Deutschland bei Heim-WM auf Halbfinal-Kurs

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Sieg im ersten Hauptrundenspiel: Die deutschen Handballer gewinnen dank einer starken defensiven Leistung und einem lautstarken Publikum souverän gegen Island und bleiben damit weiter ungeschlagen.

Hauptrundenstart geglückt, Halbfinale im Visier: Die deutschen Handballer haben bei der Heim-WM dank ihres Abwehr-Bollwerks mit einem starken Torhüter Andreas Wolff den nächsten Schritt Richtung Medaille gemacht. Die weiterhin ungeschlagene Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop besiegte Island im Hexenkessel Kölnarena mit 24:19 (14:10) und übernahm mit 5:1 Punkten die Tabellenführung in der Gruppe 1. Bester Werfer der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) vor 19.250 begeisterten Zuschauern war Steffen Fäth mit sechs Toren, Kapitän Uwe Gensheimer erzielte fünf Treffer. Am Montag (20.30 Uhr MEZ) trifft das DHB-Team im Duell der Ex-Weltmeister auf Kroatien (4:0). Zum Abschluss der Hauptrunde wartet am Mittwoch Europameister Spanien (20.30 Uhr MEZ).

Emotionale Halbzeit

Prokop nahm einige Stunden vor der Begegnung seinen ersten von möglichen drei personellen Wechseln vor. Europameister Kai Häfner rückte für den Leipziger WM-Debütanten Franz Semper in das Aufgebot. Steffen Weinhold kehrte nach seiner im Frankreich-Spiel erlittenen Adduktorenzerrung zumindest in den Kader zurück. Unter den Augen von Handball-Ikone Joachim Deckarm, der seinen 65. Geburtstag zusammen mit den 78er-Weltmeistern feierte und sichtlich bewegt dem Ständchen in der Halbzeitpause lauschte, kamen die Gastgeber in ihrem “Wohnzimmer” glänzend ins Spiel. Fäth hämmerte den Ball zum 5:2 in den Winkel (7.Minute).

Bester Werfer: Steffen Fäth

Danach schlichen sich allerdings einige Fehler ins Spiel des Gastgebers ein. Anspiele fanden den Mitspieler nicht, gute Torchancen blieben ungenutzt. Im Angriff tat sich die DHB-Auswahl schwer. Der Ex-Kieler Aron Palmarsson traf zur ersten Führung der Gäste (6:5/13.). Prokop reagierte sofort und nahm eine Auszeit. “Wir müssen bei uns bleiben und dürfen uns nicht verrückt machen lassen”, forderte der Bundestrainer. Seine Spieler hörten gut zu. Der Innenblock um Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler war schier unüberwindbar, und die daraus resultierenden Ballgewinne nutzte der dreimalige Weltmeister immer wieder zu leichten Toren.

Starker Kapitän 

Das DHB-Team setzte sich so von 9:9 (22.) auf 13:9 (27.) ab – die Arena kochte. Bezeichnend für das deutsche Spiel war der Treffer zum zwischenzeitlichen 12:9: Paul Drux erkämpfte sich mit einem Hechtsprung den Ball, Patrick Groetzki leitete sehenswert zu Gensheimer weiter, der eiskalt vollendete. “In einigen Situationen können wir noch etwas wacher sein. Wir spielen es aber gut. Wenn wir so weitermachen, werden wir das Spiel hundertprozentig gewinnen”, sagte Teammanager Oliver Roggisch in der Halbzeitpause, während sich Ex-Bundestrainer Heiner Brand, der Deutschland beim Wintermärchen 2007 zum WM-Titel geführt hatte, beeindruckt von der “sensationellen Stimmung” zeigte.

Die kampfstarken Isländer gaben aber auch ohne Palmarsson nicht auf, der nach rund 20 Minuten angeschlagen vom Feld musste. Der Olympia-Zweite von 2008 verkürzte auf 16:18 (41.). Doch ein gehaltener Siebenmeter von Wolff und Fäths Treffer zum 20:16 brachten die DHB-Auswahl wieder auf Kurs. Nach einer Wahnsinnsparade klatschte Wolff, der zwölf Bälle hielt, in der Schlussphase mit einem kleinen Fan hinter seinem Tor ab. Die schwarz-rot-goldene Party in der Arena hatte da schon längst begonnen.

sw/cc (sid, dpa)