank entgegen der Planung auch 2020 noch wesentlich mehr Geld für einen Euro Gewinn aufwenden muss als mancher Konkurrent – etwa die bei Privatkunden in Deutschland äußerst erfolgreiche Direktbank ING.

Von der Politik gewünscht

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hat Verständnis für die geplatzte Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank gezeigt. “Solche Kooperationen machen nur Sinn, wenn sie sich betriebswirtschaftlich rechnen und auf ein belastbares Geschäftsmodell zusteuern”, erklärte er am Donnerstag in Berlin. Gleichwohl brauche die global agierende deutsche Industrie “konkurrenzfähige Kreditinstitute, die sie in aller Welt begleiten können”, fuhr er fort.

Führende Politiker wie Scholz hatten sich allerdings schon lange einen “nationalen Champion” auf dem deutschen Bankenmarkt gewünscht – ein international wettbewerbsfähiges Institut, das mit den großen Banken aus den USA und China dauerhaft mithalten kann. Seit  vergangenem Sommer hatten Scholz und sein Staatssekretär, der ehemalige Goldman-Sachs-Deutschlandchef Jörg Kukies, immer wieder betont, Deutschland brauche starke Banken. Bei der Commerzbank hat der Bund Mitspracherecht: Nach einer Rettungsaktion mit Steuermilliarden in der Finanzkrise ist der Staat mit gut 15 Prozent größter Anteilseigner des Instituts.

ww/hb (dpa, afp)