Kommentar: Hut ab, Tiger Woods!

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Tiger Woods gewinnt das Masters in Augusta, eines der vier wichtigsten Golfturniere. Es ist eines der größten Comebacks der Sportgeschichte, meint Stefan Nestler – weil Woods eben ganz unten war.

Dass US-Präsident Donald Trump und sein Vorgänger Barack Obama gleich ticken, wird wohl niemand ernsthaft behaupten. Doch Golfprofi Tiger Woods hat es geschafft, dass sich beide ausnahmsweise mal einig waren. “Ich mag Leute, die unter Druck stehen. Was für ein großartiges Comeback für einen wirklich tollen Kerl!”, twitterte Trump. Und auch Obama schwärmte: “Nach all den Höhen und Tiefen wiederzukommen und das Masters zu gewinnen ist ein Beweis für außergewöhnliches Können, Kampfgeist und  Entschlossenheit.”

“Ich war am Ende”, sagte Woods nach seinem fünften Triumph beim Masters in Augusta, dem 15. Major-Sieg seiner Karriere, rückblickend. Elf Jahre lag sein bis dahin letzter Erfolg bei einem der vier wichtigsten Golfturniere zurück: 2008 hatte Woods die US Open gewonnen. Danach wanderte der US-Amerikaner, der über mehr als ein Jahrzehnt lang den Golfsport dominiert hatte, durch ein tiefes Tal. Und das in jeder Beziehung: Sportlich lief es plötzlich nicht mehr rund. Nach 281 Wochen (!) verlor er die Spitzenposition der Weltrangliste. Hinzu kamen persönliche Probleme. Nach zahlreichen Affären scheiterte seine Ehe.

Tiefpunkt im Mai 2017

Zunehmend meldete sich auch sein geschundener Körper. Die Zwangspausen, die Woods einlegen musste, häuften sich und wurden länger. Mehrfach wurde Woods am Rücken operiert. Auch öffentlich dachte der Golf-Superstar deswegen über ein Karriereende nach. Während einer weiteren Verletzungspause im Mai 2017 dann der Tiefpunkt: Polizisten fanden Woods bewusstlos in seinem Auto vor. In seinem Blut wurden Spuren eines Schmerzmittels, eines Anti-Depressivums, eines Schlafmittels und von Marihuana festgestellt. Vor Gericht bekannte sich Woods später schuldig, unter Drogeneinfluss Auto gefahren zu sein. Er einigte sich mit der Justiz auf einen Vergleich.

Als Woods im November 2017 sein Comeback gab, äußerten sich die meisten Experten skeptisch, ob er noch einmal zu alter Leistungsstärke zurückfinden könnte. Doch seine Formkurve zeigte nach oben. Im vergangenen August belegte er bei  der PGA Championship, dem letzten Major-Turnier des Jahres  2018, den zweiten Rang. Im selben Monat feierte er in Atlanta seinen ersten Turniersieg auf der PGA-Tour seit fünf Jahren. Und jetzt setzte er mit seinem Triumph beim Masters dem Ganzen die Krone auf. Auch der letzte dürfte nun realisiert haben: Tiger Woods ist wieder da.

Golfgenie mit menschlichen Schwächen

Und alle feiern ihn. Warum eigentlich? Hat er nicht schon x Rekorde gebrochen, inklusive Preisgeldrekord? Ja, schon. Aber nicht nur die Golf-Fans wissen und auch die Laien ahnen, dass Woods zum einen ein außergewöhnlicher, wenn nicht gar genialer Golfer ist. Der zum anderen auch noch viel Charisma hat. Und der weiß, wie es sich ganz unten anfühlt – weil er eben dort war. Das Genie, das doch auch nur ein Mensch ist und Schwächen hat. Wenn so jemand sich dann wieder nach oben kämpft, ist die Begeisterung ungeteilt. 

Denn alle – inklusive Donald Trump und Barack Obama – spüren, dass Woods dieser Sieg bei einem der vier wichtigsten Turniere alles andere als in den Schoß gefallen ist. Der 43-Jährige ihn sich wirklich hart erarbeitet. Es war ein harter Kampf, auch gegen sich selbst. Woods hat eines der größten Comebacks der Sportgeschichte geschafft. Hut ab!


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Früh übt sich

    Schon im Alter von sechs Monaten soll Tiger Woods die Golfschwünge seines Vaters nachgeahmt haben, schon mit zwei Jahren zeigt er im TV volle Schläge. Mit 13 haben bereits alle großen Fernsehsender über ihn berichtet. Trotz der Publicity lässt sich der Kalifornier nicht beirren, verbessert sein Spiel stetig und gewinnt in den USA alle Nachwuchstitel, die man gewinnen kann.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Durchgestartet

    Mit 20 Jahren wird Woods Profi, nachdem er zuvor zum dritten Mal den US-Amateur-Titel gewonnen hat. Der erste Sieg auf der PGA-Tour lässt nicht lange auf sich warten: bereits zwei Monat später, beim Las Vegas Invitational. Nun kennt nicht nur die Fachwelt seinen Namen – von überall richten sich die Blicke auf den attraktiven 1,85-Meter-Mann.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Der erste Meilenstein

