Monsanto erleidet Niederlage vor US-Gericht

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Ein glyphosathaltiges Herbizid des US-Herstellers Monsanto hat nach Ansicht eines Gerichts zur Krebserkrankung eines Klägers beigetragen. Ein herber Rückschlag für den Bayer-Konzern. Die Aktie verliert dramatisch.

Das Unkrautvernichtungsmittel “Roundup” ist nach Ansicht der Geschworenen eines US-Bundesgerichts im kalifornischen San Francisco mitverantwortlich gewesen für die Krebserkrankung eines Klägers. Dieser habe nachweisen können, dass Glyphosat “ein wesentlicher Faktor” für seine Krankheit gewesen sei, so das einstimmige Urteil der Jury. Der 70-jährige Edwin Hardeman hatte das Herbizid 25 Jahre lang auf seinem Grundstück verwendet.

Damit geht der Prozess vor derselben Jury am Mittwoch in eine zweite Phase, in der es um die Frage der Verantwortlichkeit des Konzerns und um eventuelle Schadenersatzansprüche geht.

Der Aktienkurs brach im frühen Handel im Dax um rund zehn Prozent auf 62,54 Euro ein. Zum Vergleich: Vor einem Jahr kosteten die Aktien noch rund 100 Euro.

Zufrieden die einen – enttäuscht die anderen

Hardeman und seine Anwälte umarmten sich, nachdem die Jury ihre Entscheidung verkündet hatte. “Wir sind sehr zufrieden”, erklärte die Anwältin Jennifer Moore.

Der Pharmakonzern Bayer, der den Roundup-Hersteller Monsanto im vergangenen Jahr für 63 Milliarden US-Dollar übernommen hatte, äußerte sich enttäuscht über die Entscheidung. Das Unternehmen sei “weiterhin fest davon überzeugt, dass die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen, dass glyphosatbasierte Herbizide keinen Krebs verursachen”, hieß es in einer Mitteilung.

Man sei zuversichtlich, “dass die Beweise in der zweiten Phase des Prozesses zeigen werden, dass Monsantos Verhalten angemessen war und das Unternehmen nicht für die Krebserkrankung von Herrn Hardeman haftbar gemacht werden sollte”.

Bayer sieht sich in den USA wegen des Unkrautvernichtungsmittels mit etwa 11.200 Klägern konfrontiert.

Juristischer Rückschlag

Für Monsanto ist es die zweite juristische Niederlage binnen eines Jahres. In einem anderen Prozess im August hatte eine Jury ebenfalls in San Francisco Monsanto zur Zahlung von Schadenersatz an den früheren Schulhausmeister Dwayne Johnson verurteilt.

Dewayne Johnson

Johnson wie auch Hardeman leiden am Non-Hodgkin-Lymphom, einer Krebserkrankung des Lymphgewebes. Beide Kläger setzten Roundup über viele Jahre hinweg ein.

Die Jury zum Fall Johnson hatte dem Kläger einen Schadenersatz von 289 Millionen Dollar (255 Millionen Euro) zugesprochen. Eine Richterin befand die Summe jedoch später für übertrieben und reduzierte sie auf 78,5 Millionen Dollar.

Gesundheitsgefährdung umstritten

Monsanto verkauft Roundup seit mehr als 40 Jahren auf der ganzen Welt und führt ins Feld, das Mittel sei bei sachgemäßer Anwendung ungefährlich. Der Kläger im aktuellen Verfahren ist hingegen der Ansicht, die Firma habe die von ihrem Herbizid ausgehenden Gesundheitsgefahren verschleiert.

In der Forschung ist die Frage, ob die in Roundup enthaltene Chemikalie Glyphosat eine krebsauslösende Wirkung hat, allerdings umstritten. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland gelangten zu dem Schluss, dass von Glyphosat keine Krebsgefahr ausgeht.

Dagegen konstatierte die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) vor drei Jahren, dass Glyphosat “wahrscheinlich krebserregend bei Menschen” sei.

mak/nob (rtr, afp, dpa)