Wie die Mumins die Welt eroberten

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Die finnische Trollfamilie ist zurück: In Großbritannien startet mit “Moominvalley” eine neue Zeichentrickserie. Mumin-Schöpferin Tove Jansson verarbeitete in den Geschichten der Fabelwesen ihre Kriegserlebnisse.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Trollfamilie aus dem Mumintal

    Sie sehen aus wie weiße Nilpferde mit Puschelschwanz, heißen Mumins und sind einer von Finnlands Kulturexportschlagern. Ihre Abenteuer, die die Trolle gemeinsam mit Sniff, Snorkfräulein und Klein Mü erleben, füllen zahlreiche Kinder- und Bilderbücher sowie Comics und Zeichentrickserien – wie nun auch in der britisch-finnischen Neuauflage “Moominvalley”.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Die Schöpferin

    Die Finnin Tove Jansson (1914-2001) ist die eigentliche Mutter der Trollfamilie – hier in einem Selbstporträt mit ihren kleinen Geschöpfen. Den ersten Mumin soll Jansson in den 1930er-Jahren gezeichnet haben. Nach einem verlorenen Streit über Philosophie mit ihrem Bruder soll sie das “hässlichste nur denkbare Geschöpf” an eine Wand gemalt und “Kant” darunter geschrieben haben.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Mumintal als Sehnsuchtsort

    Die finnische Küste mit den vielen Schären inspirierte Jansson. Inseln hatten einen besonderen Stellenwert für die Autorin und Illustratorin, und so siedelte sie das imaginäre Mumintal auf einer Insel an. In einem Essay für Erwachsene schrieb sie später: “Eine Insel – Privatsphäre, Abgeschiedenheit, Vertrautheit, ein in sich geschlossenes Ganzes ohne Brücken und Zäune.”

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Drück mich!

    Die Mumins lassen keine Gelegenheit aus, miteinander zu kuscheln. Im ersten Buch “Mumins lange Reise” sind Muminmama und Mumin auf der Suche nach einem Zuhause, Muminpapa ist zunächst vermisst. Das Buch erschien 1945 und das Familienschicksal der Mumins spiegelte Janssons Kriegserlebnisse.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    “Klein Mü”

    Das bissige Mädchen taucht zwar erst im vierten Buch “Muminvaters wildbewegte Jugend” auf, gehört heute aber unzertrennlich zur Trollfamilie. Die Abenteuer-Sucherin “Klein Mü”, die in der Obhut der Familie bleibt, ist eine gute Beobachterin. Sie durchschaut ihr Gegenüber und sagt gerade heraus, was andere nur denken.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Mumins auf der Kinoleinwand

    Die Abenteuer der Trollfamilie wurden für TV-Serien und Kinofilme adaptiert, unter anderem auch für die Augsburger Puppenkiste. In dem französisch-finnischen Zeichentrickfilm “Mumins an der Riveria” (2014) reist die Trollfamilie gemeinsam mit Snorkfräulein und Klein Mü in eine ihnen recht fremde Welt.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Sicheren Hafen

    Die Mumins sind erfahrene Bootsleute, die oftmals den Gefahren des Meeres ausgesetzt sind. Ihre Schöpferin Tove Jansson (links) ist selbst eine erfahrene Seglerin. Metaphern wie Orientierungslosigkeit, Wegdriften oder die Suche nach einem sicheren Hafen spiegeln oft ihr eigenes Unbehagen mit der politischen Situation wider. Damit sind ihre Werke nicht nur für Kinder spannend zu lesen.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Atelier im Turm

    Dank ihres imaginären Fluchtortes “Mumintal” konnte Tove Jansson immer wieder den Erlebnissen des Zweiten Weltkrieges entkommen. “Es waren die höllischen Kriegsjahre, die mich dazu brachten, Geschichten zu schreiben”, sagte sie nach der Veröffentlichung von “Komet im Mumintal” (1946) – einem Buch, an dem sie in ihrem Turm-Atelier in Helsinki gearbeitet hatte, wo sie Luftangriffe erlebte.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Nationale Ikone

    In Finnland ist Tove Jansson, die mehr als 2000 Mumin-Illustrationen und Zeichnungen schuf, eine Ikone. In Tampere findet sich gar ein eigenes Museum, das ihre Partnerin Tuulikki Pietilä ins Leben rief. Gemeinsam schufen sie in Janssons letzten Lebensjahren ein detailreiches Modell des Muminhauses, das gemeinsam mit Original-Zeichnungen in dem “Muumimuseo” ausgestellt ist.

