Beethoven-Haus Bonn: Geburtsort wird umgebaut

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Das meist besuchte Musik-Museum Deutschlands schließt seine Tore vor dem großen Beethoven-Jahr, um renoviert zu werden. Es öffnet rechtzeitig für das große Jubiläum 2020 wieder, das seine Schatten vorauswirft

Die unscheinbare Fassade des Beethoven-Hauses kann man leicht übersehen. Ins Auge fallen die Touristengruppen, die sich manchmal davor versammeln. Für viele Besucher ist es ein bewegender Moment, über die quietschenden Dielen zu laufen und buchstäblich in Ludwig van Beethovens Fußstapfen zu treten. So manch einem dürfte ein kleiner Schauer über den Rücken laufen, wenn er ins abgesperrte Geburtszimmer hineinschaut, dessen einziges Exponat eine Beethoven-Büste ist.

Das Beethoven-Haus schließt nun bis in den Spätsommer. Die ständige Ausstellung wird gründlich überarbeitet, Räumlichkeiten und Einrichtung erweitert. Sicher werden auch die Dielen des “Geburtszimmers” danach nicht mehr quietschen, wenn die ersten Besucher wieder darüberlaufen können.

Museumsdirektorin Nicole Kämpken steht vor dem Raum, wo der Sage nach, Beethoven geboren wurde

Bonn stellt sich der Jubiläums-Herausforderung

Eigentlich gibt es keinen Beweis dafür, dass Ludwig van Beethoven in jener winzigen Kammer am oder um den 16. Dezember 1770 geboren wurde. Genauso wie über das Geburtsdatum gibt es darüber nur Vermutungen.

Dafür ist der Bau sehr gut erhalten und behaust das wichtigste Beethoven-Archiv der Welt, im Museum befinden sich kostbare Gegenstände aus dem Leben des Komponisten und viele musikalische Dokumente. Mit dem Umbau putzt sich das Beethoven-Haus auch für das Jubiläumsprogramm heraus, das Anfang März bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) präsentiert wird und jetzt vorab in Bonn vorgestellt wurde.

Gästebuch-Eintrag eines japanischen Besuchers im Beethoven-Haus

Es ist nur ein kleines Steinchen im Mosaik der Aktionen rund um die Feierlichkeiten um Beethovens 250. Geburtstag. Dieses Jubiläum zu würdigen, ist laut Bundespräsident und Bundestag, eine “nationale Aufgabe”. Das Geld kommt vor allem vom Bund (1,5 Millionen Euro), vom Land NRW (750.000 Euro) und mit 900.000 Euro von der Stiftung Beethoven-Haus.

Das Programm lockt mit vielen Superlativen

Zu den Höhepunkten des Jubiläumsprogramms gehören die Ausweitung der “BTHVN-Woche” von einer auf vier Wochen mit insgesamt 16 Konzerten. Darin wird die gesamte Kammermusik Ludwig van Beethovens aufgeführt. Die Präsentationsform ist laut der künstlerischen Leiterin, Tabea Zimmermann, “beispiellos” und “reiner Luxus”: An jedem Konzertabend werden wechselnde Ensembles Beethovens Werke in einer ausgeklügelten Aufstellung präsentieren, die die Verbindungen zwischen den Werken deutlich werden lässt. Es musizieren unter anderen der Pianist Alexander Melnikov, der Cellist Jean-Guihen Queras, die Violinistin Isabelle Faust, die Novus- und Belcea-Quartette, das Quatour Ébène und Zimmermann selbst, eine renommierte Bratschistin.

So erinnert das Beethoven-Haus an den großen Komponisten Beethoven

An sieben Freitagen zwischen dem 20. März und dem 9. Oktober 2020 spielt der russische Pianist Evgeni Koroliov alle 32 Klaviersonaten Beethovens. An den darauf folgenden jeweiligen Samstagen erklingen dann alle weiteren Solo-Klavierwerke des Bonner Komponisten. Besondere Attraktion: der Auftritt der Star-Pianistin Mitsuko Uchida am 6. März 2020, die dann die Diabelli-Variationen interpretiert.

Von März bis November werden sechs Musiker unter dem Titel “My Beethoven” ausgewählte Werke des Komponisten ihrer eigenen Auswahl von Werken gegenüberstellen. Darunter befinden sich auch der Star-Violinist Daniel Hope, die Pianisten Martin Stadtfeld und Andras Schiff, das Artemis Quartett und der Komponist und Jazz-Pianist Uri Caine.

Im Rahmen eines fünftägigen Kongresses im Februar 2020 werden weltweit bekannte Beethoven-Spezialisten ihre Forschungsergebnisse und Standpunkte austauschen.

Emotionaler Zugang

In den kommenden Monaten werden die Besucherströme in den Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses umgelenkt, dort werden vorübergehend einige Museumsexponate zu sehen sein. Die ständige Ausstellung eröffnet dann wieder im Spätsommer 2019 in den kleinen Räumen des historischen Beethoven-Hauses unter einem neuen Konzept. Anstatt die Objekte entlang der linearen, chronologischen Beethoven-Biographie zu zeigen, werden die einzelnen Räume diversen Themen rund um Beethoven, seinem Leben und seinem Wirken gewidmet. Statt reiner Informationsvermittlung, so Malte Böcker, Direktor des Beethovenh-Hauses, soll ein emotionaler Zugang zum Komponisten ermöglicht werden.

Das Beethovenhaus vom Hof gesehen

Am 16. Dezember 2020 – pünktlich zu Beginn des Beethoven-Jahres – werden dann die erweiterten Räumlichkeiten des Beethovenhauses eröffnet. Dazu gehören ein Museumsshop, eine Fläche für Wechselausstellungen, ein Seminarraum, ein Cafebereich und eine Schatzkammer mit Originalhandschriften, die in den denkmalgeschützten Räumen nicht gezeigt werden können. Danach steht der großen Beethoven-Jubiläumsparty nichts mehr im Wege.