Hannelore Elsner im Alter von 76 Jahren gestorben

0
415

Sie begann als Starlet in Unterhaltungsfilmen, war viele Jahre TV-Kommissarin und glänzte dann in preisgekrönten Kinodramen. Fast 60 Jahre lang stand Hannelore Elsner vor der Kamera. Jetzt ist sie überraschend gestorben.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Der letzte Kinofilm

    Im März 2019 startete “Kirschblüten & Dämonen” in den deutschen Kinos, eine Fortsetzung von Doris Dörries “Kirschblüten – Hanami” (2008). Es sollte Hannelore Elsners letzter Kinofilm werden. An der Seite von Elmar Wepper (rechts) spielte sie in einer Nebenrolle die verstorbene Mutter von Karl (Golo Euler).

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Die Anfänge

    In den ersten 20 Jahren ihrer Karriere spielte Hannelore Elsner (rechts, mit Liselotte Pulver) vor allem in leichten Unterhaltungsfilmen wie “Herrliche Zeiten im Spessart” (1967) mit. Dabei schätzten die Regisseure (in diesem Fall: Kurt Hoffmann) vor allem ihren Sex-Appeal.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Der Durchbruch

    International bekannt machte sie 1975 die Rolle der Marlit in “Berlinger” (mit Martin Benrath, Bild): Er ist ein Individualist, der sich dem Mitläufertum im Dritten Reich entzieht. Als er ins Ausland flieht, wird seine Frau von der Gestapo verhaftet und begeht Selbstmord. “Das deutsche Kino ist erwachsen geworden”, lobte die “Zeit” den Film des Regie-Duos Alf Brustellin und Bernhard Sinkel.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Das Comeback

    Nachdem Elsner ab Mitte der 1980er Jahre fast ausnahmslos in TV-Produktionen spielte, verhalf ihr Regisseur Oskar Roehler im Jahr 2000 zum großen Kino-Comeback: Als “Die Unberührbare” spielt sie eine DDR-Schriftstellerin, die mit dem Mauerfall ihre Existenzgrundlage verliert. Kritiker bezeichneten Elsners Porträt als “Rolle ihres Lebens”. Für sie und den Film gab es den Deutschen Filmpreis.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Das Solo

    Regisseur Oliver Hirschbiegel gab ihr 2002 die Hauptrolle in “Mein letzter Film”: Die Filmdiva Marie (Elsner) blickt in einem 90-minütigen Monolog auf ihr bisheriges Leben zurück, bereit, ein neues zu beginnen. Elsner wurde für ihr “atemberaubendes Solo” (FAZ) zum zweiten Mal mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Der Überraschungshit

    In “Alles auf Zucker!” (2004) spielte sie Marlene, die Frau des jüdischen DDR-Sportreporters Jaeckie Zucker (Henry Hübchen, Bild), der sich für das dringend benötigte Erbe seiner Mutter mit seinem gläubigen Bruder versöhnen muss. Marlene hat von koscherer Ernährung keine Ahnung, doch für das Erbe tut sie alles. Die Komödie war ein Überraschungserfolg und lockte eine Million Zuschauer in die Kinos.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Das Spätwerk

    Die neunjährige Hanna (Nike Seitz, Bild) wächst Ende der 1960er Jahre in der österreichischen Provinz zwischen Altnazis und frommen Katholiken auf. Ihre Großmutter Ruth (Elsner) hilft ihr dabei, ihre jüdische Identität zu entdecken und anzuerkennen. “Hannas schlafende Hunde” (2016) von Andreas Gruber bekam gemischte Kritiken, Elsners Leistung wurde jedoch durchweg positiv bewertet.

    Autorin/Autor: Katharina Abel


  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Der letzte Kinofilm

    Im März 2019 startete “Kirschblüten & Dämonen” in den deutschen Kinos, eine Fortsetzung von Doris Dörries “Kirschblüten – Hanami” (2008). Es sollte Hannelore Elsners letzter Kinofilm werden. An der Seite von Elmar Wepper (rechts) spielte sie in einer Nebenrolle die verstorbene Mutter von Karl (Golo Euler).

