Reaktionen auf den Tod von Karl Lagerfeld

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“Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.” So lautete ein bekannter Satz “Karls des Großen”. Jetzt ist die Fashion-Ikone mit 85 Jahren gestorben – und nicht nur die Modewelt trauert.

Der gebürtige Hamburger Karl Lagerfeld hat die Modewelt jahrzehntelang geprägt. 36 Jahre lang war er Kreativdirektor des Pariser Modehauses Chanel. Außerdem war er auch beim italienischen Modehaus Fendi sowie bei seinem eigenen, nach ihm benannten Label Designchef. Wir haben Stimmen zum Tod von “Kaiser Karl” gesammelt.

Claudia Schiffer: “Was Warhol für die Kunst war, war er für die Mode”

1988, also vor über 30 Jahren, betrat Claudia Schiffer zum ersten Mal den Laufsteg – für Chanel. Das spätere Supermodel (im Bild oben eine Aufnahme von 2007) wurde von Anfang an von Lagerfeld unterstützt. Der Modezar bezeichnete sie als seine Muse und blieb ihr bis zu seinem Tod verbunden. “Karl hat mich mit Zauberhand von einem scheuen deutschen Mädchen in ein Supermodel verwandelt”, so Schiffer in einer ersten Reaktion nach Bekanntwerden des Todes ihres großen Förderers beim Onlinedienst Instagram. “Er hat mir alles über Mode und Stil beigebracht – und wie man in diesem Business überlebt. Was Warhol für die Kunst war, war er für die Mode. Karl Lagerfeld ist unersetzlich. Er war die einzige Person, die Schwarz und Weiß bunt machen konnte. Ich werde ihm ewig dankbar sein.”

Wolfgang Joop

 Im Unterschied zu seinem “ehemals besten Freund Yves Saint Laurent, der sich den Gefühlen, Sehnsüchten und Drogen hingegeben hatte”, habe sich Lagerfeld eine persönliche Disziplin auferlegt, sagte der deutsche Designer Wolfgang Joop dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Er war ein Über-Mensch, der so unendlich viel geschafft hat.” Lagerfelds “unglaublicher Leistungs-Output” sei “geradezu erschreckend” gewesen. Seinen großen Erfolg habe Lagerfeld aber auch mit Einschränkungen seines persönlichen Lebens bezahlt, so Joop weiter. “Die Mode ist ein gefährlicher Planet, gerade für narzisstische Persönlichkeiten, wie viele von uns es sind”, sagte Joop. “Auf diesem Planet war Karl Lagerfeld der König.” 

Wolfgang Joop: “Lagerfeld war einer der ersten Europäer”

Joop bezeichnete Lagerfeld zudem als europäischen Brückenbauer: “Er ist mit 16 Jahren nach Paris gegangen und hat es geschafft, eine deutsch-französische Brücke zu schlagen und ist dadurch eine europäische Figur geworden”, so der Designer. Der deutsche Staatsminister für Europa, Michael Roth, kondolierte auf Twitter in eine ähnliche Richtung: Der Modeschöpfer habe “vermutlich mehr für die deutsch-französischen Beziehungen getan als viele Politiker”.

Frankreichs Innenminister Christophe Castaner sagte dem Radiosender RTL, mit Lagerfeld verliere die Welt “eine riesige Persönlichkeit, jemand außerhalb des Gewöhnlichen”. Vor der Chanel-Boutique in der Pariser Rue Cambon versammelten sich nach Bekanntwerden von Lagerfelds Tod zahlreiche Fans, darunter auch eine Modestudentin aus der Nähe von Hamburg. Sie legte eine weiße Rose vor dem Geschäft nieder und eine Karte, auf der stand: “Großen Dank an den größten Meister der Mode. Ein Stolz für Deutschland und Frankreich.” 

Peter Tschentscher: “Lagerfeld war ein Botschafter Hamburgs”

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erklärte, seine Stadt verliere “einen außergewöhnlichen Hanseaten und Botschafter Hamburgs”. In der Hansestadt wurde Lagerfeld geboren. Dort hatte Chanel den Tod seines Kreativchefs auch offiziell bestätigt. 

Guido Maria Kretschmer

Der deutsche Modedesigner und Fernsehmoderator Guido Maria Kretschmer zeigte sich “tief traurig über den Tod von Karl Lagerfeld. Er sei eine “einzigartige Persönlichkeit” gewesen, die eine “große Lücke im Leben vieler Menschen und vor allem in der Modewelt hinterlassen wird”. Beide hätten “wunderbare Abende miteinander erlebt”, die ihm immer in Erinnerung bleiben würden. “Es war und ist eine große Ehre für mich, Karl Lagerfeld kennengelernt zu haben.” 

Bernard Arnault, Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH, nannte Lagerfeld einen “großen Inspirator”. Der italienische Modekonzern Fendi erklärte, Lagerfelds Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens sei “immens” gewesen. Neben der Mode waren Bücher die größte Leidenschaft Lagerfelds: In den Cafés und Buchhandlungen von Saint Germain des Prés versorgte er sich regelmäßig mit neuem Lesestoff, vor allem mit Bildbänden über Mode und Kunst sowie mit Gedichten. Am Ende besaß er eine Sammlung von rund 300.000 Exemplaren. Die Frankfurter Buchmesse kondolierte dem Buchfan Lagerfeld.

Für den deutschen Modedesigner Harald Glööckler war Karl Lagerfeld “einer der einflussreichsten Designer des 20. Jahrhunderts”. Er habe dem Modehaus Chanel wieder Leben eingehaucht und es zu neuer Blüte gebracht, so Glööckler im Gespräch mit der Deutschen Welle. 

Der Style von Harald Glööckler

“In meinen Augen war Coco Chanel der eine und Karl Lagerfeld der zweite Arm von Chanel.” Er habe das Traditionshaus im Sinne seiner Gründerin zeitgemäß neu interpretiert, indem er Trends und Maßstäbe in Design und Ästhetik gesetzt habe. Nach dem französischen Modeschöpfer Yves Saint Laurent (der 2008 in Paris verstarb) sterbe mit Lagerfeld auch “ein großes Stück Haute Couture”, so Glööckler. Vor allem sei Lagerfeld ein leidenschaftlicher Exzentriker gewesen, mit all seinen Ecken und Kanten. Das sei sehr wichtig in einer Zeit, in der immer mehr Menschen angepasster Mainstream sein wollten. “Markant zu sein, ist das A und O – ob andere das blöd finden, ist erst mal egal”, so Glööckler, dessen Mode selbst extrem extravagant und auffällig daherkommt. 

Die deutsche Satire-Website “Der Postillon” würdigte Lagerfelds Verdienste in der Modewelt auf ihre Weise: “Gott nervös, weil er nicht weiß, in welchem Outfit er Karl Lagerfeld empfangen soll”, hieß es dort.