    Im April 1997, also ein halbes Jahr nach seinem Profi-Debüt, triumphiert Tiger Woods zum ersten Mal beim Masters und darf sich das berühmte grüne Jackett überstreifen lassen. Mit 21 Jahren ist er der jüngste Champion, der das Turnier in Augusta gewinnen konnte. Weitere 13 Major-Siege sollten folgen. Woods ist jetzt ein Superstar.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Der Grand Slam

    Im April 2001 holt sich Woods den zweiten Sieg beim legendären Masters in Augusta im US-Bundesstaat Georgia. Zu diesem Zeitpunkt hält Woods alle Titel der vier Major-Turniere gleichzeitig – das ist bis heute keinem weiteren Spieler gelungen.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Traumhochzeit mit Schwedenmodel

    Im Oktober 2004 heiratet Woods das schwedische Model Elin Nordegren auf der Karibikinsel Barbados. Er hatte sie drei Jahre zuvor über seinen Golfkollegen Jesper Parnevik kennengelernt, bei dem sie als Kindermädchen jobbte. Mit Elin zusammen bekommt er zwei Kinder, Töchterchen Sam (*2007) und Sohn Charlie Axel (*2009).


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Unfall mit Fragezeichen

    Das Image des Strahlemanns bekommt Risse. Im November 2009 fährt er mit seinem Auto gegen einen Hydranten und einen Baum vor seinem Haus in Florida. Medien berichten von mehreren außerehelichen Affären. Er verliert wichtige Sponsorenverträge, die Ehe scheitert. Woods spricht von Sexsucht und nimmt sich eine Auszeit. Erst zum Masters im April 2010 kehrt er auf den Golfplatz zurück.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Der letzte Titel – für lange Zeit

    Das Bridgestone Invitationale im Firestone Country Clum in Akron, Ohio, gehört nicht zu den allerwichtigsten Golfturnieren auf diesem Planeten. Aber geschichtsträchtig ist es dennoch. Denn hier holt sich Tiger Woods den 79. PGA-Titel seiner Karriere – und keiner kann ahnen, dass es für lange Zeit der letzte sein soll. Denn kurz darauf beginnt sein Leiden.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Golffreunde…

    Ob George Bush, Bill Clinton, Barack Obama oder Donald Trump. Sie waren oder sind nicht nur US-Präsidenten, sie spielen auch alle Golf. Und sie haben das auch alle schon zusammen mit Tiger Woods getan. Befragt zu seiner politischen Haltung gegenüber Trump, weicht Woods aus: “Wir müssen das Amt als solches respektieren. Egal, wer gerade im Amt ist.”


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Sportler verstehen sich besonders gut

    Von 2012 bis 2015 ist Tiger Woods mit US-Skistar Lindsey Vonn liiert. Auch sie wird immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen, auch sie steht im Rampenlicht, auch sie hat mit psychischen Problemen zu kämpfen. Es gibt also viele Gemeinsamkeiten, eine weitere allerdings führt zur einvernehmlichen Trennung nach drei Jahren: Die Kalender der beiden Supersportler seien zu dicht, heißt es.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Immer im Blicklicht

    Nachdem er 2014 das Masters in Augusta wegen einer Rücken-OP erstmals in seiner Karriere verpasst hat, schlägt Tiger Woods im Jahr darauf dort wieder auf. Allerdings ohne großen Erfolg und vor allem – offenbar nicht hundertprozentig gesund. Denn schon wenige Monate später muss er schon zum zweiten und dritten Mal unters Messer. Die Schmerzen lassen einfach nicht nach.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Der Tiefpunkt

    Mai 2017: Eine Polizeistreife findet Woods schlafend in seinem Auto – bei laufendem Motor. Wegen des Verdachts auf Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss wird er in Gewahrsam genommen. Später stellt sich heraus: Es war ein Mix aus Opioiden, einem Antidepressivum, THC und einem Schlafmittel, das ihn so ermatten ließ. Woods gesteht seine Abhängigkeit und begibt sich in stationäre Behandlung.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Comeback auf den Bahamas

    Wie schon ein Jahr zuvor, versucht Tiger Woods, inzwischen 41 Jahre alt, sein neuerliches Comeback bei einem Einladungsturnier auf den Bahamas. Insgesamt hat er nun vier Rücken-Operationen über sich ergehen lassen und ist in der Weltrangliste auf Platz 1199 zurückgefallen. Immerhin – durch Platz neun bei der Hero World Challenge verbessert er sich um über 500 Ränge.


  • Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Erster Titel seit fünf Jahren

    “Ich kann nicht glauben, dass ich es geschafft habe. Es ist ein wahnsinniges Comeback”, freut sich Woods nach seinem Sieg bei einem kleineren Turnier im East Lake Golf Club von Atlanta. “Mein Körper war ein Wrack”, erklärte er nach dem 80. Turniererfolg seiner Karriere auf der PGA-Tour. Der Triumph im September 2018 bringt ihn auch in der Weltrangliste wieder weiter nach oben – auf Position 13.


  • mehr Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück

    Zurück an der Weltspitze

    Hätte er das selbst für möglich gehalten? Nach seinem tiefen Absturz, seinen Verletzungen und Selbstzweifeln ist Tiger Woods wieder ganz oben: Beim US Masters in Augusta triumphiert Woods – dort, wo er 1997 seinen ersten großen Sieg feierte, als jüngster Masters-Sieger der Golfgeschichte. Der Kreis hat sich geschlossen für Tiger Woods.

    Autorin/Autor: Tobias Oelmaier