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Die Anfänge

    In den ersten 20 Jahren ihrer Karriere spielte Hannelore Elsner (rechts, mit Liselotte Pulver) vor allem in leichten Unterhaltungsfilmen wie “Herrliche Zeiten im Spessart” (1967) mit. Dabei schätzten die Regisseure (in diesem Fall: Kurt Hoffmann) vor allem ihren Sex-Appeal.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Der Durchbruch

    International bekannt machte sie 1975 die Rolle der Marlit in “Berlinger” (mit Martin Benrath, Bild): Er ist ein Individualist, der sich dem Mitläufertum im Dritten Reich entzieht. Als er ins Ausland flieht, wird seine Frau von der Gestapo verhaftet und begeht Selbstmord. “Das deutsche Kino ist erwachsen geworden”, lobte die “Zeit” den Film des Regie-Duos Alf Brustellin und Bernhard Sinkel.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Das Comeback

    Nachdem Elsner ab Mitte der 1980er Jahre fast ausnahmslos in TV-Produktionen spielte, verhalf ihr Regisseur Oskar Roehler im Jahr 2000 zum großen Kino-Comeback: Als “Die Unberührbare” spielt sie eine DDR-Schriftstellerin, die mit dem Mauerfall ihre Existenzgrundlage verliert. Kritiker bezeichneten Elsners Porträt als “Rolle ihres Lebens”. Für sie und den Film gab es den Deutschen Filmpreis.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Das Solo

    Regisseur Oliver Hirschbiegel gab ihr 2002 die Hauptrolle in “Mein letzter Film”: Die Filmdiva Marie (Elsner) blickt in einem 90-minütigen Monolog auf ihr bisheriges Leben zurück, bereit, ein neues zu beginnen. Elsner wurde für ihr “atemberaubendes Solo” (FAZ) zum zweiten Mal mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Der Überraschungshit

    In “Alles auf Zucker!” (2004) spielte sie Marlene, die Frau des jüdischen DDR-Sportreporters Jaeckie Zucker (Henry Hübchen, Bild), der sich für das dringend benötigte Erbe seiner Mutter mit seinem gläubigen Bruder versöhnen muss. Marlene hat von koscherer Ernährung keine Ahnung, doch für das Erbe tut sie alles. Die Komödie war ein Überraschungserfolg und lockte eine Million Zuschauer in die Kinos.

  • Hannelore Elsner: Meilensteine einer Charakterdarstellerin

    Das Spätwerk

    Die neunjährige Hanna (Nike Seitz, Bild) wächst Ende der 1960er Jahre in der österreichischen Provinz zwischen Altnazis und frommen Katholiken auf. Ihre Großmutter Ruth (Elsner) hilft ihr dabei, ihre jüdische Identität zu entdecken und anzuerkennen. “Hannas schlafende Hunde” (2016) von Andreas Gruber bekam gemischte Kritiken, Elsners Leistung wurde jedoch durchweg positiv bewertet.

    Autorin/Autor: Katharina Abel


Die meisten Schauspielerinnen haben Schwierigkeiten, ab einem gewissen Alter überhaupt noch gute Rollen zu bekommen, bei Hannelore Elsner lief es genau anders herum: Sie stieg erst mit Ende Fünfzig zu einer der größten deutschen Charakterdarstellerinnen auf.

Hannelore Elsner, die eigentlich Elstner heißt, wird am 26. Juli 1942 im oberbayerischen Burghausen geboren und wächst in München auf. Früh hat sie zwei Schicksalsschläge zu verkraften: Ihr zwei Jahre älterer Bruder kommt im März 1945 bei einem Fliegerangriff ums Leben; ihr Vater stirbt, als sie acht ist. Sie wechselt mehrmals die Schule und übernimmt als 14-Jährige in München kleinere Jobs, weil das Geld knapp ist. “Ich war nirgendwo richtig daheim”, schreibt sie in ihrer Autobiografie “Im Überschwang. Aus meinem Leben” (2011) über ihre Jugend.

Leichte Unterhaltung mit Sex-Appeal

Elsner mit Mario Adorf in “Die Herren mit der weißen Weste” (1969)

Mit 16 Jahren wird Elsner bei einem Spaziergang in München fürs Schauspiel entdeckt. Ein Jahr später dreht sie an der Seite des damals enorm populären Schauspielers und Sängers Freddy Quinn ihren ersten Film: “Freddy unter fremden Sternen”. Nach einer Schauspielausbildung in München steht sie 1961 zum ersten Mal auf einer Theater-Bühne. 1968 soll sie in Slawomir Mrozeks “Tango” der Münchner Kammerspiele die erste Nackte auf einer deutschen Bühne gewesen sein – wenn auch nur für drei, vier Sekunden, wie sie selbst sagt. 

