Koloniale Raubkunst: Frankreich und Deutschland wollen zusammenarbeiten

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Die Debatte um die Rückgabe von Objekten aus der Kolonialzeit geht weiter. Auch Deutschland will sich der Herausforderung stellen. Gibt es eine gemeinsame Lösung? Zwei der wichtigsten Akteure wollen zusammenarbeiten.

Die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz und das Museum Quai Branly in Paris wollen bei der Rückgabe von Kolonialkunst künftig enger kooperieren. “Die Situation der beiden Länder ist vergleichbar”, sagte Stiftungs-Präsident Hermann Parzinger nach einem Treffen mit den französischen Kollegen Stéphane Martin in Paris gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Hermann Parzinger und sein französischer Amtskollege Stéphane Martin

“Es ist besser, eine gemeinsame Position zu entwickeln, in der die Erfahrungen der Museumsexperten berücksichtigt werden”, sagte der Direktor des Musée Quai Branly, Stéphane Martin. Sowohl Frankreich als auch Deutschland treiben die Rückgabe der Objekte aus der Kolonialzeit voran. Den Anstoß zu der neuen Debatte hatte ein Bericht des senegalesischen Ökonomen Felwine Sarr und der französischen Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy gegeben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte die beiden Wissenschaftler beauftragt, einen Restitutionsreport zu erstellen. Darin empfehlen sie die sofortige und bedingungslose Rückgabe aller Objekte, die bei militärischen Aktionen erbeutet wurden. Macron sprach sich dafür aus, entsprechende Artefakte in die Herkunftsländer zu überstellen, insbesondere nach Benin.

Weckruf für Deutschland

Der Bericht, der im November 2018 veröffentlicht wurde, war ein Weckruf auch für Deutschland, das sich in dieser Frage bislang weniger eindeutig positioniert hat. Bis März 2019 wollen Bund und Länder nun eine gemeinsame Stellungsnahme zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes vorlegen, wie der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda ankündigte.

Der Restitutionsbericht von Felwine Sarr und Bénédicte Savoy sorgt auch in Deutschland für Wirbel

Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters hielt die deutschen Museen dazu an, ihre Bestände auf Objekte aus Kolonialzeiten zu prüfen und den weiteren Umgang damit zu klären. Bei Sammlungsbeständen aus kolonialem Kontext sind laut Museumsbund sowohl Objekte gemeint, die tatsächlich aus Kolonialzeiten stammen, aber auch Objekte in denen sich koloniales Denken widerspiegelt.

“Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg”, kommentierten Mitte Dezember Kulturstaatsministerin Monika Grütters und die Staatsministerin für internationale Kultur- und Bildungspolitik, Michelle Müntefering (SPD). “Von Museen und Sammlungen erwarten wir die Bereitschaft, sich offen der Frage einer Rückgabe von Kulturgütern zu stellen”, schrieben sie in einem Gastbeitrag für die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” – und warnten vor einer Verzögerungstaktik.

Hermann Parzinger sieht in der Debatte eine große Chance für das Humboldt-Forum, das im Herbst 2019 in Berlin eröffnet werden soll, das auf “die zunehmende Aktualität der deutschen Kolonialgeschichte in unserer Öffentlichkeit” reagieren müsse.

so/pg (dpa)