    Autorin/Autor: Courtney Tenz (woy)


  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Trollfamilie aus dem Mumintal

    Sie sehen aus wie weiße Nilpferde mit Puschelschwanz, heißen Mumins und sind einer von Finnlands Kulturexportschlagern. Ihre Abenteuer, die die Trolle gemeinsam mit Sniff, Snorkfräulein und Klein Mü erleben, füllen zahlreiche Kinder- und Bilderbücher sowie Comics und Zeichentrickserien – wie nun auch in der britisch-finnischen Neuauflage “Moominvalley”.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Die Schöpferin

    Die Finnin Tove Jansson (1914-2001) ist die eigentliche Mutter der Trollfamilie – hier in einem Selbstporträt mit ihren kleinen Geschöpfen. Den ersten Mumin soll Jansson in den 1930er-Jahren gezeichnet haben. Nach einem verlorenen Streit über Philosophie mit ihrem Bruder soll sie das “hässlichste nur denkbare Geschöpf” an eine Wand gemalt und “Kant” darunter geschrieben haben.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Mumintal als Sehnsuchtsort

    Die finnische Küste mit den vielen Schären inspirierte Jansson. Inseln hatten einen besonderen Stellenwert für die Autorin und Illustratorin, und so siedelte sie das imaginäre Mumintal auf einer Insel an. In einem Essay für Erwachsene schrieb sie später: “Eine Insel – Privatsphäre, Abgeschiedenheit, Vertrautheit, ein in sich geschlossenes Ganzes ohne Brücken und Zäune.”

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Drück mich!

    Die Mumins lassen keine Gelegenheit aus, miteinander zu kuscheln. Im ersten Buch “Mumins lange Reise” sind Muminmama und Mumin auf der Suche nach einem Zuhause, Muminpapa ist zunächst vermisst. Das Buch erschien 1945 und das Familienschicksal der Mumins spiegelte Janssons Kriegserlebnisse.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    “Klein Mü”

    Das bissige Mädchen taucht zwar erst im vierten Buch “Muminvaters wildbewegte Jugend” auf, gehört heute aber unzertrennlich zur Trollfamilie. Die Abenteuer-Sucherin “Klein Mü”, die in der Obhut der Familie bleibt, ist eine gute Beobachterin. Sie durchschaut ihr Gegenüber und sagt gerade heraus, was andere nur denken.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Mumins auf der Kinoleinwand

    Die Abenteuer der Trollfamilie wurden für TV-Serien und Kinofilme adaptiert, unter anderem auch für die Augsburger Puppenkiste. In dem französisch-finnischen Zeichentrickfilm “Mumins an der Riveria” (2014) reist die Trollfamilie gemeinsam mit Snorkfräulein und Klein Mü in eine ihnen recht fremde Welt.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Sicheren Hafen

    Die Mumins sind erfahrene Bootsleute, die oftmals den Gefahren des Meeres ausgesetzt sind. Ihre Schöpferin Tove Jansson (links) ist selbst eine erfahrene Seglerin. Metaphern wie Orientierungslosigkeit, Wegdriften oder die Suche nach einem sicheren Hafen spiegeln oft ihr eigenes Unbehagen mit der politischen Situation wider. Damit sind ihre Werke nicht nur für Kinder spannend zu lesen.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Atelier im Turm

    Dank ihres imaginären Fluchtortes “Mumintal” konnte Tove Jansson immer wieder den Erlebnissen des Zweiten Weltkrieges entkommen. “Es waren die höllischen Kriegsjahre, die mich dazu brachten, Geschichten zu schreiben”, sagte sie nach der Veröffentlichung von “Komet im Mumintal” (1946) – einem Buch, an dem sie in ihrem Turm-Atelier in Helsinki gearbeitet hatte, wo sie Luftangriffe erlebte.

  • Mumins: Zeitloser Kinderbuchklassiker aus Finnland

    Nationale Ikone

    In Finnland ist Tove Jansson, die mehr als 2000 Mumin-Illustrationen und Zeichnungen schuf, eine Ikone. In Tampere findet sich gar ein eigenes Museum, das ihre Partnerin Tuulikki Pietilä ins Leben rief. Gemeinsam schufen sie in Janssons letzten Lebensjahren ein detailreiches Modell des Muminhauses, das gemeinsam mit Original-Zeichnungen in dem “Muumimuseo” ausgestellt ist.

    Autorin/Autor: Courtney Tenz (woy)


Den ersten Band veröffentlichte Tove Jansson, eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen und Illustratorinnen Finnlands, Ende des zweiten Weltkriegs – 1945. Er hieß “Mumins lange Reise” und handelt von Muminmama und Mumin, die auf der Suche nach einem Zuhause sind. Unterwegs müssen sie viele Gefahren und Naturkatastrophen bestehen, zwischendurch treffen sie viele merkwürdige Wesen.  