Bis heute hat Hannelore Elsner in mehr als 200 Kino- und Fernsehproduktionen mitgespielt, u.a. an der Seite von Peter Alexander, Georg Thomalla und Mario Adorf. Zunächst wird sie dank ihres Sex-Appeals vor allem für leichte Unterhaltungsfilme wie “Die Lümmel von der ersten Bank” und Krimis gebucht. Dazu steht sie noch heute: “Ich weiß, was ich alles gemacht habe, das belanglos war. Aber das kann man mir nicht vorwerfen. Ich habe ein Leben lang mich und die meinen selber versorgt, ich musste ja auch Geld verdienen”, sagt sie der “Süddeutschen Zeitung” (2010). Internationale Anerkennung verschafft ihr dann 1975 die weibliche Hauptrolle der Marlit in “Berlinger” (Regie: Alf Brustellin und Bernhard Sinkel). 

Mitte der 1980er Jahre legt Elsner eine knapp 15-jährige Kinopause ein, ist aber im Fernsehen sehr präsent. Besonders populär ist sie als “Die Kommissarin”, die sie in der ARD von 1994 bis 2006 in 66 Folgen verkörpert. Es ist das erste Mal, dass eine Frau die Hauptrolle in einer Krimiserie übernimmt. Zu Beginn an ihrer Seite: der junge Til Schweiger. 

“Die Unberührbare” und “Mein letzter Film” – Elsner als Charakterdarstellerin

Das große Kino-Comeback gelingt Elsner als “Die Unberührbare” im Jahr 2000. Regisseur Oskar Roehler verfilmt darin die letzten Tage seiner Mutter, der DDR-Autorin Gisela Elsner (mit der Hannelore Elsner nicht verwandt ist), die mit dem Fall der Berliner Mauer ihre Existenzgrundlage verliert und schließlich Selbstmord begeht. Elsner wird für ihre Leistung – ebenso wie der Film selbst – mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Sie selbst bezeichnet “Die Unberührbare” in dem Boulevardblatt “Die Bunte” als “das Nonplusultra meiner bisherigen Karriere”.

Hannelore Elsner als “Die Unberührbare” (2000)

Fortan gilt sie als große deutsche Charakterschauspielerin. Den nächsten Filmpreis heimst sie drei Jahre später für “Mein letzter Film” ein, in dem sie als alternde Diva glänzt, die in einem 90-minütigen Monolog über ihr bisheriges Leben sinniert, mit ihrem Mann abrechnet und dann zu einem Neuanfang aufbricht. Erfolge wie “Alles auf Zucker!” (2004, Regie: Dani Levy) und Doris Dörries “Kirschblüten – Hanami” (2008) folgen. 2019 folgt mit “Kirschblüten & Dämonen” eine Fortsetzung, die Anfang März im deutschen Kino startete. Gemeinsam mit Filmpartner Elmar Wepper spielt sie ein verstorbenes Ehepaar, das dem Sohn das Leben weiterhin aus dem Jenseits schwer macht. Es wird Hannelore Elsners letzter Kinofilm sein.

Neben ihrer Schauspielkarriere war Hannelore Elsner für das Fritz Bauer Institut aktiv und setzte sich gegen das Vergessen des Holocausts ein. Anlässlich des Films “Auf das Leben!” (2014), in dem sie eine traumatisierte Holocaust-Überlebende spielte, sagte sie der Jüdischen Allgemeinen, sie hätte sich auf diese Rolle nicht besonders vorbereiten müssen: “Seit ich 20 bin, beschäftige ich mich mit den Verbrechen der Nazis. (…) Ich habe diese Zeit in mir.” 

Ihr Privatleben hielt die Schauspielerin, so weit es geht, aus den Schlagzeilen heraus. Sie war zweimal verheiratet und hinterlässt einen Sohn, Dominik, aus einer Beziehung mit Regisseur Dieter Wedel.

Zu ihren Geburtstagen gab Elsner nicht gerne Interviews. “Ich muss über mein Alter reden, seit ich 25 bin”, beschwerte sie sich in ihrer Autobiografie. “Mir gefällt die buddhistische Idee, die sagt, bis 60 ist man jung, ab 60 wird man älter.” 

Video ansehen 01:39

Hannelore Elsner gestorben