US-Banken enteilen Europas Banken immer weiter

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Die großen US-Banken haben 2018 erneut deutlich mehr Profit gemacht als ihre europäischen Wettbewerber. Die US-Institute spielten beim Gewinn nach wie vor “in einer anderen Liga”, so die Unternehmensberatung EY.

Einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Unternehmensberatungsgesellschaft Ernst & Young (EY) zufolge verlieren Europas Großbanken gegenüber der Konkurrenz aus den USA weiter an Boden. Die zehn größten US-Häuser verdienten im vergangenen Jahr zusammen gut zweieinhalb mal soviel wie ihre Wettbewerber in Europa. Außerdem: Daran werde sich im laufenden Jahr nichts ändern, der Abstand werde wohl weiter wachsen. 

Die US-Banken schlossen das vergangene Jahr laut EY mit einem Nachsteuergewinn von umgerechnet 138 Milliarden Euro ab, das war ein Plus von 88 Prozent. Die europäischen Institute steigerten ihren Profit um 35 Prozent auf 52 Milliarden Euro. Zu den untersuchten US-Großbanken zählten unter anderem JP Morgan Chase, die Bank of America und die Citigroup, bei den europäischen waren es neben der Deutschen Bank auch die britische HSBC und die Schweizer Großbank UBS.

Wo Altlasten drücken …

Die Geldinstitute in Europa spürten nach wie vor kräftigen Gegenwind, vor allem die Banken im Euroraum: «Sie leiden unter der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und müssen sogar hohe Strafzinsen auf Einlagen zahlen», erläuterte EY-Experte Claus-Peter Wagner. Eine schwächelnde Konjunktur bremse zusätzlich das Geschäft. Auch litten viele Institute noch immer unter Altlasten.

… und wo Staatsknete hilft

Die US-Regierung hatte den Banken nach der Finanzkrise 2007/2008 zwangsweise Staatsgeld verordnet – und sorgte so nach Ansicht vieler Experten dafür, dass sich die dortige Finanzbranche deutlich schneller erholte.

Im vergangenen Jahr profitierten die US-Banken Wagner zufolge allerdings auch von Sondereffekten der US-Steuerreform. Zugleich sorgten steigende Zinsen für höheren Zinseinnahmen. Der Zinsüberschuss ist eine wichtige Ertragsquellen der Geldhäuser.

Abgehängt: Die Deutsche Bank

Ein ganz ungleiches Duell

Das gewinnstärkste Institut war den Angaben zufolge die US-Großbank JPMorgan Chase, die nach Steuern 28 Milliarden Euro verdiente. In Europa lag die britische HSBC mit knapp 12 Milliarden Euro vorn. Das einzige deutsche Geldhaus unter Europas Top Ten, die Deutsche Bank, kam unter dem Strich gerade einmal auf 267 Millionen Euro.

Erst bessert sich nichts – und dann kommt noch der Brexit!

“Nach wie vor spielen die US-Institute beim Gewinn in einer anderen Liga”, konstatierte Wagner. “Unterm Strich stehen die US-Banken mit einer deutlich höheren Profitabilität und einer besseren Eigenkapitalausstattung derzeit deutlich besser da.”

Der EY-Experte geht davon aus, dass sich das Umfeld für Europas Banken im laufenden Jahr nicht grundlegend verbessern wird: “Ein Ende der Niedrigzinsphase ist immer noch nicht absehbar, viele Banken erwirtschaften im Zinsgeschäft kaum noch oder gar keine Gewinne.”

Zudem drohten die Unwägbarkeiten des Brexits die Wirtschaft zu lähmen. Die Folge: In den meisten Instituten werde der Rotstift angesetzt. “Wir werden weiterhin Stellenstreichungen und Filialschließungen sehen”, prognostizierte EY-Experte Wagner.

dk/hb (dpa, afp)