Die Reise geht gut aus, es findet sich nicht nur der verloren geglaubte Muminpapa, sondern auch ein behagliches neues Heim. Was sich zunächst wie eine Kindergeschichte liest, ist in Wirklichkeit jedoch mehr. Tove Janssons metaphorische Erzählungen handeln auch von Themen wie Verlust und Vertreibung, zugleich aber werden Gefühle wie Sicherheit und Geborgenheit in der Familie assoziiert, denn die überaus niedlichen Kreaturen werden von ihren realen oder imaginären Herausforderungen niemals überwältigt und arbeiten stets zusammen, um Hindernisse zu überwinden. 

Die Abenteuer der Trollfamilie sind eher gefühlsbetont als komisch. Die Art und Weise, wie sie die Herausforderungen des Lebens gemeinsam bewältigen, hinterlässt ein wohliges Gefühl im Kontrast zur Härte der realen Welt. Auch wenn die Geschichten wichtige Themen ansprechen, so sind Tove Jansson Erzählungen immer feinsinnig und nie moralisierend – das macht die Trolle wohl heute auch noch so sympathisch.

Tove Jansson mit einem Mumin aus Stoff (1956)

Spiegel der Zeitgeschichte

“Jede Künstlerin, die sich selbst darstellt, stellt auch die Zeit dar, in der sie lebt”, schreibt die Literaturprofessorin Boel Westin in der Biographie “Tove Jansson: Life, Art, Words”. Die Erlebnisse der Weltkriege, die die damals junge Tove Jansson schwer erschütterten, spiegeln sich deutlich in ihren Erzählungen und Illustrationen wider.

Tove Jansson wurde am 9. August 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, geboren. Ihre Eltern, selbst Künstler, gehörten zur schwedischsprachigen Minderheit in Finnland und so blieben Tove und ihre Mutter in Stockholm, während der Vater im finnischen Bürgerkrieg kämpfte. Diese frühe Erfahrung von Verlust findet sich auch in dem fehlenden Muminpapa des ersten Kinderbuches wider.

Nach dem Krieg lebte die Familie wieder vereint in Helsinki. Da das Haus auch als Atelier diente, wuchs Tove Jansson buchstäblich mit einem Pinsel in der Hand auf – und legte diesen Zeit ihres Lebens nur selten zur Seite. Als Teenager schrieb sie erste Geschichten und fertigte Illustrationen an. Mit 19 hatte sie ihre erste Ausstellung.

Krieg als Qual – und Inspiration

Ab den 1930er Jahren verdiente Jansson ihr Geld mit Karikaturen und Illustrationen, unter anderem für Buchumschläge und Postkarten. Ihre politischen Karikaturen in der schwedischen Zeitung “Garm” richteten sich gegen den Nationalsozialismus und den Stalinismus und stießen immer wieder auf Kritik. “Es ist, als ob die ganze Welt zu einem Klumpen voller Qualen geworden ist”, schrieb sie 1941 in ihr Tagebuch. Die Entstehung der Mumins wurde zu einem Weg, mit diesen Qualen umzugehen.

Autorin und Schriftstellerin Tove Jansson (1914 – 2001)

“Es waren die höllischen Kriegsjahre, die mich dazu brachten, Geschichten zu schreiben”, sagte sie nach der Veröffentlichung ihres zweiten Buches “Komet im Mumintal”. “Flucht, Katastrophe und Obdachlosigkeit verbanden die ersten beiden Geschichten mit der Realität. Der Krieg hinterließ keine unmittelbaren Spuren in ihren Gemälden; keine Bomben, keine Ruinen, keine Flucht”, schreibt Biografin Westin. “Die Geschichte der Familie im Tal war eine Verwirklichung der Vorstellung von einer glücklichen Gesellschaft und einer friedlichen Welt, eine Fiktion auf Grundlage der Träume der Kriegsjahre und die Sehnsucht nach etwas anderem.”

Kommerzieller Erfolg

Das erste Mumin-Buch, das zeitgleich mit Astrid Lindgrens “Pippi Langstrumpf” veröffentlicht wurde, hatte eine kleine Auflage, von der nur einige wenige Exemplare verkauft wurden. Doch Tove Jansson arbeitete unbeirrt weiter an den Geschichten ihrer Trollfamilie, durchlebte in den Abenteuern ihre eigenen Erlebnisse der Nachkriegszeit. 1948 erschien der dritte Band “Die Mumins. Eine drollige Gesellschaft”, der es wider Erwarten schaffte, ins Englische übersetzt zu werden.

Heute sind Tove Janssons Werke – neun Kinderbücher, drei Bilderbücher und zahlreiche Comics – in 45 Sprachen übersetzt und als diverse Fernsehserien und Kurzfilme adaptiert. Am 23. Februar startet in Großbritannien “Moominvalley”, eine Serien-Neuauflage, in der Schauspielerinnen wie Rosamund Pike und Jennifer Saunders, die ihre Stimme liehen, versuchen, einer neuen Generation von Kindern die Fantasiewelt der Mumins näher zu bringen.