Drei Mal soll die japanische Raumsonde Hayabusa 2 in diesen Tagen auf dem Asteroiden Ryugu aufsetzen und Proben nehmen. Auch ein Sprengsatz soll zum Einsatz kommen. Die Sonde hatte dort zuvor schon Lander abgesetzt.
Hayabusa 2 soll drei mal auf Ryugu aufsetzen und dabei Staub und Steine aufsaugen
Der Asteroid Ryugu 162173 ist rund 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Seit Ende Juni 2018 umkreist die japanische Raumsonde Hayabusa 2 (der “Falke 2”) den Asteroiden.
Am 22. Februar soll die Sonde selbst nun auf dem Himmelskörper aufsetzen und dabei Asteroidenstaub und -Steine einsammeln. Es ist das erste von insgesamt drei derartigen Landemanövern. Später soll das Material zurück zur Erde transportiert werden.
Die Bestandteile – ein Orbiter und ein Lander – scheinen der Reise von Rosetta und Philae zum Kometen Tschuri (2004-2016) zu ähneln, aber nur auf den ersten Blick. Denn anders als die Raumsonde Rosetta soll Hayabusa 2 eine Kapsel mit Gesteinsproben zurück zur Erde schicken.
Mehr dazu: Kommentar: Rosetta war Rock’n Roll
Wie kommt der Asteroidenstaub zurück zur Erde?
Es werden drei komplizierte Operationen. Hayabusa 2 muss immer wieder kurz auf Ryugu aufsetzen, das Asteroidenmaterial aufsammeln und wieder abheben.
Zum Einsammeln des Astroidenmaterials nutzt Hayabusa 2 einen komplexen Mechanismus: Die Sonde setzt ein zylinderförmiges Gerät auf der Oberfläche ab, das – ähnlich einer Selbstschussanlage – bei Berührung mit der Oberfläche ein Projektil auf den Asteroiden abschießt. Dann saugt ein sogenannter Catcher den aufgewirbelten Staub und Partikel auf.
Erst 2020 kommt Hayabusa2 wieder zur Erde zurück und bringt den Asteroidenstaub mit.
Am Ende packt die Sonde die eingefangenen Asteroidenteilchen in eine Kapsel. Diese wird verschlossen und tritt gemeinsam mit Hayabusa 2 den Rückweg zur Erde an, wo sie Ende 2020 landen wird – wenn alles gut geht.
Geringe Anziehungskraft könnte die Sonde zum Purzeln bringen
Eine große Herausforderung für die Mission ist die minimale Anziehungskraft des Asteroiden. Die Landemanöver müssen vorsichtig eingeleitet werden. Denn es besteht die Gefahr, dass die Sonde von der Oberfläche abprallt und unkontrolliert herumpurzelt.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Japanischen Weltraumagentur JAXA Asteroidenstaub zur Erde bringt. Erstmals war das 2010 mit der Sonde Hayabusa gelungen.
Eine lange Anreise
Mehr als drei Jahre, ganz genau seit dem 3. Dezember 2014, ist Hayabusa 2 schon unterwegs. Am 27. Juni 2018 hatte die Sonde den Asteroiden erreicht, der den Namen eines mystischen, japanischen Unterwasserschlosses trägt: Ryugu.
MASCOT sieht aus wie eine Mikrowelle, hat aber einen Arm, um sich abzustoßen.
Asteroiden sind, wie Kometen, ursprüngliche Himmelskörper. Sie erlauben uns einen Blick zurück in die Entstehungsgeschichte des Sonnensystems vor mehr als vier Milliarden Jahren. Das macht sie interessant für Forscher. Asteroiden sind aber auch im Fokus, weil sie eine potentielle Bedrohung für uns sind.
Ryugus Flugbahn ist zwar für die nächsten Jahrhunderte weit von der Erde entfernt, aber ähnliche erdnahe Asteroiden könnten der Erde eines Tages durchaus gefährlich werden. Deshalb wollen die Planetenforscher so viel wie möglich über diese Typen von Himmelskörpern erfahren.
Ein deutsch-japanisch-französischer Lander
Und noch etwas unterscheidet Hayabusa 2 von Rotetta und Philae: Die japanische Sonde brachte nicht nur einen Lander mit, sondern gleich vier.
Neben Mascot hatte die Sonde zwei MinervaII Mini-Landeroboter bereits am 22. September 2018 abgesetzt. Am 3. Oktober hatte die japanische Raumsonde dann das deutsch-französische Messgerät “Mascot” erfolgreich abgeworfen.
Das kleine Gerät, das etwa so groß ist wie eine Mikrowelle, landete planmäßig wenige Minuten nach der Trennung von der Sonde “Hayabusa 2” auf dem Himmelskörper. Dort hat das Landegerät Messungen vorgenommen, mit deren Daten Forscher den Ursprüngen des Sonnensystems auf die Spur kommen wollen. “Mascot” war in Richtung Asteroid “geschubst” worden, schrieb das DLR damals auf Twitter.
Die Landung war dann ein voller Erfolg.
Landegerät stammt aus Deutschland und Frankreich
Mascot ist 9,6 Kilogramm schwer. Der Lander “Mobile Asteroid Surface Scout” (MASCOT), gebaut vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der französischen Raumfahrtagentur CNES ist mit einem Schwungarm ausgestattet.
Der erlaubte es ihm, auf der Asteroidenoberfläche zu hüpfen und so seine Position zu verbessern und zu verändern, falls er ungünstig fällt. Er verfügt unter anderem über eine Kamera, ein Radiometer, ein Spektralmikroskop und ein Magnetometer.
Drei Jahre war Hayabusa 2 unterwegs zum Asteroiden Ryugu
Der Einsatz von Mascot dauerte nur wenige Stunden, allerdings unter extremen Witterungsbedingungen. Vor Ort herrschen Temperaturen von minus 47 bis 63 Grad Celsius. Danach blieb der Lander auf dem Asteroiden zurück.
Bis der Asteroidenstaub seine Reise zurück zur Erde antreten kann, bleibt für die Raumsonde und die Flugkontrolleure auf der Erde allerdings noch viel zu tun: Bis Ende 2019 soll Hayabusa 2 noch um den Asteroiden kreisen, ihn vermessen und mit seinen Fernerkundungsinstrumenten erforschen.
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`Oumuamua: Ist das wirklich ein Asteroid?
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Hayabusa2 verfügt dazu über ein Infrarotspektrometer, das den Mineral- und Wassergehalt messen kann sowie über eine Wärmebildkamera, die die Temperatur und die Wärmeträgheit des Asteroiden erforschen soll.
Und noch eine Besonderheit hat Hayabusa2 zu bieten: Sie soll einen zwei Kilogramm schweren Kupferkörper auf den Asteroiden fallen lassen, der – so hoffen die Forscher – einen künstlichen Krater hinterlässt. Durch ihn soll die Sonde einen Blick unter die Oberfläche des Kometen werfen und sein Innenleben analysieren.
Derzeit ist zudem die NASA-Sonde Osiris-REx auf dem Weg zum Asteroiden 101955 Bennu, auch bekannt als 1999RQ. Auch sie soll Bodenproben nehmen und sie voraussichtlich 2023 zur Erde zurückbringen. Bennu ist gefährlicher als Ryugu. Die Wahrscheinlichkeit, dass er die Erde im letzten Viertel des 22. Jahrhunderts trifft, iegt immerhin bei 1:2700.